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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kinn ein wenig höher. »Ich studiere Malerei. «
    Er dachte an die Skizzen, die ihr Talent bewiesen. »Interessant. Lieben Sie die Malerei?«
    »Ja, sehr.«
    Er zog eine Braue hoch. »Wie ungewöhnlich. Besuchen viele junge Damen die Kunstakademie?«
    »Etwa ein Viertel sind Studentinnen«, erklärte sie lächelnd. »Wir alle heben die Malerei.«
    Edward sah sie unverwandt an und widerrief seinen ersten Eindruck. Sofie O'Neil war schön. Wenn sie lächelte, hellten ihre Gesichtszüge sich auf, als strahle sie von innen. Etwas in ihm regte sich, und es waren nicht nur seine Lenden. Plötzlich wünschte er jünger zu sein, seine Ideale nicht verloren zu haben und sich für eine Ehefrau erwärmen zu können. Ein völlig absurder Gedanke.
    »Das ist bewundernswert, Miß O'Neil«, sagte er aufrichtig. Und dann sah er wieder das hässliche, graue Kleid. Er hatte noch keine Frau kennengelernt, die nicht Gefallen an hübschen Kleidern, kostbarem Schmuck und gutaussehenden Männern gehabt hätte. Sofie O'Neil sollte weiße Seidenkleider, Perlen und Diamanten tragen und von einem Schwarm junger Männer angehimmelt werden. Wieso war er der einzige Mann, der ihre Nähe suchte?
    Er lächelte. »Ich nehme an, dass bald ein junger Mann einen Teil ihrer Leidenschaft für sich beanspruchen wird.«
    Sie versteifte sich.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Ja«, murmelte sie und wandte den Blick.
    Er konnte sich nicht denken, wieso. Bald würde ein junger Mann hinter der gouvernantenhaften Frisur und ihrer mausgrauen Aufmachung ihre wahre Schönheit erkennen und ihr Herz im Sturm erobern. Wie könnte es anders sein?
    Miß O'Neil erinnerte ihn an einen der ungeschliffenen Diamanten, die er aus Afrika mitgebracht hatte, stumpfe, glanzlose Steine, die erst nachdem sie geschliffen und poliert waren ihre Pracht zum Glitzern brachten.
    Sofie wandte sich ihm wieder zu. »Ich beabsichtige, den Beruf einer Kunstmalerin zu ergreifen«, sagte sie.
    »Den Beruf einer Kunstmalerin?«
    »Ja.« Sie blickte ihn unverwandt an. »Ich habe die Absicht, meinen Lebensunterhalt als Malerin zu verdienen.«
    Er war verblüfft. Wohlerzogene junge Damen übten keinen Beruf aus.
    Sie fuhr sich wieder mit der Zunge über die Lippen. »Habe ich Sie schockiert?«
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete er aufrichtig. »Ich bin ziemlich liberal eingestellt. Ihr zukünftiger Gatte wird vermutlich anderer Ansicht sein.«
    Sie nestelte an den Falten ihres Rocks. »Würde ich heiraten, dann würde mein Ehemann mir zweifellos untersagen, irgendeinen Beruf auszuüben, erst recht den Beruf einer Künstlerin.«

    Edward traute seinen Ohren nicht. »Wollen Sie damit etwa zum Ausdruck bringen, dass Sie nicht heiraten werden?
    «
    Sofie nickte.
    Edward war nun völlig entgeistert. Diese junge Dame hatte sich nicht gescheut, ihn und Hilary beim Liebesakt zu beobachten, und ihre Skizzen ließen auf eine ungewöhnliche Begabung schließen. Einer solchen Frau war Edward noch nie begegnet. Die gouvernantenhafte, graue Maus schien keinerlei Bedenken zu haben, Konventionen zu sprengen.
    »Sie ... « Sofie schluckte. »Sie starren mich an, als hätte ich zwei Köpfe, Sir.«
    Edward atmete tief ein. »Vermutlich sind Sie daran gewöhnt, Gesprächspartner mit Ihrem Vorsatz zu verblüffen, sich ihren Lebensunterhalt mit der Malkunst zu verdienen, statt ein Leben an der Seite eines Ehemannes zu verbringen.«
    »Nein, bin ich nicht.« Sie senkte den Kopf. »Ich bewege mich nicht häufig in der Gesellschaft. Und ich rede nicht über meine beruflichen Pläne.«
    Edward war versucht, ihre Hand zu ergreifen. Da sie weiterhin den Kopf gesenkt hielt, richtete er seine nächsten Worte an ihren schnurgeraden Scheitel. »Ich fühle mich durch Ihr Vertrauen geschmeichelt.«
    Sofie hob ruckartig den Kopf.
    Edward lächelte sanft. »Ist das der Grund, warum Sie sich so schlicht kleiden? Wollen Sie Ihre Schönheit absichtlich verbergen, um unerwünschte Bewunderer abzuschrecken?«
    Ihre Lippen wurden schmal. »Halten Sie mich für eine Närrin?« Sie war bleich geworden.
    »Miß O'Neil ... «
    Sie hob abwehrend die Hand. »Warum sagen Sie so etwas? Wir beide wissen, dass ich keine Schönheit zu verbergen habe.«
    Sie hatte keine Ahnung von ihrem unverfälschten Charme. Und plötzlich fasste Edward den Entschluss, dieses junge Mädchen aufzurütteln, bis sie sich im richtigen Licht sah. »Ich musste es sagen, weil es die Wahrheit ist.«
    Sie verschränkte die Arme. »Sie machen sich lustig über

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