Jenseits der Zeit
berauben?« fragte Krellig.
»Allerdings«, sagte Herndon. Mit einem Ruck riß er seine Robe auf, Krellig duckte sich, als erwarte er eine verborgene Waffe, die sich auf ihn richten würde. Aber Herndon drückte nur auf eine Platte auf seiner Brust, aktivierte den Mechanismus, den der Meldianer ihm eingepflanzt hatte. Das Gerät, mit dem man ihn bisher hatte quälen können, arbeitete jetzt genau umgekehrt – eine tödliche Ladung Energie raste durch Herndons Arm und verließ ihn durch seine Hand. Aus seinem Zeigefinger zischte ein Feuerstrahl hinauf zu der Lady, umhüllte die Frau in dem Käfig.
»Barr!« schrie sie und durchbrach damit ihr Schweigen. Dann starb sie.
Herndon entlud seine Energie ein zweites Mal, und diesmal ließ Moaris mit versengten Händen seine Waffe fallen.
»Erlauben Sie mir, daß ich mich vorstelle«, sagte Herndon, während Krellig ihn mit schneeweißem Gesicht anstarrte und die übrigen Anwesenden sich in alle Ecken des Saales gedrückt hatten. »Ich bin Barr Herndon, Sohn des Ersten Grafen von Zonnigog. Vor etwa einen Jahr hat der Scherz eines Höflings Sie dazu veranlaßt, Ihr Lehngut auf Zonnigog zu vernichten und meine Familie dem Tod zu überantworten. Diesen Tag habe ich nicht vergessen.«
»Nehmt ihn fest!« kreischte Krellig.
»Jeder, der mich anrührt, wird von mir niedergebrannt«, sagte Herndon. »Jede Waffe, die man gegen mich erhebt, wird ihren Besitzer umbringen. Bleiben Sie ruhig und lassen Sie mich zu Ende kommen.
Ich bin auch Barr Herndon, Zweiter Steward des Lord Moaris und der Liebhaber seiner Frau, die hier vor allen gestorben ist. Es muß Ihnen angenehm sein, Moaris, zu erfahren, daß der Mann, der Ihnen die Frau ausgespannt hat, kein einfacher Knecht, sondern ein Edler von Zonnigog ist.
Ich bin auch Barr Herndon, der Weltraumtramp«, fuhr Herndon fort. »Nach der Zerstörung meiner Heimat wurde ich gezwungen, als Söldner zu arbeiten. In diesem Zusammenhang kam ich zum Sternsteinschmuggeln, und« – er verbeugte sich – »bekam dadurch die Ehre, meinen Schwur und meine Loyalität keinem geringeren als Ihnen, Seigneur Krellig, zu verpfänden.
Hiermit kündige ich diese Loyalität auf, Krellig – und für das Verbrechen, einen Eid gegenüber meinem König gebrochen zu haben, verurteile ich mich zum Tode. Aber ich verurteile auch Sie, Krellig, wegen der Zerstörung meiner Familie und meiner Heimat zum Tod. Und Sie, Moaris, ebenfalls – dafür, daß Sie diese Frau, die Sie nie geliebt haben, auf so barbarische Weise in der Öffentlichkeit gefoltert haben.
Und dazu den ganzen Rest der Zuschauer und Sykophanten, der Höflinge und Parasiten. Auch der Rest dieses Hofes muß sterben – alle Clowns und Tanzbären und alle Sklaven von fremden Welten. Ich werde euch alle töten, nicht weil ich euch hasse, sondern, wie es schon mit dem Proteus geschehen ist, weil ich euch weitere Qualen ersparen will.«
Er hielt inne. In der Halle herrschte schreckhaftes Schweigen, dann schrie jemand zur Rechten des Thrones: »Er ist verrückt! Verschwinden wir von hier!«
Der Mann rannte auf die großen Eingangstüren zu, die geschlossen waren. Herndon ließ ihn die Tür fast erreichen, dann mähte er ihn mit einem Schuß seiner Körperenergie nieder. Der Mechanismus in seinem Körper lud sich sofort wieder auf, wurde gespeist von dem Haß, den er in sich verspürte, der in Form reiner Energie aus seinen Fingerspitzen hervorschoß.
Herndon lächelte den blassen Lord Moaris an. »Ich will zu Ihnen gnädiger sein, als Sie es zu Ihrer Frau waren. Sie bekommen einen schnellen Tod.«
Ein Feuerstrahl raste auf den Mann zu. Moaris wollte ihm ausweichen, aber es gab kein Versteck mehr für ihn; Sekundenbruchteile stand er in Licht gebadet da, dann stürzte er tot zu Boden.
Ein zweiter Strahl traf die Reihe der Höflinge, ein dritter Krelligs Thron. Der Monarch wollte sich noch erheben – mitten in der Bewegung ereilte ihn sein Schicksal.
Herndon stand jetzt allein mitten im Thronsaal. Er hatte sein Ziel erreicht, seine Rache vollstreckt. Nur eines blieb ihm noch zu tun – das Urteil gegen sich selbst hatte er noch nicht vollstreckt. Auf den Bruch seines unfreiwilligen Eides gegenüber dem Monarchen stand der Tod.
Das Leben hatte für ihn keine Bedeutung mehr. Es widerte ihn an, noch länger das Leben eines Söldners und Herumtreibers führen zu müssen. Nur der Tod konnte ihm noch Erlösung von seinen Leiden bringen.
Sein Energiestrahl ging zu einer der riesigen Säulen, die
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