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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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doch zu weit, damit Asko die Distanz zu Fuß zurücklegen könnte. Er hätte also entweder jemand nach Joseph schicken müssen, oder sein Gastgeber hätte ihn in einem eigenen Gefährt heimschicken müssen. Jedenfalls kam er nicht heim.“
    „Hast du die Spitäler abgesucht? Die Gendarmerie?“
    „Nein. Das hätten wir wohl getan, wenn die beiden Damen nicht so nachdrücklich versucht hätten, uns von unserer Suche abzuhalten, um sie selbst in die Hand zu nehmen. Fast habe ich ihnen gehorcht. Es hätte alles so einfach gemacht. Sie waren so überzeugend, Arpad. Unglaublich überzeugend. Vielleicht tue ich ihnen ja Unrecht. Vielleicht stimmt nichts von alldem. Vielleicht wollten sie wirklich nur helfen, und ich bin einfach nur hysterisch. Aber sie … ach ich weiß nicht …“
    Er kniete vor ihr. Sie hatte nicht gesehen, wie er sich bewegt hatte. Warme Hände umfassten ihr Gesicht. Die Berührung tat gut. Er konnte so ungemein zärtlich sein. Sie hatte gelernt, sich in diesen Händen sicher zu fühlen und fühlte sich auch heute noch sicher darin.
    „Schließe die Augen, Charly. Konzentriere dich darauf, was du gesehen hast. Ich werde deiner Erinnerung einen kleinen Schubs geben, und vermutlich wirst du es nicht mögen, doch ich werde dir nicht wehtun. Vertrau mir, mein süßes Herz. Vertrau mir.“
    Sie vertraute ihm. Sie hatte ihm immer vertraut. Dennoch war ihr die Vorstellung, er könne auf ihren Sinn zugreifen, zuwider.
    „Kannst du meine Erinnerungen sehen?“ Wie konnte sie Erinnerungen verbergen, die sie nicht teilen wollte?
    „Nein. Ich kann deine Reaktionen spüren. Die allein werden mir schon einiges sagen. Beschreibe die Frauen. Was sie sagten. Wie sie es sagten. Wie sie aussahen. Was du dabei fühltest.“
    Sie seufzte, als sie seine Macht in ihre Sinne eindringen fühlte. Ihr Magen hob sich. Es war widerlich. Immer war es ekelhaft. Lange würde sie das nicht durchhalten können.
    „Konzentriere dich!“
    Sie griff nach den Bildern in ihrem Gedächtnis und merkte, wie diese verblassten, kaum mit den Gedanken zu halten waren. Wie Nebelschwaden waren sie, flüchtig und kaum existent. Wunderschöne, grüne Augen. Ein Lächeln voller Überzeugungskraft. Eine trockene Art von Perfektion in der anderen Frau. Ein Gesicht, das kein Bild in ihrem Gedächtnis hinterlassen hatte. Ein scharfer Verstand hinter einem hungrigen Blick. Nur scheinbar bescheiden und zurückhaltend. Mitfühlend, doch von ungeheurer Kälte. Kommentare, die ihr Angst einjagten, die dann wieder besänftigt wurde. Außerdem das Gefühl zu fallen, tief in eine Falle zu stürzen in dem Bewusstsein, irgendwann unten aufzuschlagen und in Millionen von Scherben zu zersplittern; sich in taumelndem Schwindel gegen das Ende der Welt zu drehen. Hilflos, ohne Möglichkeit, irgendetwas zu beeinflussen, wie ein zerbrochenes Spielzeug auf der Reise ans Ende der Zeit.
    Der scharfe Geruch eines Riechfläschchens zwang sie zurück ins Bewusstsein, qualvoll und langsam. Sie lag in den Armen ihres Mannes. Ein guter Ort. Sie hatte so sehr darauf gehofft.
    Es waren Arpads Arme. Er hielt sie, während Sophie versuchte, sie zu wecken.
    „Charlotte! Wach auf! Es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei!“
    Es fühlte sich gut an, in seinen Armen zu sein. Doch es war falsch. Sie wehrte sich, und er bettete sie gegen die Lehne ihres Stuhls. Eine Hand strich ihr über die Wange.
    „Die Dinge, die du für Asko auf dich nimmst …“
    Sie sah ihn an, versuchte, sich zu konzentrieren.
    „Konntest du etwas erkennen? Tut mir leid, dass ich ohnmächtig geworden bin. Das passiert mir sonst nie.“
    „Es ist nicht das erste Mal, dass du in meinem Beisein das Bewusstsein verloren hast.“
    „Dann passiert es mir bei anderen nicht.“
    „Meine tapfere Heldin …“ Er lächelte, lehnte sich vor und küsste ihre Stirn. „Doch um deine Frage zu beantworten, ich konnte den Zauber spüren. Sehr gut gemacht. Mit ziemlicher Sicherheit Fey-Zauber. Dein Bewusstsein hat allerdings zu schnell dichtgemacht, um absolut sicher sein zu können. Sophie, darf ich sehen, woran du dich erinnerst?“
    Er geleitete Sophie zurück zur Couch, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm wie ein Liebhaber. Sie blickte betreten drein, und Charly wandte sich ab, um ihr die Peinlichkeit zu ersparen. Sie nahm die Stickerei, die Sophie eben noch gehalten hatte und suchte nach Nadel und Faden. Ihre Hände zitterten zu sehr, um eine Nadel auch nur stillzuhalten. Es war nichts als Ablenkung und

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