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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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deren Freundin waren. Das wäre weniger gefährlich für sie. Sie würde einfach nur denken, er sei tot, vielleicht das Opfer eines Raubmordes geworden, der nie ans Licht gekommen war. Sie kannte ihn zu gut, um zu glauben, er hätte sie ohne ein Wort verlassen. Das würde sie niemals denken – oder doch? Das sollte sie nicht. Sie sollte wissen, dass er sie liebte, auch wenn er es ihr niemals mehr gesagt hatte, seit er kein ganzer Mann mehr war.
    Sie war jung. Sie würde trauern und ihn dann vergessen. Sie würde eine attraktive Witwe sein, reich, gescheit, kultiviert, redegewandt. Arme Erfinder würden Schlange stehen. München war voll von brillanten Denkern. Junge Männer, die sie so lieben konnten, wie er es nicht vermochte.
    Asko fletschte die Zähne.
    Da war dann auch noch der Vampir. Der würde sicher auch gleich zur Stelle sein und seine Dienste anbieten. Er würde das zu Ende bringen, was er damals in der gottverdammten Höhle angefangen und was Asko unterbrochen und unterbunden hatte.
    „Verdammt soll er sein, dieser Vampir!“, fauchte er.
    „Ich hoffe sehr, Sie meinen nicht mich“, antwortete eine kühle Stimme. Asko riss seine Augen auf. Der dunkle Mann, den er so sehr hasste, stand neben ihm. Wie immer sah er aus wie aus dem Ei gepellt. Eine Rubinnadel in seiner Krawatte war der einzige Farbtupfer in einer eleganten Symphonie aus Schwarz, Grau und Weiß. Weiches, dunkles Haar verbarg die Ohren des Mannes. Sein Anthrazitblick war auf Asko gerichtet. Schlanke, blasse Hände waren ordentlich gefaltet und verbargen die schmalen Fingernägel.
    „Sie! Ich hätte wissen müssen, dass Sie an der Sache beteiligt sind! Haben Sie denn keine weniger umständliche Art und Weise gefunden, mich aus dem Weg zu räumen?“
    Der Mann setzte sich neben ihn in die Wolken und hob die Hände in einer Geste der Machtlosigkeit.
    „Ihre Haltung schmerzt mich. Ich bin hier genauso gefangen wie Sie.“
    „Unsinn.“ Asko spuckte das Wort geradezu aus.
    „Kein Unsinn. Frau Lybratte ist eine formidable Gegnerin. Wir nennen … sie … die Macht. Ich weiß nicht, was sie in München zu suchen hat. Aber was immer es ist, sie hat keine Lust, sich dabei stören zu lassen. Sie haben sie gestört – so scheint’s. Ich wohl auch. Die Dame fand das nicht lustig. Jedenfalls nicht sehr. Ihr Amüsement ist allerdings gerade so gefährlich wie ihr Zorn.“
    Der Blick des Feyon ging über die endlosen Wolken hin.
    „Sie lässt Lybratte glauben, er hätte eine Zeitmaschine gebaut“, sagte Asko schließlich und presste dabei die Worte zwischen den Zähnen hindurch. „Grotesk. Nichts dergleichen hat er getan.“
    „Natürlich nicht. Zeit ist kein Gegenstand, den man in einem Gerät verarbeiten kann.“
    „Zeit ist gegenständlich genug, dass man ihre Dauer messen kann.“
    „Herr von Orven, ich hoffe doch, Sie wollen jetzt keine philosophische Debatte mit mir anfangen. Auch wenn wir vermutlich die Zeit dazu hätten – gemessen oder ungemessen, und die Umgebung kann auch kaum philosophischer werden als sie ist.“
    Der Dunkle kämmte sich mit den Fingern das halblange Haar zurück, und man konnte nun seine leicht spitzen Ohren sehen.
    „Wo sind wir denn?“, fragte von Orven widerwillig.
    „Im Reich der oder des Mächtigen. Vielleicht sind Sie tatsächlich der erste Mensch, der hier Einlass erhalten hat. Allerdings – vielleicht auch nicht, wenn man bedenkt, wie viele Tausende von Jahren es Ihre Rasse schon gibt.“
    „Wo ist dieses Reich? Lord Edmond sagte, die Welt sei ein Karussell, und wir stünden hier außerhalb und könnten ihr dabei zusehen, wie sie sich dreht. Nur sehe ich keine Drehung. Ich sehe gar nichts. Außer Ihnen. Also, wo sind wir?“
    „Das kann ich nicht beantworten. Selbst wenn ich es wüsste, was nicht der Fall ist. Ich bin auch noch nie hierher eingeladen worden. Die Erde ist ein physisch existenter Ort, und ich bin ein körperlich orientierter Mann. Doch dieser Ort ist metaphysisch, nicht weniger existent deshalb, aber dennoch physisch nicht greifbar. ‚Außerhalb des Karussells ‘ beschreibt ihn so gut wie jedes andere Bild. Bevor die Welt in den Köpfen der Menschen rund war, war dies, was sich am Rand der Seekarten als Warnung befand. ‚Drachen und Ungeheuer ‘ .“
    „Vor Märchengestalten habe ich keine Angst, Graf!“
    „Das freut mich. Das nehme ich doch gerne als Grundlage für eine wunderbare, wenngleich vermutlich kurze Freundschaft.“
    Asko betrachtete den dunklen Mann, den Charly so

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