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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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weil sie die elegantesten Kreationen Pariser Modeschöpfer trug, sich mit kostbarem Schmuck behängte und ihr Friseur wahre Wunderwerke zauberte. Ihr schweres, tintenschwarzes Haar war -denn auch ihr einziger Vorzug. Der bedeutendste Vorzug an ihr war indes, dass sie die reichste Erbin New Yorks, wenn nicht des ganzen Landes war. In Bälde würde sie einen verarmten britischen Aristokraten heiraten, wie es in den letzten Jahren unter reichen amerikanischen Erbinnen Mode geworden war. Carmines Auserkorener war ein um etliche Jahre älterer Herzog.
    Carmine lächelte, ihre schwarzen Augen funkelten böse.
    »Ich fürchte, ich habe deine Frage nicht gehört«, entschuldigte Sofie sich beklommen. Normalerweise ging sie Carmine aus dem Weg, deren spitze Zunge gefürchtet war.
    »Was hältst du von Mr. Delanza? Du hast vor dem Essen so angeregt mit ihm geplaudert. Sicherlich hast du dir eine Meinung über ihn gebildet.«
    Es war still geworden im Zimmer, und ein Dutzend herausgeputzte, mit funkelnden Juwelen behängte Damen wandten Sofie ihre Gesichter zu, der die glühende Hitze in die Wangen stieg. »Wir ... wir haben kaum miteinander geredet«, stammelte sie, plötzlich heiser geworden. »Er ... er scheint ... ganz nett zu sein.«
    Carmine lachte hellauf. Die anderen Damen kicherten.
    Carmine wandte sich an Hilary. »Ich habe das Gefühl, Mr. Delanza hat eine neue Eroberung gemacht.«
    Sofie straffte die Schultern und wollte schon eine passende Antwort geben, als ihr klar wurde, dass Eifersucht aus Carmine sprach.
    Carmine wäre selbst gern der Mittelpunkt von Edward Delanzas Aufmerksamkeiten gewesen. Ohne ihre Modellkleider, ohne ihren Schmuck und ohne ihr Geld wäre Carmine nur ein mageres, boshaftes, missgünstiges Mädchen. Und plötzlich begriff Sofie, dass Carmine nicht zu beneiden war. Es war nicht sonderlich angenehm, darauf zu warten, ob der Herzog ihr einen Heiratsantrag machte, und dabei zu wissen, dass der einzige Grund für diesen Antrag das riesige Vermögen ihres Vaters, war.
    Hätte Sofie den Wunsch gehabt zu heiraten, hätte ihr ein ähnliches Schicksal geblüht. Ihr Stiefvater wäre gezwungen, eine Stange Geld lockerzumachen, um einen Ehemann für sie an Land zu ziehen.
    »Wir sind doch alle begeistert von Mr. Delanza«, hörte sie Hilary zu ihrer Verteidigung sagen.
    Sofie setzte zum Sprechen an, sehr wohl in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Doch dann sagte Carmine kichernd: »Aber wir sind keine Krüppel, Hilary. Mr. Delanza mag jede von uns reizvoll finden, aber doch nicht die arme Sofie, findest du nicht?«
    »Also, das geht entschieden zu weit, Carmine«, entgegnete Hilary schneidend, trat zu Sofie und legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Sofie kennt ihre Grenzen, liebe Carmine«, bemerkte Suzanne kühl und durchquerte den Raum. »Habe ich recht, Liebes?«
    »Ja, Mutter«, bestätigte Sofie, die nach außen Ruhe bewahrte. »Ich kenne meine Grenzen sehr wohl. Mr. Delanza interessiert mich nicht, ebenso wenig wie irgendein anderer Mann. Oder hast du vergessen, dass ich mich weigerte, mein Debüt zu geben?«
    »Ach ja, du studierst ja Kunst«, entgegnete Carmine. »Wie praktisch für dich.«
    Sofie straffte die Schultern, ihre Augen blitzten. Mühsam versuchte sie, den in ihr aufwallenden Zorn zu bezähmen, was ihr nur halbwegs gelang. »Mein Interesse für Kunst ist nicht weniger praktisch für mich als dein englischer Herzog für dich.«
    Carmine schnappte hörbar nach Luft ob der Beleidigung, doch ehe eine der Damen etwas darauf erwidern konnte, erschienen die Herren, und alle Aufmerksamkeit wandte sich ihnen zu. Sofie saß stocksteif da; sie konnte es kaum fassen, dass sie es gewagt hatte, Carmine so scharf zurechtzuweisen, obwohl sie es verdient hatte. Und dann sah sie ihn, und Carmine Vanderbilt war vergessen.
    Er betrat lässig den Salon, einen Cognacschwenker in der Hand. Bei seinem Lächeln vertieften sich seine Grübchen, die weißen Zähne blitzten im gebräunten Gesicht. Er ließ den Blick unbekümmert schweifen und begegnete Sofies Augen. Sofies Herz machte einen Sprung. Ihr war heiß und kalt zugleich.
    Sogleich war Lisa an Edwards Seite und zog ihn in ein Gespräch. Die Unterhaltungen der anderen Gäste setzten wieder ein, lebhafter und lauter als zuvor. Sofie vermochte den Blick nicht von ihrer Schwester und Edward zu wenden.
    Lisa hatte sich bei ihm untergehakt und schlenderte mit ihm durch den Salon, plaudernd, lächelnd, grazil und anmutig.
    Sofie liebte
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