Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
fest.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich habe den Klang deiner Stimme vermisst und den Geschmack deines Blutes. Deinen Witz habe ich auch vermisst.“
„Ich habe dich auch vermisst“, flüsterte sie. „Doch ich konnte dich nicht einladen, wie ich es versprochen hatte. Es hätte ihn so unglücklich gemacht. Du bist so stark. Er würde sich so unendlich schwach neben dir fühlen und so …“ Sie beendete den Satz nicht. Dafür er.
„… absolut nutzlos?“
„Er ist nicht nutzlos! Er ist brillant, und er erholt sich immer noch von einer fast tödlichen Verletzung. Er heilt nicht so schnell wie du. Es wird noch sehr lange dauern.“ Vielleicht ein Leben lang. „Er ist nicht nutzlos.“
„Nicht in jeder Hinsicht. Aber auf alle Fälle in einer – und vermutlich mehr als einer.“
Es hatte ihm nie widerstrebt, das Unaussprechliche auszusprechen. Als sie gemeinsam durch den Berg gegangen waren, hatte sie sich daran gewöhnt. Jetzt schrak sie vor seiner Direktheit zurück.
„Arpad …“
„Du musst nichts sagen. Du weißt, dass ich es weiß. Du wusstest, ich würde es spüren. Wolltest du mich deshalb nicht sehen? Hattest du Angst? Angst, dass ich vollenden würde, was er nicht kann?“
„Arpad … du …“ Sie schluckte und holte tief Luft. „Du machst mich nervös und traurig. Außerdem sind wir unhöflich zu Sophie.“
Er trat einen Schritt zurück, hielt sie aber immer noch bei den Armen und sah ihr in die Augen. Seine fast schwarzen Pupillen waren dunkle Tümpel spiegelnder Nacht, und sie versuchte, nicht darin zu ertrinken. Millionen von Frauen waren darin versunken.
„Erzähl mir von diesen Leuten!“
Er ließ sie los und setzte sich auf den Diwan zu Sophie, die sich dort niedergelassen hatte und mit Bedacht eine halbfertige Stickerei musterte.
„Tut mir leid, wenn ich mich schlecht benommen habe“, sagte er zu ihr und drückte ihre Hand. „Ich habe ganz schreckliche Manieren. Ich hätte merken sollen, dass auch du Sorgen hast – und nicht nur wegen Herrn von Orvens Verschwinden.“
„Du hast es doch bemerkt. Gerade eben. Aber meine Sorgen sind nicht gefährlich. Ich habe heute mit Thorolf gesprochen, und er hat sich von mir losgesagt. Ich wusste immer, dass ich ihn verlieren würde, wenn er die Wahrheit erführe. Jetzt ist es geschehen.“
Das klang allzu ruhig.
Missbehagen blitzte über das ebenmäßige Antlitz des Feyons.
„Ich werde ihm beibringen, wie man sich seiner Mutter gegenüber zu verhalten hat!“
„Du wirst ihm beibringen, was er über die Gefahren seiner Situation wissen muss. Seine Entscheidungen muss er allein treffen. Wenn er mich nicht mehr respektieren und lieben kann, dann muss ihm auch das …“
„Er hat dich zu respektieren, oder …“
„Arpad. Gib ihm Zeit. Du bist furchterregend, und sein Schicksal ist es ebenso. Es ist ja tatsächlich mein Fehler. Du hattest mich davor gewarnt. Doch jetzt haben wir andere und sehr viel drängendere Sorgen. Herr von Orven wird seit dem Mittagessen vermisst. Er ist heute am späten Morgen losgezogen, um eine Erfindung seines ehemaligen Professors zu begutachten, so etwas wie eine Zeitmanipulationsmaschine, die der Mann angeblich gebaut hatte.“
Charly ließ sich gegenüber der Couch nieder.
„Eine menschengemachte Zeitmaschine? Unmöglich.“ In Arpads Stimme schwang Arroganz.
„Das glaubte Asko auch“, sagte Charly. „Wir dachten, Zeitmanipulation sei etwas, das nur die Sí beherrschen. Da aber die führenden Köpfe der akademischen Elite die Existenz von deinesgleichen leugnen, haben wir nicht damit gerechnet, Na Daoine-maithe könnten involviert sein.“
Arpad beugte sich vor.
„Jetzt habt ihr umgedacht?“
„Frau Lybratte und ihre Gesellschafterin haben versucht, mich zu manipulieren“, erwiderte Charly. „Doch weiß ich nicht, was sie sind.“
„Wie sahen sie aus?“
„Frau Lybratte ist außerordentlich schön. Asko sagte, sie sei charmant und hochintelligent. Sie hat ihn tief beeindruckt.“
„Oh?“
„Ja.“ Charly versuchte, neutral zu klingen. Es gelang ihr nicht.
„Den braven, unfehlbaren Asko?“
„Bitte, Arpad. Mach dies nicht noch schwerer.“ Sie hatte nicht vor, über den Streit zu berichten, den sie ob der perfekten, lieblichen göttinnengleichen Frau Lybratte gehabt hatten.
Er kicherte und schüttelte den Kopf. Seine Augen funkelten schelmisch.
„Schon in Ordnung. Erzähl weiter.“
„Er hatte Joseph heimgeschickt. Es ist nicht weit, aber
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