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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Thornhill!«
    Der Angesprochene fuhr herum. »Hast du etwas gehört?« fragte er Marga.
    »Das war McKays Stimme«, sagte La Floquet.
    »Warten wir auf ihn«, befahl Thornhill.
    Zehn Minuten vergingen, dann kam McKay in Sichtweite, wie er mit großen Schritten den Berg hinaneilte, Lona Hardin nur wenige Meter hinter ihm. Er holte die Gruppe ein, blieb einen Augenblick stumm stehen, um Luft zu holen.
    »Ich habe beschlossen, mitzukommen«, sagte er dann. »Sie haben recht, Thornhill – wir müssen das Tal verlassen.«
    »Und er glaubt, daß es seinem Herzen schon besser geht«, sagte Lona Hardin. »Wenn er jetzt das Tal verläßt, ist er vielleicht wieder gesünder als vorher.«
    Thornhill lächelte. »Hat lange gedauert, Sie zu überzeugen, nicht wahr?« Er legte die Hand an die Stirn und schaute nach oben. »Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Verschwenden wir keine Zeit mehr.«
     
6.
     
    Eineinhalb Kilometer sind keine lange Strecke. Ein Mensch konnte sie in etwa einer halben Stunde zurücklegen – aber nicht eineinhalb Kilometer steil bergauf.
    Sie legten zahlreiche Pausen ein, obwohl es nicht Nacht wurde und sie kein Bedürfnis hatten, zu schlafen. Manchmal mußten sie Hunderte von Metern auf einer Höhe zurücklegen, um nur einige Meter aufzusteigen, dann wieder bot sich erst nach langen Stunden die nächste Stelle, an der ein Aufstieg sinnvoll erschien. Es war eine schwere, langsame Arbeit, und der Berg schien höher und höher zu werden, je weiter sie kletterten.
    Die Luft blieb überraschend warm, wurde niemals drückend, allerdings nahm die Windgeschwindigkeit mit zunehmender Höhe zu. Nirgendwo hier oben schien etwas zu leben – die zutraulichen Tiere des Tales bewegten sich nicht über die Baumgrenze hinaus, und die lag bereits weit unter ihnen. Die Neunergruppe arbeitete sich über loses Gestein und glatte Felsplatten voran.
    Thornhill spürte, wie er langsam müde wurde, wußte aber auch, daß die regenerative Kraft des Tales in ihm arbeitete und alles Gift, das sich in seinen Muskeln sammelte, wegschwemmte und ihm Kraft verlieh, weiterzugehen. Stunde um Stunde kämpften sie sich den Berg hinan.
    Gelegentlich schaute Thornhill zurück und sah La Floquets blasses, vor Furcht verzerrtes Gesicht. Dem kleinen Mann machte die Höhe zu schaffen, aber er mühte sich redlich ab. Die Fremden waren etwas zurückgeblieben, folgten aber ebenfalls beharrlich. Vellers marschierte mechanisch vor sich hin, sprach selten ein Wort, tolerierte offenbar die schwächeren Sterblichen unter ihnen, an deren Geschwindigkeit er sich anpassen mußte.
    Was Marga betraf, so war von ihr kein Klagelaut zu hören. Das freute Thornhill mehr als alles andere.
    Sie waren noch gut siebenhundert Meter vom Gipfel entfernt, als Thornhill eine Pause verordnete.
    Er schaute seine Gefährten der Reihe nach an – wie seltsam glatt und munter die Gesichter wirkten. Wie sind wir doch jung geworden! dachte er plötzlich. McKay wirkt wie ein Mann in den späten Vierzigern, ich vermutlich wie ein Jüngling. Wir sind alle frisch wie Gänseblümchen, als wäre das nur ein netter kleiner Spaziergang.
    »Wir sind kurz unter der Spitze«, sagte er. »Essen wir alles Manna auf, das wir noch haben. Der Abstieg dürfte nicht so schlimm werden.«
    Dann schaute er hinauf. Der Berg endete in mehreren kleinen Kuppen, und zwischen ihnen sah man einen Pfad, der zur anderen Seite hinunterführte. »La Floquet, Sie haben die besten Augen von uns allen. Können Sie über uns irgend eine Barriere erkennen?«
    Der kleine Mann blinzelte und schüttelte den Kopf. »Alles frei, soweit ich sehen kann. Wir müssen hinauf, dann geht es hinunter und wir sind frei.«
    Thornhill nickte. »Dann los – es sind nur noch rund siebenhundert Meter.«
     
    Der Wind stemmte sich ihnen entgegen, als sie durch den Schnee stapften, der den höchsten Punkt des Berges bedeckte. Hier oben schien alle Lieblichkeit, die sie im Tal erlebt hatten, verschwunden zu sein – es war, als legte der Wind alle Wärme und Sanftheit, die er im Tal mit sich getragen hatte, völlig ab. Beide Sonnen standen hoch am Himmel, die rote und die blaue; die Strahlen der blauen drangen deutlich durch das diffuse Rot der größeren Sonne.
    Thornhill wurde zunehmend müde, aber der Gipfel war in Sichtweite. Nur noch ein paar Meter, dann standen sie darauf …
    Nur noch über diesen Vorsprung …
    Der Gipfel selbst hatte die Form eines kleinen Plateaus von etwa dreißig Metern Durchmesser. Thornhill war der

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