Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
tut mir leid.“
„Ich weiß, wie es ist, wenn man sich verliebt, und Sie zeigen alle Anzeichen davon. Doch Sie sind in keiner Position, sich auf eine Liebschaft welcher Dauer auch immer einzulassen. Also kommen Sie rasch darüber hinweg. Auf der Stelle, wenn’s geht.“
Der Großmeister lächelte aufmunternd und ging weiter. Ians Körper vibrierte geradezu vor Panik. Er stand einen Augenblick reglos da, dann rannte er los, aus der Bibliothek hinaus, den Korridor entlang, die Treppen hinunter, auf den Abort zu, wo er den Riegel hinter sich zuzog.
Seine Knie knickten ein, kaum dass er allein war, und er sank zu Boden. Er versuchte, seine Atmung in den Griff zu bekommen. Energielinien flimmerten vor seinen Augen, bis ihm die Tränen übers Gesicht liefen. Er hielt seine Hand gegen die Brust gepresst, als könne er damit die Rebellion seines Herzens niederkämpfen.
Er würde sich eine neue Wohnung suchen müssen, wenn das die einzige Möglichkeit war, Fragen über Treynstern aus dem Wege zu gehen. Schade. Er mochte ihn – und seinen Vater.
Verdammt. Er mochte Thorolfs Vater sehr. Der Vampir musste ihm dieses Gefühl implantiert haben. Urqhart hatte die Liebe gespürt, doch nicht den Spruch. Sehr geschickt gemacht. Der dunkle Feyon hatte mehr getan, als sein Herz mit einer Notbremse versehen. Er hatte einen Zauber in einem Zauber versteckt, und Ian musste es ausbaden.
Die Erinnerung an die dunklen Augen war das Letzte, das ihm durch den Kopf ging, bevor er das Bewusstsein verlor.
Kapitel 28
Es war nicht eben ein besonders produktiver Tag an der Akademie gewesen, und von Schwind hatte die eine oder andere Spitze zu Thorolfs mangelndem Enthusiasmus losgelassen. Schließlich hatte Thorolf eine alte Skizze des Mädchens hervorgekramt, eine, die er schon vor zwei Jahren angefertigt hatte, und hatte begonnen, die Umrisse auf Leinwand zu übertragen. Er würde sie malen. Er wollte ein Gemälde von ihr anfertigen, in dem sie noch jung und sehr kindlich aussah. Ein schelmisches Lächeln lag auf ihren Lippen, und ihre großen Augen glitzerten vor Tatendrang. Sicher hatte sie irgendeinen Unsinn im Kopf.
Er platzierte ihren Kopf so, dass sie den Betrachter des Bildes immer direkt ansah. Das Lächeln ihrer Augen würde einem durch den ganzen Raum folgen. Bleistift- oder Kohlezeichnungen hatte er oft genug von ihr erstellt, doch in Öl hatte er sie noch nie gemalt. Trotzdem hatte er keine Zweifel, was die Farbgebung anging. Rotgoldene Ingwerlocken und sehr blasse bräunliche Augen, die eher rund als oval waren. Das war natürlich ein sehr kindlicher Zug. Doch er hatte diese großen Augen selbst gesehen, angefüllt mit Panik und Todesangst.
Er würde sie nie wiedersehen.
Thorolf zweifelte nicht daran, dass die Kreatur ihre Jagd wieder aufgenommen hatte, nachdem sie ihn hatte gehen lassen. Wozu das Biest im Einzelnen fähig war konnte er sich nicht vorstellen, doch seine Geschwindigkeit und Behändigkeit hatte er selbst gesehen, und er war sich sicher, dass es alles finden konnte, was es sich zu finden vornahm. Oder wen.
Ein beängstigender Gedanke. Er würde seinen Vater fragen müssen. Es fiel ihm auf, dass er Graf Arpad nun bereits in Gedanken so nannte, und zum ersten Mal hatte er Grund, ihn wiedersehen zu wollen. Er brauchte Information.
Vielleicht war es dem Mädchen ja gelungen, von der Zeit, die er ihm verschafft hatte, Gebrauch zu machen. Vielleicht hatte sie sich vor dem Monster in Sicherheit bringen können. Vielleicht hatte sie jemand eingelassen. Falls ihr jemand überhaupt geglaubt hatte. Wie würden Menschen darauf reagieren, wenn eine alleinstehende junge Frau mitten in der Nacht an die Tür klopfte und darum bat, sie vor einer Riesenspinne zu verstecken, die hinter ihr her war?
„Kommen Sie mit auf ein Bier?“, fragte Gabriel Max, der unter Piloty studierte, einem weiteren Professor der Akademie. Piloty mochte riesengroße historische Szenen, und seine Studenten waren gemeinhin der Auffassung, dass ihr Professor weit talentierter war als jeder andere, der an der Akademie unterrichtete. Auf jeden Fall war alles, was er malte, größer. Unerreicht groß. Er brauchte fünf Jahre, um ein Bild fertigzustellen, und er konnte nur deshalb in so großem Luxus leben, weil er allerhöchste, königliche Gönner hatte. Er erhielt allerdings auch Zuspruch und Bewunderung aus allen anderen Schichten, die den Heldenmut in seinen Bildern mochten, den Stolz und den Ruhm.
Studenten der verschiedenen Malklassen mischten
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