Jenseits Der Grenze
fertiggestellt werden. Einige wenige dieser Schiffe wird man aber weiterbauen. Sie bilden dann gemeinsam eine deutlich kleinere Flotte, die sich der Verteidigung des Allianz-Territoriums widmen wird.«
»Wann brechen wir auf?«, wollte Captain Vitali vom Schlachtkreuzer Daring wissen.
»Ich muss mir zunächst ein Bild vom Zustand unserer Schiffe machen. Wie viel Arbeit muss noch erledigt werden? Wie viel Personal hatte bislang die Gelegenheit zu einem Heimaturlaub? Wie viele Leute benötigen erst noch diese Gelegenheit?«, sagte Geary. »Aber meine Absicht ist es, mindestens einen Monat darauf zu verwenden, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Das ist das Mindeste, was die Besatzungen unserer Schiffe verdient haben.«
»Sie verdienen mehr Zeit daheim«, grummelte der Captain der Warspite .
Das stimmte zwar, aber noch während Geary sich im Geiste eine geeignete Antwort zurechtlegte, meldete sich wieder Captain Parr zu Wort und deutete auf das Sternendisplay. »Was ist mit den Menschen, von denen die Syndiks gesagt haben, dass sie im Gebiet der Aliens verschwunden sind? Werden wir versuchen, etwas über ihr Schicksal in Erfahrung zu bringen? Wenn wir herausfinden, was sie mit menschlichen Gefangenen anstellen, dann erfahren wir zugleich eine Menge über diese Aliens.«
»Einige von diesen Menschen leben noch«, erklärte Badaya in einem überzeugten Tonfall, der alle Anwesenden aufhorchen ließ. »Ich bin gerade zu diesem Schluss gekommen«, ergänzte er, als er merkte, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. »Während des … ›Durcheinanders‹ vor ein paar Stunden musste ich daran denken, wie leicht es ist, uns zum Narren zu halten. Nicht nur, weil wir alle Menschen sind, sondern weil es sich bei denjenigen, die das mit uns machen, ebenfalls um Menschen handelt. Wir kennen unsere Schwächen, wir wissen, wie unser Verstand arbeitet und was wir übersehen, wenn der andere will, dass wir es übersehen. Wir kennen die besten und wirkungsvollsten Tricks, um andere Menschen zu täuschen.«
Duellos reagierte darauf mit einer widerstrebend respektvollen Miene. »Aber diese Aliens haben uns auch mehr als nur einmal getäuscht, ganz zu schweigen von den Syndiks, denen sie hundert Jahre lang etwas vorgemacht haben. Das heißt, sie besitzen ein umfassendes Wissen über die menschliche Denkweise, und sie verstehen es auch, dieses Wissen wirkungsvoll anzuwenden.«
»Genau! Wir können über eine andere Spezies so viel lesen, wie wir wollen, ob es Katzen, Hunde, Rinder oder Fische sind – aber ohne sie persönlich zu erforschen, können wir nicht darauf hoffen, sie zu verstehen.«
Geary musste ein Schaudern unterdrücken, als er sich vorstellte, dass Menschen gefangen gehalten wurden, um sie zu studieren. Die Reaktionen der anderen zeigten ihm, dass er nicht als Einziger diesen Gedanken hatte. »Als wir das Ultimatum sahen, das die Aliens den Syndiks geschickt hatten, fanden wir doch, dass es sich wie etwas las, das von einem Menschen verfasst worden war. Von menschlichen Anwälten, nicht wahr?«, fragte er an Duellos gerichtet.
»Ja, richtig«, bestätigte der. »Es waren die Formulierungen in diesem Ultimatum, die uns auf diesen Gedanken brachten. Wenn die Aliens menschliche Anwälte gefangen halten, würde ich persönlich empfehlen, dass wir uns nicht weiter darum kümmern. Wir haben auch so schon genug Anwälte.«
»Die werden den Aliens einigen Schaden zufügen«, meinte Desjani. »Besser denen als uns.«
»Es gibt Schicksale, die sind sogar für Anwälte zu hart«, merkte Commander Landis von der Valiant an und fügte hinzu: »Mein Bruder ist Anwalt.«
»Herzliches Beileid«, kommentierte Duellos diese Äußerung.
»Ich glaube aber, seine Bemerkung spricht einen wichtigen Punkt an«, sagte Tulev ernst. »Wir haben es hier mit Syndiks zu tun. Die Frage muss gestellt werden, welches Risiko wir eingehen sollen, um sie zu retten. Wird es davon abhängen, ob sie als Sklaven gehalten werden?«, fragte er. »Oder als Versuchskaninchen?«
Jane Geary schüttelte den Kopf. »Es ist möglich, dass sie gar nicht so schlecht behandelt werden; zwar gefangen, aber in einer … na ja, in einer natürlichen Umgebung. In einer Stadt oder etwas Ähnlichem. Wenn die Aliens sich ein Bild davon machen wollen, wie wir auf unsere Umwelt reagieren, dann werden sie sich nicht ansehen, wie sich Menschen in einem Labor verhalten, sondern wie sie in einem natürlicheren Umfeld agieren.«
»Vielleicht werden einige gefangene
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