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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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BEFINDET. Er rannte den Gang hinter auf den Steward zu, ergriff den Mann bei der Schulter und drehte ihn um.
    »Ja bitte, Mr. Thornhill? Stimmt etwas nicht? Sie hätten mich rufen können, und …«
    »Schon gut. Ich möchte ein Gespräch anmelden.«
    »Wir landen in zwei Stunden auf Vengamon, Sir. Ist es so dringend?«
    »Ja.«
    Der Steward zuckte die Schultern. »Sie wissen sicher, daß Hyperfunkrufe von einem Schiff aus eine Weile brauchen, um durchzukommen, und daß sie extrem teuer sind …«
    »Ich pfeife auf den Betrag, Mann! Stellen Sie mir die Verbindung nun her oder nicht?«
    »Selbstverständlich, Mr. Thornhill. An wen?«
    Er schwieg kurz, sagte dann langsam: »An Miß Marga Fallis in irgendeinem Observatorium auf Bellatrix VII.« Er zog aus seiner Brieftasche einen Geldschein hervor und fügte hinzu: »Hier – Sie bekommen noch einen, wenn die Verbindung innerhalb der nächsten halbe Stunde steht. Ich werde warten.«
     
    Schließlich ertönte eine Lautsprecherstimme. »Mr. Thornhill, Ihre Verbindung ist hergestellt. Bitte begeben Sie sich auf das Kommunikationsdeck.«
    Man führte ihn in eine kleine, schwach erleuchtete Kabine. Bei einem interstellaren Hyperfunkgespräch gab es natürlich keine Bild-, sondern nur eine Tonverbindung. Aber das würde ihm reichen. »Bitte sprechen, Bellatrix-Helene«, forderte ihn die Vermittlung auf.
    Thornhill fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Marga? Hier ist Sam – Sam Thornhill!«
    »Oh!« Er konnte sich ihr Gesicht bei diesem Laut vorstellen. »Es … es war also doch kein Traum. Ich hatte solche Angst, daß es einer war!«
    »Als ich den Helm vom Berg hinabwarf, brach der Griff des Wächters über uns zusammen. Bist du im gleichen Augenblick zurückgekehrt, in dem du verschwunden warst?«
    »Ja«, berichtete sie. »Ich war wieder im Observatorium bei meinen Bildplatten und allem. Und da war ein Anruf für mich, den ich nicht annehmen wollte. Aber dann überlegte ich eine Minute, hatte plötzlich einen ganz verrückten Einfall und ging doch an den Apparat – und ich bin froh, es getan zu haben, Liebling!«
    »Es kommt einem fast wie ein Traum vor, nicht wahr? Das Tal, meine ich. Und La Floquet und die anderen. Aber es war kein Traum«, sagte Thornhill. »Wir waren wirklich da – und mir war es wirklich ernst mit dem, was ich zu dir gesagt habe.«
    Die Vermittlung schaltete sich abrupt ein. »Standardrufzeit ist verstrichen, Sir. Alle fünfzehn Sekunden wird eine Extra-Gebühr von zehn Kredits fällig.«
    »Soll mir recht sein, Vermittlung«, sagte Thornhill. »Geben Sie mir nur die Rechnung am Schluß. Marga, bist du noch dran?«
    »Natürlich, Liebling.«
    »Wann kann ich dich sehen?«
    »Ich werde morgen nach Vengamon kommen. Es wird einen Tag dauern, hier im Observatorium alles zu erledigen und zu klären. Gibt es auf Vengamon ein Observatorium?«
    »Ich bau dir eines«, versprach Thornhill. »Und in unseren Flitterwochen können wir versuchen, das Tal zu finden.«
    »Ich glaube nicht, daß wir es jemals finden werden«, sagte sie. »Aber jetzt machen wir lieber Schluß. Sonst macht dieser Anruf dich noch zu einem armen Mann.«
    Nachdem der Kontakt unterbrochen war, starrte Thornhill noch lange auf den Hörer, überlegte, wie Marga wohl aussah, was aus La Floquet und all den anderen geworden sein mochte. Am wichtigsten aber war ihm Marga.
    Es war kein Traum, dachte er immer wieder. Das gespenstische Tal, in dem es niemals dunkel wurde und in dem Menschen immer jünger wurden, ging ihm nicht aus dem Sinn. Am stärksten aber war das Bild eines großen Mädchens mit blitzenden Augen, das auf ihn in einem weit entfernten Teil der Galaxis wartete.
    Mit zitternden Fingern öffnete er einen Ärmel seiner Tunika und starrte auf die lange, rote Narbe, die fast so lang war wie sein rechter Arm. Irgendwo im Universum gab es jetzt einen kleinen Mann namens La Floquet, der diese Wunde verursacht hatte und der gestorben und an die Stelle zurückgekehrt war, von der man ihn entführt hatte, und auch er würde sich wohl fragen, ob das alles wirklich geschehen war. Thornhill lächelte, verzieh La Floquet die breite Narbe auf seinem Arm und lief durch den Korridor zurück in den Aufenthaltsraum für Passagiere. Plötzlich konnte er es kaum noch erwarten, Vengamon wiederzusehen.
     

 
Der Hammer von Aldryne
     
1.
     
    In der Nacht, in der die Folterknechte des Kaiserlichen Prokonsuls kamen, um seinen Vater abzuholen, zwang Ras Duyair sich dazu, seinen Tempeldienst wie

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