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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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wurden.
    Sofie stand an der Treppe und hielt sich an der Balustrade fest, erleichtert, dass Lisa keine weiteren aufdringlichen Fragen stellte. Bang überlegte sie, was sie tun sollte. In spätestens einer halben Stunde gesellten die Herren sich wieder zu den Damen. Sie musste nicht lange warten - wenn sie den Mut dazu aufbrachte.
    Wenn sie sitzen blieb, würde er ihren hinkenden Gang nicht bemerken. Sofie wusste, dass sie unvernünftig handelte, doch ihr gesunder Menschenverstand hatte sie nach den Ereignissen des heutigen Tages gründlich im Stich gelassen und war dem sündigen Verlangen gewichen, nur noch ein einziges Mal in Edward Delanzas Nähe zu sein und sich von seinem unwiderstehlichen Charme gefangen nehmen zu lassen.
    »Wo willst du hin?« Suzanne kam auf sie zu.
    »Ich wollte eigentlich zu Bett gehen.«
    »Du darfst dich nicht so früh zurückziehen, Sofie.«
    Sofie blickte in das angespannte Gesicht ihrer Mutter. »Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Es wäre aber unhöflich, dich so früh zu verabschieden. Ebenso unhöflich wie dein Ausflug zum Strand heute Nachmittag, ohne die Gäste zu begrüßen.«
    »Tut mir leid, Mutter.«
    »Ich weiß, dass es dir leid tut und dass du nicht unhöflich sein wolltest. Aber Sofie ... « Suzanne ergriff die Hand ihrer Tochter. »Erst kürzlich hat eine meiner Bekannten von dir gesprochen und dich eine Einsiedlerin genannt!
    Reicht es denn nicht, dass man dich für exzentrisch hält?«
    Sofie fühlte sich gekränkt, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. »Mutter, was verlangst du von mir?
    Wie soll ich ernsthaft malen und Gesellschaften, Pferderennen und Damentees besuchen? Wenn deine Freundinnen mich für exzentrisch halten, haben sie vermutlich recht. Für sie bin ich eben ein komischer Kauz.«
    »Du kannst so exzentrisch sein, wie du willst, Liebes, solange du gewisse Regeln befolgst. Du hast zwei Monate völlig allein in New York verbracht, um dich deinem Studium zu widmen. Ich will nur, dass du dich dieses Wochenende meinen Gästen widmest. Ist das zu viel verlangt, Sofie?«
    Sofie schüttelte beschämt den Kopf. »Nein, du hast recht, es ist nicht zu viel verlangt. «
    »Vielleicht hätte ich meine Einwilligung nicht geben dürfen, dass du mutterseelenallein in der Stadt lebst, vielleicht hätte ich darauf bestehen sollen, dass du wenigstens den Sommer in Newport bei der Familie verbringst.«
    Sofie erschrak. »Das würde mein Interesse für die Malerei nicht schmälern.«
    Suzanne verzog die Mundwinkel. »Leider, das ist mir längst klar.« Sie zögerte und sah ihrer Tochter forschend in die Augen. »Ich habe dich vorhin mit Edward Delanza gesehen, Sofie. Und seltsamerweise habe ich nicht den Eindruck, dass du ihm heute Abend zum ersten Mal begegnet bist.«
    Sofie errötete bis unter die Haarwurzel. Nein, es war nicht ihre erste Begegnung. Aber niemals würde sie ihrer Mutter gestehen, dass sie ihn heimlich beim Liebesakt mit ihrer Nachbarin beobachtet hatte.
    »Es stimmt also!« rief Suzanne entsetzt.
    »Nicht wirklich«, wiegelte Sofie ab. »Nein. Ich habe ihn heute Nachmittag gesehen, das ist alles. Aber ich habe nicht mit ihm gesprochen.«
    Suzanne hob tadelnd den Finger. »Ich wünsche, dass du dich von ihm fernhältst - hast du mich verstanden? Wenn er dir aus unerfindlichen Gründen nachstellt - halte dich von ihm fern! «
    Sofie hielt den Atem an. »Es ist meine feste Absicht, mich von ihm fernzuhalten. Ich bin keine Närrin.«
    »Ein Mann wie er ist imstande, einem jungen Mädchen den Kopf zu verdrehen.«
    »Mir nicht. Ich bin kein Kind mehr. Mit zwanzig bin ich beinahe schon eine alte Junger.« Sofie sah ihre Mutter fragend an. »Ist er wirklich Diamantenschmuggler?«

    »Ja, das ist er. Und wenn das nicht reicht, dich vor ihm zu warnen, er ist außerdem ein unverbesserlicher Frauenheld und ein Lebemann.«
    Sofie war im Gegensatz zu ihrer Mutter nicht bereit, Edward Delanza als zutiefst schlechten Menschen zu verdammen, trotz allem, was sie gesehen hatte. Sie dachte an seine Worte, als er ihr nahegelegt hatte, nicht alles zu glauben, was sie über ihn gehört hatte. »Wenn er so grässlich ist, warum hast du ihn dann eingeladen?«
    Suzanne seufzte.
    »Er gibt der Abendgesellschaft Farbe. Ein gutaussehender Junggeselle ist immer eine Attraktion.
    Und Mr. Delanza genießt eben wegen seines zweifelhaften Rufes eine gewisse Popularität - ganz zu schweigen von seinem blendenden Aussehen und seinem Charme. Worüber unterhalten die Damen im
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