Jenseits der Zeit
Wächter hat die notwendigen Heilungsprozesse durchgeführt«, sagte Thornhill. »Wir sind wieder völlig intakt, abgesehen von einer Narbe hier oder da. Stehen Sie auf, Sie Narr!«
Er zerrte La Floquet auf die Beine.
»Es war das erste Mal, daß mich jemand in einem Zweikampf besiegt hat«, sagte La Floquet bitter. Seine Niederlage schien ihn innerlich zerbrochen zu haben. »Dazu waren Sie unbewaffnet, und ich besaß ein Messer.«
»Vergessen Sie’s«, sagte Thornhill.
»Wie könnte ich? Dieses elende Tal: Ich kann ihm nicht entkommen, nicht mal durch Selbstmord, und ich werde auch keine Frau haben. Thornhill, Sie sind nur Geschäftsmann. Sie wissen gar nicht, wie das ist, wenn man sich selbst Normen für sein Verhalten setzt und dann nicht in der Lage ist, danach zu leben.« La Floquet schüttelte traurig den Kopf. »Es gibt in der Galaxis eine große Zahl von Leuten, die viel dafür geben würden, anzusehen, wie dieses Tal mich kleingemacht hat. Und nicht mal Selbstmord gibt es hier! Aber ich lasse Sie und die Frau in Ruhe.«
Er wandte sich ab und ging davon – eine kleine, beinahe bemitleidenswerte Gestalt; der Kampfhahn, dem man den Kamm geschoren und die Schwanzfedern gezogen hatte. Thornhill verglich ihn mit der springlebendigen Gestalt, die er damals als erste den Berg heraufkommen gesehen hatte, und der Unterschied war schon sehr deutlich. Jetzt schlurfte der Mann dahin, ließ seine Schultern hängen.
»Warten Sie, La Floquet!«
»Sie haben mich besiegt, und das noch vor einer Frau. Was wollen Sie noch mehr von mir, Thornhill?«
»Wie stark ist Ihr Wunsch dieses Tal zu verlassen?« fragte Thornhill direkt.
»Ich …«
»Stark genug, um den Berg noch einmal zu besteigen?«
La Floquets Gesicht, bereits sehr blaß, wurde gespenstisch bleich. Mit brüchiger Stimme sagte er: »Verhöhnen Sie mich nicht, Thornhill.«
»Das tue ich nicht. Ich pfeife auf die Phobie, die Sie das erste Mal vom Berg heruntergetrieben hat. Ich denke, daß man diesen Berg besteigen kann. Aber nicht mit ein oder zwei Leuten. Wenn wir alle dort hinaufmarschierten … oder wenigstens die meisten von uns …«
La Floquet lächelte flüchtig. »Sie würden mitgehen? Und Marga?«
»Wenn es bedeutet, hier herauszukommen: ja. Vielleicht müssen wir McKay und Lona Hardin zurücklassen, aber wir wären immer noch sieben. Vielleicht liegt außerhalb des Tales eine Stadt – wir könnten vielleicht eine Nachricht absetzen und gerettet werden.«
Mit gerunzelten Brauen sagte La Floquet: »Wieso dieser plötzliches Sinneswandel, Thornhill? Ich dachte, es gefällt Ihnen hier, Ihnen und Miß Fallis, meine ich. Ich dachte, ich wäre der einzige, der bereit ist, den Gipfel zu ersteigen.«
Thornhill sah zu Marga und tauschte ein fast unsichtbares Lächeln mit ihr aus. »Ich lehne eine Antwort darauf ab, La Floquet, will Ihnen aber das eine sagen: Je schneller ich aus dem Einfluß dieses Tales herauskommen kann, desto glücklicher werde ich sein.«
Als sie den Fuß des Hügels erreicht hatten und die anderen herbeigeeilt waren, trat Thornhill einige Schritte vor. Sechzehn Augen waren auf ihn gerichtet, einschließlich der zwei ausgefahrenen Tentakel des Spicaners.
»La Floquet und ich hatten oben auf dem Hügel gerade eine kleine Besprechung«, sagte er. »Wir sind zu einigen Entschlüssen gekommen, die wir dem Rest der Gruppe mitteilen möchten. Ich unterstelle, daß es für das Wohlergehen von uns allen notwendig ist, sofort einen Versuch zu unternehmen, dieses Tal zu verlassen. Im anderen Fall sind wir nämlich zu einem langsamen Tod der schlimmsten Sorte verurteilt – dem langsamen Verlust aller unserer Fähigkeiten.«
McKay unterbrach ihn. »Sie haben schon wieder die Seiten gewechselt, Thornhill. Ich hatte gedacht, daß vielleicht …«
»Ich habe bisher auf keiner Seite gestanden«, antwortete Thornhill schnell. »Es ist nur so, daß ich angefangen habe, nachzudenken. Hören Sie: Wir wurden innerhalb von zwei Tagen hierher gebracht, wurden aus unserem Leben herausgerissen, ganz gleich, wo wir uns gerade befanden, wurden von einer unvorstellbar fremden Kreatur in einem hermetisch abgeriegelten Tal abgesetzt. Tatsache ist: Wir werden ständig überwacht. Unsere Wunden verheilen fast sofort, und wir werden jünger. Sie, McKay, waren der erste, der das festgestellt hat.
Soweit, so gut. Dort befindet sich ein Berg, und höchstwahrscheinlich gibt es einen Weg aus diesem Tal. La Floquet hat versucht, ihn zu finden, aber er und
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