Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
dass sie alle das gleiche geträumt haben, wird die Kirche von der Apokalypse faseln und die gottverdammte Bruderschaft des Lichts zu Hilfe holen. Wahrscheinlich dauert es dann nur noch ein paar Minuten, und die ersten glauben fest, dass diese Spinne der Teufel in Person war und die Zahl der Bestie trug.“
„Tut mir leid.“
„Das sollte es auch. Die Loge wird dazu das eine oder andere zu sagen haben.“
„O je. Ich muss es wohl beichten“, seufzte Ian.
„Unnötig. Sie stehen vermutlich alle schon gegürtet und gewappnet in der Bibliothek, um sich einer Schlacht zu stellen.“
„Oh. Lieber Himmel. Das wollte ich nicht …“
„Sie müssen vorsichtiger werden!“
„Ich wusste nicht, dass ich das kann. Ich wusste nicht, dass es so viele Menschen erreichen würde.“
„Sie kennen Ihre eigene Macht nicht. Dabei lernen wir als erstes den Umgang mit unserer Macht und immer genau zu wissen, was wir tun. Alles andere ist verdammt gefährlich. Lieber Himmel! Das wissen Sie doch.“
„Ja. Tut mir leid.“
„Was ist denn nun passiert, dass so dringlich war?“
Ian holte tief Luft. „Das ist ein bisschen kompliziert.“
„Wenn Sie jetzt einen Rückzieher machen, ziehe ich Ihnen das Fell über die Ohren.“
„Nein. Es ist nur so durcheinander. Thorolf, mein Mitbewohner, hat ein Kätzchen angeschleppt …“
„Sie haben die geistige Gesundheit einer ganzen Stadt gefährdet – wegen einer Katze?“
„Sie ist keine Katze. Heute Nacht, als sie auf Thorolfs Kissen geschlafen hat, hat sie sich in ein hübsches junges Mädchen verwandelt.“
Sutton starrte ihn an. Nach ein paar Sekunden nahm er noch einen Schluck Whisky.
„So ein Glück hätte ich auch gern mal!“
Kapitel 58
Das Gefühl, über Wolken zu gleiten, war beklemmend. Asko hielt die Augen inzwischen die meiste Zeit geschlossen. Es gab ohnehin nichts zu sehen. Nebelschwaden. Zuerst hatte er angenommen, dass die unterschiedlichen Weißtöne die Ankunft eines anderen Wesens ankündigten. Inzwischen hatte er diese Hoffnung aufgegeben.
So es überhaupt Hoffnung war und nicht Angst. Er befand sich in einem unfassbaren Reich der Fey, und wer immer hier ankommen mochte, wäre vermutlich kein Mensch und würde ihm auch nicht zur Flucht verhelfen.
Er hatte versucht aufzustehen. Doch es war unmöglich ohne Hilfe, ohne Krücken und ohne Boden. Der Gedanke, über Wolken zu gehen, war beängstigend. So machte es vielleicht keinen Unterschied, ob er stehen konnte oder nicht. Gekrochen war er, hatte sich zu dem Ort geschleppt, an dem die beiden „Damen“ seiner Erinnerung nach verschwunden waren. Doch da war nichts, keine Öffnung, keine Tür. Nur mehr weißes Nichts.
Wie lange er schon an diesem Ort war, wusste er nicht. Er hatte Hunger. Doch der Hungertod war seine geringste Sorge. Er wurde immer schwächer. Die Frauen hatten gesagt, dass er hier sterben würde. Er zweifelte nicht an ihren Worten, hätte sie aber zu gern Lügen gestraft, aus lauter Widerborstigkeit. Er war ihnen nichts als ein unbedeutendes Menschlein. Etwas mit der Lebenserwartung einer Eintagsfliege. Töten sollte nicht so willkürlich nonchalant vonstattengehen, nicht so beliebig.
Doch in Königgrätz hatte er auch auf einem Schlachtfeld gelegen und gefühlt, wie sein Leben aus ihm floss. Die Preußen mochten zackiger beim Töten sein, doch der Effekt war immerhin derselbe.
Seine Gedanken kreisten wieder um Charly. Was würde sie tun, wenn er nicht zurückkam? Hatte sie inzwischen bei den Lybrattes vorgesprochen? Hatte sie gemerkt, was für eine Kreatur die Gattin des bedeutendsten Physikers des Königreiches war? Sie besaß kein Schutzamulett. Sie würde vermutlich nicht mal eins tragen wollen, wenn sie eins hätte. Sie hielt die Sí verdammt noch mal für nett. Vielleicht würde sie sogar die übergroße Karikatur eines Kerls mögen, die Frau Lybratte ihm als mögliche Erscheinungsform gezeigt hatte. Um ihn zu ärgern? Oder um mehr als nur das zu tun? Diese Kreaturen kannten keinen Respekt.
Verflucht sollten sie sein.
Sie würden sie anlügen. Vielleicht würden Sie sie manipulieren. Dann konnte es sein, dass sie es bemerkte. Das Talent hatte sie. Sie sprach nie darüber, weil sie wusste, dass es ihn irritierte. Es gab so viele Dinge, die sie sich versagte, weil sie ihn kränkten. Sie hätte gut daran getan, ihn öfter zu irritieren. Um ihretwillen. Sie tat immer zu viel nur um seinetwillen.
So hoffte er, sie würde nicht merken, was für Wesen Lybrattes Gemahlin und
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