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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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mitzukommen, Sophie. Es wird leichter sein, wenn ich alleine gehe. Ich brauche doch nur eine Minute.“
    „Unsinn. Dein Gemahl würde es mir nie vergeben, wenn ich dich in so unglaublicher Manier gegen sämtliche Regeln des Anstandes verstoßen lassen würde. Ich bin sicher, dass sowohl ich als auch mein Sohn in einer Krise Haltung bewahren können. Es ist gleichgültig, ob er mich noch mag oder nicht.“ Der Schmerz verschwand hinter einem traurigen Lächeln.
    „Wir mögen schneller zu einer Antwort kommen, wenn ihr nicht erst … diskutiert.“
    „Zugegeben. Auf der anderen Seite wird er einer Fremden gegenüber wohl kaum zugeben, dass er Arpad kennt, und du bist ihm fremd.“
    Dem war nichts entgegenzusetzen.
    Joseph sprang vom Bock, um ihnen herauszuhelfen. Einen Augenblick später stieg er unverrichteter Dinge wieder auf und starrte unverwandt nach vorne.
    „Joseph! Wären Sie so gut …“
    Die Kutsche schaukelte, als eine dunkle Gestalt sich uneingeladen in die Kutsche schwang und in der Enge alles blockierte. Sie konnten nicht mehr hinaus.
    Einen Atemzug lang verzerrte die Laterne den Schatten in lange, dünne Glieder, fast wie die einer Krabbe. Sophie schrak auf, und Charly gab einen kleinen Schrei von sich, als der Schatten plötzlich bei ihnen war, dann vor ihnen, dann zwischen ihnen, blitzschnell und unausweichlich. Pure Macht streifte Charlys Sinn, und sie wich entsetzt und angeekelt zurück.
    Sie hatten sie gefunden. Sie mussten sie verfolgt haben. Sie würden ihr wieder den Willen brechen, und sie würde gehorchen und vergessen.
    Eine Hand ergriff ihre.
    „Charly“, sagte die wohlklingende Baritonstimme, die sie im Herbst 1865 durchs Dunkel geleitet hatte. „Keine Angst. Ich bin es. Sophie, meine Geliebte. Wie schön, dich zu sehen.“
    Sie hatten ihn gefunden. Genauer gesagt, Arpad hatte sie gefunden. Beide Damen seufzten, die eine erleichtert, die andere vor sehnsuchtsvoller Erinnerung.
    Er hielt beider Hände umfasst, zog sie an seine Lippen, und Charly erwartete, dass er ihr das Handgelenk drehen würde, um sie zu beißen, fragte sich, von wessen Blut er zuerst kosten würde, wie schnell er ihnen die Handschuhe ausziehen würde.
    Er küsste beide Hände, ganz der perfekte Mann von Welt.
    „Was ist los? Worüber sorgt ihr euch?“
    Jetzt kauerte er vor ihnen, hielt immer noch ihre Hände, als sei das sein ureigenstes Recht. Das war es vermutlich auch. Beide hatten sie ihm gleichsam gehört – auf unterschiedliche Weise, die eine als Geliebte und Mutter seines Sohnes, die andere als Freundin und Gefährtin, als die Frau, die sein Leben rettete und er ihres.
    „Asko wird vermisst“, sprudelte Charly hervor. „Er ist nicht heimgekommen.“
    „Wann?“
    „Heute Mittag.“
    „Das ist keine lange Absenz für einen ausgewachsenen Mann.“
    „Er kann sich ohne Unterstützung nicht behelfen. Er ist auf Krücken. Er kann nicht eben mal fortspazieren, und er würde es nicht tun, ohne mich zu informieren. Er ist da sehr genau.“
    „Da bin ich sicher.“ In Arpads Stimme schwang säuerlicher Spott.
    „Wir sind zu den Leuten gefahren, bei denen er zuletzt war, und sie haben mich magisch manipuliert, und zwar nicht eben sanft.“
    Schweigen senkte sich über die Gruppe. Im Dunkeln konnte man seinen Gesichtsausdruck nur schwer erkennen, doch er lächelte nicht mehr.
    „Du musst mir alles erzählen. Jedoch vielleicht nicht hier auf der Straße. Sollen wir zu dir nach Hause fahren? Oder würdest du lieber zu mir ins Hotel kommen? Unsere liebe Sophie kann als Anstandsdame fungieren.“
    Er bewegte sich ganz plötzlich, und Charly sah, wie er sich zu ihrer älteren Freundin beugte. Er küsste Sophie mit sanfter Hingabe. Charly schloss die Augen. Sie hatte seine Anziehungskraft nicht vergessen, doch sie so deutlich zu spüren verschlug einem den Atem. Er konnte so überwältigend verführerisch sein. Etwas in ihr sehnte sich danach, ebenso süß geküsst zu werden.
    Das war freilich unmöglich. Sie hatte ihre Wahl getroffen, und das hatte sie aus gutem Grund getan. Zudem gab es wahrlich andere Dinge, mit denen sie sich beschäftigen sollte, anstatt mit dem Gedanken, in die Umarmung ihres dunklen Freundes zu sinken, der jede Saite ihrer Gefühle kannte und darauf meisterhaft zu spielen verstand, so er nur wollte. Doch er hatte sie immer fair und mit Achtung behandelt, hatte ihre Wünsche genauso respektiert wie ihre Ängste.
    Schon hatte er sich wieder bewegt, hauchte ihr einen – fast – braven

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