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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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und hinter ihnen versammelten sich die Klumpen immer noch. Aus dieser Entfernung sah ihre Konstruktion wie die Arbeit eines gewaltigen
    Leichentuchmachers aus. Sie studierte den Vorhang einen Augenblick und überlegte fieberhaft, bis sie schließlich einen Grund für seine Existenz gefunden hatte, der lächerlich und plausibel zugleich war: dies war der Vorhang, hinter dem die Iad Uroboros erscheinen würden. Tatsächlich schien bereits Bewegung hinter den Falten zu herrschen; eine gewaltigere Dunkelheit, die sich versammelte.
    Sie riß sich von dem Anblick los, sah kurz zu dem Turm und seiner tödlichen Last hinauf und ging dann wieder weiter in Richtung Hütte.

    Die Reise in die Gegenrichtung, durch die Stadt und zur Grenze der Schleife, war nicht leichter als die von Tesla. Sie hatten alle zu viele Reisen hinter sich: in die Erde, ins Meer, zu Inseln und Höhlen und an die Grenzen ihrer geistigen
    Gesundheit. Diese letzte Reise verlangte ihnen Energien ab, über die sie kaum noch verfügten. Mit jedem Schritt wollten ihre Körper aufgeben, und der harte Wüstenboden sah
    behaglich aus, verglichen mit der Mühsal, sich weiter dahinzuschleppen. Aber die älteste Angst der Menschheit trieb 760
    sie voran: die vor der verfolgenden Bestie. Diese hatte selbstverständlich weder Krallen noch Fangzähne, doch war sie um so tödlicher. Eine Bestie des Feuers. Erst als sie die Stadt selbst erreicht hatten, gingen sie langsamer und wechselten ein paar keuchende Worte.
    »Wie weit noch?« wollte Jo-Beth wissen.
    »Auf der anderen Seite der Stadt.«
    Howie sah zum Vorhang der Iad zurück, der mittlerweile dreißig Meter und höher war.
    »Glauben Sie, daß sie uns sehen?«
    »Wer?« sagte Grillo. »Die Iad? Wenn ja, zu folgen scheinen sie uns jedenfalls nicht.«
    »Das sind sie nicht«, sagte Jo-Beth. »Das ist nur ihr Vorhang.«
    »Also haben wir noch eine Chance«, sagte Howie.
    »Nutzen wir sie«, sagte Grillo und ging ihnen voran die Hauptstraße entlang.

    Es war kein Zufall. In Teslas Verstand, so umnebelt er war, war der Weg durch die Wüste bis zur Hütte fest eingegraben.
    Beim Gehen - zum Laufen war sie nicht mehr fähig - dachte sie an die Unterhaltung, die sie im Motel mit Grillo gehabt hatte, als sie ihm das Ausmaß ihrer spirituellen Ambitionen dargelegt hatte. Selbst wenn sie hier in der Schleife starb - und das war so gut wie unvermeidlich -, wußte sie, daß sie in den Tagen seit ihrer Ankunft in Palomo Grove mehr über die Wege der Welt erfahren hatte als in all den Jahren zuvor. Sie hatte Abenteuer außerhalb ihres Körpers erlebt. Sie hatte Inkarnationen von Gut und Böse kennengelernt und vieles über ihr Dasein erfahren.
    Wenn sie bald aus diesem Leben scheiden mußte, entweder im Augenblick der Detonation oder bei Ankunft der Iad, hatte sie keinen Grund, sich zu beklagen.
    Aber es gab so viele Seelen, die ihren Frieden mit der Auslö-
    schung noch nicht gemacht hatten und es auch nicht sollten.
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    Säuglinge, Kinder, Liebende. Friedliche Menschen überall auf der Welt, deren Leben sich noch entwickelte, die, sollte sie jetzt scheitern, morgen aufwachen würden und keine Chance mehr hatten, dieselben Abenteuer der Seele zu erleben. Sklaven der Iad. Wo war dabei die Gerechtigkeit? Bevor sie nach Palomo Grove gekommen war, hatte sie die Antwort des
    zwanzigsten Jahrhunderts auf diese Frage gegeben. Es gab keine Gerechtigkeit, weil Gerechtigkeit eine Erfindung der Menschen war, die im System der Materie keinen Platz hatte.
    Aber der Verstand war immer in Materie. Das war die
    Offenbarung der Essenz. Vor dem Leben, der Traum vom
    Leben. Vor dem Soliden, das geträumte Solide. Und der Verstand, ob träumend oder wach, wußte, was Gerechtigkeit war, und demzufolge war sie so natürlich wie Materie, und wenn sie fehlte, verdiente das mehr als ein fatalistisches Achselzucken. Es verdiente einen entrüsteten Aufschrei; und eine leidenschaftliche Frage nach dem Warum. Wenn sie den bevorstehenden Holocaust überleben wollte, dann nur, um diese Frage hinauszuschreien. Um herauszufinden, welches Verbrechen ihre Rasse gegen den universellen Geist begangen hatte, daß sie nun vor der Auslöschung stand. Es lohnte sich zu überleben, um das herauszufinden.
    Die Hütte war zu sehen. Ein Blick zurück bestätigte ihren Verdacht, daß die Iad hinter dem Vorhang der Klumpen emporstiegen. Die Riesen aus ihren Kindheitsalpträumen kamen aus dem Schisma und würden den Schleier bald wegreißen.
    Wenn sie das taten, würden

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