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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Bedrängnis errettet?“
    „Ja. Obgleich … so genau wissen wir das nicht. Sie ist davongelaufen, und er hat sie nicht mehr finden können.“
    „Wem ist sie davongelaufen?“
    „Ihrem Verfolger. Mein Freund hat ihn … gestellt. Als der Kampf vorüber war, war sie weg.“
    „Kluges Mädchen. Aber – das können Sie mir bedenkenlos glauben – sicher keine Jungfrau. Sie sollten ihrem Freund raten, sich nicht in die Kämpfe einer Straßendirne mit ihrem Maquereau – oder ihren Kunden – einzumischen. Für Sie geziemt es sich außerdem nicht, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, während wir so viel drängendere Probleme haben. Ich weiß, dass die Fey dafür bekannt sind, ein besonders intensives Verhältnis zu Dingen der körperlichen Liebe zu pflegen. Aber ich hatte doch gehofft, dass zumindest dieser besondere Aspekt ihrer Art sich nicht bei Ihnen manifestiert. Energielinien heißt das Thema. Über sie brauchen wir Information, wenn ich Sie daran erinnern darf. Nicht Jungfernhäutchen.“
    „Ja, Herr Professor. Es tut mir leid.“
    Der Spanier ging einige Schritte weiter, dann wandte er sich noch einmal um, blickte tief in Ians Augen, der gerade schon einen Seufzer der Erleichterung auf den Lippen gehabt hatte und nun schier daran zu ersticken drohte.
    „Was ist los, Mr. McMullen? Sie strahlen eine Aura von Panik aus, die ich übertrieben finde als Reaktion darauf, beim Spazierenlesen über weibliche Geschlechtsteile erwischt worden zu sein.“
    Ian unterdrückte ein Schaudern. Es wurde gefährlich.
    „Gar nichts ist los mit mir, Professor Valerios. Mein Wohnungsgenosse kam gestern Nacht verletzt nach Hause. Ich habe nicht besonders viel geschlafen.“
    „So, so. Hat er denn was aus seiner Begegnung gelernt?“
    „Ich denke, er hat gestern Nacht viele neue Dinge gelernt.“ Das stimmte, war keinesfalls eine Lüge.
    „Gut. Wie steht es mit Ihnen? Was haben Sie daraus gelernt?“
    „Ich habe doch eben nur nachschlagen wollen …“
    „Ich habe gesehen, was Sie nachgeschlagen haben. McMullen, wir empfehlen das Zölibat mit einigem Nachdruck. Aber wir lassen unsere Akolythen nicht schwören, es nicht zu brechen. Meister des Arkanen müssen alle Aspekte des Lebens kennen, um ihre Bildung zu vervollkommnen. Doch es wird Ihrer Konzen-tration nicht förderlich sein, wenn Sie Einzelheiten zu weiblichen Körperteilen nachlesen. Ihr Geist, junger Mann, soll zu einem feingeschliffenen Präzisionswerkzeug für die Wissenschaft werden, eine Waffe der Macht. Jungfräulichkeit hat viele unterschiedliche Aspekte. Wenn wir die Zeit hätten, würde ich Sie ein Referat darüber schreiben lassen, was die unterschiedlichen Legenden und Mythen zu diesem besonderen physischen Zustand zu sagen haben – und über Initiationsriten und ihre angeblich arkane Wirkung. Aber wir haben eben keine Zeit für vergnügliche Umwege. Das muss warten. Energielinien, McMullen, prüfen Sie die Berichte über Energielinien.“
    „Ja, Herr Professor.“ Er blickte zu Boden, konnte Valerios ’ bohrendem Blick nicht standhalten.
    Der Professor wandte sich ab, und Ian ließ sich erleichtert in seinen Stuhl zurücksinken. Er nahm sein Buch wieder auf. Energielinien. Keine Jungfrauen. Außerdem keine Druden oder Dybbuks oder Vampire. Ganz besonders keine Vampire. Am besten gar nicht daran denken.
    Die Erinnerung an große Anthrazitaugen berührte ihn, Augen, die in seine versanken und ihm den Tod mit der gleichen charmanten Leichtigkeit versprachen, wie sie auch andere Gefühle hervorgerufen hatten.
    Eine Schweißperle lief Ian über die Schläfe, dann die Wange hinunter und erreichte schließlich sein Kinn. Der Tag hatte noch kaum begonnen, und er verlor schon den Kampf um seine innere Fassung.
    „McMullen!“
    Er schrak zusammen und ließ sein Buch fallen, das daraufhin aufklappte und just wieder die Stelle, in der es um Jungfrauen ging, preisgab. Ehe er noch reagieren konnte, hatte sich der Großmeister gebückt und das Buch mit einem süffisanten Lächeln aufgehoben.
    „Fleißig?“, fragte er.
    „Exzellenz! Ich …“
    Urqhart winkte ab.
    „Haben Sie mit Ihrem Wohnungsgenossen gesprochen?“
    Oh Gott. Jetzt fragte er ihn nach Thorolf. Gleich würde Ians Herz aufhören zu schlagen. Oder doch nicht? Würde er es schaffen, die Antworten so zu formulieren, dass es ungefährlich war?
    „Worüber?“
    Urqhart sah ihn erstaunt an.
    „Über diese Soireen.“
    „Oh, die.“ Die Erleichterung ließ ihn fast aufseufzen. „Ja,

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