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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Er und Hilary waren ein wunderschönes Paar. Und obgleich Hilary sich sehr damenhaft und sittsam verhielt, hätte Sofie schwören können, dass sie unter dem Tisch ihren Schenkel an den seinen presste, ihn vielleicht sogar streichelte. jedes Mal, wenn Hilary Edward anlächelte, dachte Sofie an das, was sie zusammen getan hatten, was sie zweifellos heute Nacht wieder tun würden, und ein Stich ging ihr durchs Herz.
    War sie eifersüchtig? Sie hatte ihre Kunst, in der sie völlig aufging. Sie hatte sich gegen die Ehe entschieden und war glücklich mit ihrer Entscheidung. Und wenn sie gelegentlich Zweifel befielen, musste sie nur an Mary Cassatt denken, die berühmte Malerin, die auf Heirat und Kinder verzichtet hatte, um sich ganz ihrem künstlerischen Schaffen zu widmen.
    Edward fing ihren Blick erneut auf, und diesmal hielt sie ihm stand.
    Sofie zerschmolz innerlich.
    »Sofie, du starrst die Gäste an, das ist unhöflich«, flüsterte Suzanne neben ihr.
    Sofie zuckte zusammen. Ihre Wangen glühten. Sie glaubte, in Edward Delanzas blauen Augen eine Botschaft gelesen zu haben. Nein, mit Sicherheit hatte sie sich geirrt und bildete sich nur ein, eine beängstigende Dringlichkeit und ein raubtierhaftes Interesse gelesen zu haben.
    Suzanne wandte sich mit einer charmanten Bemerkung ihren Gästen zu und erntete ein dankbares Lachen.
    Sofie hatte genug von dem Theater. Wie sollte sie noch eine Nacht und einen ganzen Tag überstehen, ehe dieses Wochenende vorüber war und sie wieder nach New York zurückkehren konnte? Sie spielte mit dem Gedanken, eine Unpässlichkeit vorzuschützen und den morgigen Tag auf ihrem Zimmer zu verbringen.
    Sein Flirt mit ihr vor dem Dinner war ihr vollkommen rätselhaft. Er war der erste Mann, der sich für sie zu interessieren schien, der erste, der mit ihr flirtete, der ihr schmeichelte. Hätte er ihren plumpen Gang bemerkt, wäre ihm sein Charme schnell vergangen, und er hätte sie nicht beachtet, genau wie alle anderen.
    Suzanne hob die Tafel auf und bat die Gäste ins angrenzende Kaminzimmer. Sofie war tief in Gedanken versunken, und erst als sie Stühle rücken hörte, bemerkte sie, wie die Gäste sich erhoben. Wenn Mr. Delanza sah, wie sie aus dem Speisesaal hinkte, würde sein Interesse rasch erlöschen. Sollte er tatsächlich etwas Reizvolles an ihr gefunden haben, würde er beim Anblick ihres plumpen hinkenden Ganges schleunigst seine Meinung ändern.
    Sofie blieb sitzen und wich seinem fragenden Blick aus. Schließlich verließ auch er den Saal, um sich mit den anderen Herren in den Rauchsalon zu Cognac und Zigarren zurückzuziehen. Erst jetzt stand auch Sofie auf und folgte den Damen.
    Einerseits wollte sie in ihr Zimmer flüchten. Dann würde er nicht bemerken, dass sie ein Krüppel war, und sie könnte ungestört ihrem Wunsch nachgehen und zeichnen. Ihn zeichnen.
    Andererseits wollte sie bleiben.
    Im Flur gesellte sich Lisa zu ihr. »Ist er es?«
    Sofie lächelte matt. »Ja.«
    Lisa entfuhr ein spitzer Schrei. »O Gott, du könntest ihn malen, Sofie! Es wäre ein überwältigendes Bild.«
    Sofie schwieg. Was sollte sie darauf sagen? Sie hatte sich längst vorgenommen, ihn zu malen. Und es würde ein gutes Bild werden, daran hatte sie keinen Zweifel.

    »Wie findest du ihn?« Lisa blieb vor dem Kaminzimmer stehen.
    »Er ist so, wie du ihn beschrieben hast, Lisa. Umwerfend, überwältigend... gefährlich.«
    »Du bist also auch von ihm hingerissen!«
    Sofie schluckte heftig. »Unsinn, natürlich nicht.«
    Lisa platzte beinahe vor Neugier. »Worüber habt ihr beide euch vor dem Dinner unterhalten? Ist er nicht wahnsinnig charmant? Denkst du ... er hat eine Affäre mit Hilary?«
    »Lisa! » Sofie war schockiert. Wenn jemand sie belauschte!
    »Na und? Sie ist schön und verwitwet und er ist ein Herzensbrecher. Und außerdem hab' ich sie zusammen gesehen«, flüsterte Lisa.
    »Was ... was, um Himmels willen, weißt du von Herzensbrechern und ... Affären?« stammelte Sofie.
    Lisa lächelte verschmitzt. »Ich verkrieche mich nicht in der Akademie oder in meinem Zimmer und verbringe meine Zeit mit Malen wie du, Sofie. Ich habe Freundinnen, ich gehe aus. Alle Welt redet über derlei Dinge.
    Witwen haben Erfahrung und sind weit weniger gefährlich als verheiratete Frauen.«
    Sofie blinzelte entgeistert.
    »Newport war noch nie so aufregend, das. steht jedenfalls fest.« Lachend eilte Lisa ins Kaminzimmer, wo Konfekt und Portwein gereicht

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