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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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angehen? Die besonnenste Art und Weise war immer noch, seine Brüder zu informieren.
    Doch Besonnenheit und Disziplin waren nicht seine hervorstechendsten Eigenschaften.
    Seine Schritte trugen ihn zum Hintereingang. Er grübelte, ob seine Intelligenz ihn nicht doch noch zum Umkehren auffordern würde, bevor er etwas sehr Dummes tat. Er jagte gefährliches Wild, pirschte in den Schatten summender Finsternis. Wenn er vernünftig war, würde er jetzt umkehren.
    Doch hier war er – und sicher nicht ohne Grund. Er musste sich ein Bild verschaffen.
    Er schlich sich durch die Hintertür ins Gebäude und fand sich in einem Treppenhaus wieder. Er zog an der Kette, und eine hübsche Gaslampe erleuchtete den Ort. Der Boden war wie geleckt sauber, und es roch nach Wachs. Der untere Teil der Wand war pastellfarben gestrichen und ein zartes, grünes Blumenmuster wand sich auf halber Höhe nach oben. Ein teures Haus, Wohnungen für betuchte Junggesellen. Unter dem Dach gab es sicher Gesindezimmer. Dies war nicht das Umfeld, in dem man einen Mythos als Mieter erwarten würde. Modern und komfortabel. Suttons eigene Wohnung war nicht schlecht, doch dies hier spiegelte weit mehr den Eindruck unaufdringlichen Reichtums wider.
    Er stieg zu der Tür hoch, hinter der er den Mann, den er verfolgt hatte, vermutete. Es gab kein Namensschild, nur einen Messingtürklopfer. Sutton lehnte ein Ohr an das Holz und lauschte mit sorgfältig erhöhter Wahrnehmung. Er führte seine Sinne durch das Holz, in die Unterkunft von jemandem, der mit ziemlicher Sicherheit sein Feind war.
    Nichts. Kein Geräusch war zu hören, noch nicht einmal mit seinen geschärften Sinnen.
    Er trat zurück und entnahm seiner Tasche ein kleines Pendel, hielt die Kette in der linken Hand, wartete darauf, dass der Anhänger sich von selbst in Bewegung setzte. Das tat er denn auch, doch er schwang nicht harmonisch im Kreis. Er streckte sich nur von der Tür fort, hob sich im Radius der Kette, bis diese horizontal ausgestreckt war und so verharrte.
    Suttons Nackenhaare hoben sich. Das war ... schlecht.
    Er ließ das Pendel wieder in der Tasche verschwinden. Im gleichen Atemzug öffnete sich die Tür.
    Ein älterer Mann stand ihm gegenüber, offenbar ein Diener. Er trug eine altmodische Livree und absolut keinen Gesichtsausdruck.
    „Kann ich etwas für Sie tun?“, fragte der Mann mit der ungerührten Stimme eines guten Butlers, und Sutton versuchte, ihm in die Augen zu blicken. Es gelang ihm nicht. Der Blick des Mannes ging durch ihn hindurch, als glaubte er etwas zu sehen, das auf der Hinterseite von Suttons Schädel angebracht war.
    „Oh … danke … ich wollte nur … ich suche Herrn Schmidt. Er wohnt doch hier, nicht wahr?“
    „Nein. Es tut mir leid. Sie irren sich.“
    Es lag etwas in dem Blick, das Sutton am liebsten hätte davonlaufen lassen. Nicht dass er gefährlich wirkte, doch er war auch nicht so, wie er sein sollte. Etwas fehlte. Sutton sah sich den Mann mit seinen sorgfältig ausgebildeten Sinnen an. Der Diener war über sechzig, blass, aber nicht krank. Beim ersten Hinsehen schien alles in Ordnung. Der Diener eines Gentlemans. Ganz durchschnittlich.
    Aber dieser Blick …
    „Dann bitte ich um Vergebung. Ich dachte, hier würde Herr Schmidt wohnen.“
    „Nein, mein Herr. Es tut mir leid.“
    „Wirklich nicht? Man gab mir eine so ausnehmend gute Wegbeschreibung. Aber ich will nicht weiter stören. Bitte richten Sie Herrn … äh … aus …“
    Ein kleiner mentaler Schubs, und der Mann würde den Namen preisgeben. Nur tat er es nicht. Er starrte ihn nur an, als prallte die subtile Manipulation vollständig an ihm ab.
    „Dann … gehe ich wohl besser. Verzeihen Sie die Störung.“
    „Sehr wohl.“
    Die Tür schloss sich. Sutton hielt sich am Rahmen fest. Die gänzliche Geistesleere des Mannes überwältige ihn fast. Sie war eine Beleidigung der menschlichen Rasse. Sie war eine Abscheulichkeit, schlimmer als Sklaverei, schlimmer als der tiefste Kerker. Von einem Augenblick zum nächsten war Sutton klar, was er gesehen hatte.
    Wenn er nicht vorsichtiger wurde, würde er genauso enden. Er sollte wahrlich besser achtgeben, und zwar gleich. Weit weg.

Kapitel 52
    Charly spürte Sophies Nervosität, als die Kutsche vor dem netten Mietshaus anhielt, in dem ihr Sohn wohnte. Ein erneutes Zusammentreffen mit ihm würde sie schmerzen, und für einen Zeugen mochte es immerhin peinlich sein. Auch würde ein Streit ihnen nicht weiterhelfen.
    „Du brauchst nicht

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