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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wird uns im Vergessen vergehen lassen. Oder es wird mich dazu bringen, Sie auszusaugen, sobald ich hungrig werde und ehe Sie gänzlich verschwunden sind. Ich hasse Verschwendung.“
    Asko starrte Arpad wütend an.
    „Sie sind erstaunlich aufrichtig, Graf Arpad!“, sagte er eisig.
    „Hätten Sie es lieber, ich würde Sie anlügen?“
    „Nein. Seien Sie ehrlich. Was immer das hier ist, es ist auf alle Fälle das Ende falscher Hoffnungen.“ Asko lehnte sich zurück und zischte vor Schmerz. Das plötzliche Aufsetzen hatte die üblichen Beschwerden ausgelöst. „Ich fürchte, ich bin keine große Hilfe mehr bei einem Kampf“, flüsterte er reumütig. „Vermutlich bin ich nicht einmal mehr ein gutes Abendessen.“
    Eine kühle Hand berührte seine Stirn, und der Schmerz nahm ab. Asko versagte sich den Impuls, die Hand sofort wegzustoßen.
    „Das tue ich für Charly“, sagte der Vampir kühl. „Sie würde nicht wollen, dass Sie leiden.“
    „Ich danke Ihnen. Wie ungemein nett.“ Asko zwang sein Gemüt dazu strammzustehen, anstatt um sich zu schlagen.
    „Natürlich schmeckt Blut auch nicht gut, wenn allzu viel Schmerz im Spiel ist, und früher oder später werden Sie mir ein wenig davon geben müssen. Nur um mich bei Verstand und vor allem bei Laune zu halten.“
    „Da hatte ich doch schon fast geglaubt, Sí könnten etwas aus purer Herzensgüte tun.“
    Der Vampir lachte.
    „Dabei haben wir ein Herz für so viele Dinge. Hat nicht ein Sí Augen? Hat nicht ein Sí Hände, Beine, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Wo wir gerade von Neigungen sprechen …“
    „Ersparen Sie mir den Shakespeare, Sie Schürzenjäger. Sie werden nicht mit der gleichen Speise genährt, werden nicht mit den gleichen Waffen verletzt und sind nicht denselben Krankheiten unterworfen.“
    „Es freut mich, dass Sie Shakespeare kennen. Er war ein großer Mann.“
    „Ich wette, sein Blut hat auch süß geschmeckt.“
    „Hat es. Ihres auch. So randvoll mit opferbereiter Intensität. Ich kann mich noch gut erinnern.“
    „Darauf wette ich“, knurrte der Invalide säuerlich. „Darauf wette ich, verdammt noch mal.“

Kapitel 59
    Thorolf hatte sein Ziel noch nicht erreicht, als er einen Schrei aus dem Gebüsch hörte. Es war der hohe Hilfeschrei einer Frau. Wieder schrie jemand seine Not in die Nacht, wie schon einmal. Sein Herz gefror zu einem Eisklumpen beim Gedanken daran, was dort vorgehen mochte. Es gefror noch einmal bei der Aussicht, dass er seine Suche nach von Orvens Haus würde unterbrechen müssen, um diesem Hilfeschrei nachzugehen.
    Doch er konnte ihn nicht ignorieren. Er konnte nicht weglaufen, denn die Angst, vielleicht Catty wieder zu verlieren war größer als die, etwas zu begegnen, dem er nicht begegnen wollte. Er sprang vom Fahrrad und rannte. Seine Beine führten ihn automatisch in Richtung Schrei. Die Straße war breit, und in ihrer Mitte gab es eine Grünanlage mit Büschen, Bäumen und Blumen, die diesen Teil Münchens edler wirken ließ als die Seitenstraße, in der Ian und er ihre Unterkunft hatten.
    Er brach durchs Gebüsch, dankbar für seine Nachtsicht. Ein schmaler Spazierweg führte durch die winzige Parkanlage. Sicher war es hübsch hier an sonnigen Tagen. In der Nacht war es nur erschreckend. Man musste dort mit beinahe allem rechnen – doch im Grunde erwartete er nur eine einzige Kreatur.
    Das Spinnentier musterte ihn mit einem Paar Augen, während das andere sein Opfer anstarrte. Die Frau lag auf dem Rücken mitten auf dem Weg. Ihr Kleid war leuchtend bunt, allzu auffallend. Ihre Röcke waren hochgerutscht. Wo die Klauen der Spinne in ihr Fleisch gedrungen waren, erschienen dunkle Flecken auf dem Gewand und wuchsen schnell. Ihre Augen waren weit vor Schrecken, das Weiße darin blitzte, ihr Mund stand offen, wie zu einem neuen Schrei, doch außer leisem Stöhnen und Jammern kam ihr kein Laut über die Lippen.
    Wie eine Tote lag sie da, genau in der Position, in der er sie gezeichnet hatte.
    „Lena!“
    Was nun? Wieder war er unbewaffnet. Er hätte das Haus nicht ohne eine Waffe verlassen sollen. Dumm war das gewesen. So dumm.
    „Lass sie!“, rief er aus und wusste doch, dass er keine Möglichkeit hatte, seinem Befehl Nachdruck zu verleihen.
    „Warum, Menschlein? Weil du das möchtest?“ Das Wesen kicherte, und Thorolf erkannte die Stimme. Sie klang jetzt tiefer, ein wenig rauer und schroffer als in jenem Mondscheintal, doch die Ausstrahlung war dieselbe, die völlige Verachtung eines

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