Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
getroffen habe. Als ich in der Nacht aufgewacht bin …“
Sie wand sich in seinen Armen, und er zog sie enger an sich.
„Ich werde dich fortbringen“, sagte er leise. „Deshalb bin ich hier. Ich bringe dich in Sicherheit.“
Ein weiterer Mann trat ins Blickfeld.
Sein dampfender Anzug roch wie etwas, das zu lange und zu heiß gebügelt worden war. Dunkelheit ging von ihm aus, und sie schrie noch einmal, versuchte zu fliehen, konnte sich nicht aus Thorolfs Armen befreien.
„Sie hat überlebt“, sagte die Stimme des Dunkels.
Durch die Aura erkannte sie den Vampir, der halb hinter ihrem Beschützer kniete. In einer schnellen und eleganten Bewegung zog er seine Jacke aus und hielt sie Thorolf hin.
„Bedecke sie!“ Dann kroch er zu den Frauen, deren weite Kleider den Blick auf die Mordszene verstellten. Die Damen summten. Die Harmonie ließ sie bis ins Mark erbeben. Sie fühlte sich krank und doch auch einen Augenblick lang unendlich weit erhoben. Ihre Zähne klapperten. Sie merkte kaum, wie Thorolf sie in den Gehrock des Vampirs einwickelte, der ihr bis zu den Knien reichte.
„Vetter!“, hörte sie den Vampir sagen. „Geh und suche dir deine Beute anderswo. Dieses Schlachtfeld ist nicht mehr dein Jagdgrund. Der Kampf ist vorbei!“
Als hätte jemand sie gestoßen, fiel der Kreis der Frauen nach außen hin auseinander. Wie die Kegel fielen sie um. Ärgerliche Schreie und Rufe brachen erneut aus. Röcke flogen, Unterzeug und Spitze wurde sichtbar.
Von Orven. Er hatte in jenem anderen Reich so schwach und vom Tode gezeichnet ausgesehen, und im Augenblick wirkte er kaum gesünder. Blut sickerte in den Teppich. Das Gesicht des Mannes war so blass wie sein Haar, seine Züge schmerzverzerrt – und wütend.
Die Spinne streckte sich, und Miss Colpin stand da, während der Vampir, der, wie Catty plötzlich feststellte, auch nicht sonderlich gesund aussah, versuchte sich hochzurappeln.
Da war auch Ian, der anständige, höfliche Ian, der sein Essen mit ihr geteilt hatte. Er zog den Vampir auf die Füße und gemeinsam traten sie der Gouvernante entgegen, die immer schon eine Spinne gewesen war.
Das war wirklich mutig, fand Catty, und ziemlich unvorsichtig. Sie begriff, welche Gefühle ihn dazu veranlassten, und staunte selbst, dass sie es verstand, ohne die Implikationen fassen zu können.
Eine neue Stimme schnitt in ihre Wahrnehmung. Sie sah auf. Der Mann war aufgestanden, stand nun fast über ihnen, ein dunkelhaariger, bärtiger Herr, dessen konservative Kleidung ebenfalls etwas Rauch von sich gab.
„Sie sind jetzt beschäftigt“, sagte er. „Bringen Sie sie hier raus. Schnell!“
Thorolf kam auf die Knie. Sie merkte, dass er zitterte. Das machte ihr zu schaffen, denn er war ihr immer so stark und mannhaft erschienen. Fast schien er nun zerbrechlich, fragil wie zu dünnes Glas. War er verletzt? Man hatte ihr gesagt, er läge im Sterben. Beinahe mochte sie es glauben und streckte ihre Hand nach ihm aus, um seine zu halten. Sie war warm und stark.
Der andere Mann, der gesprochen hatte, trat zu Ian und seinem unheimlichen Freund, und schon fielen auch sie rückwärts, trudelten über den Boden. Zum ersten Mal sah sie sich wieder ihrer Gouvernante gegenüber und versank in deren Blick.
„Ah, die süße Catty hat überlebt“, sagte das Geschöpf giftig, und Catty wusste, dass der Augenblick, in dem sie noch hätten fliehen können, vorüber war. Sie hatten zu lange gezögert. „Die süße Catty und ihre Freunde, die für sie sterben würden, in guten und in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet ...“
„Sie sind nicht tot!“, empörte sich Catty und versuchte, sich mithilfe von Thorolfs Arm aufzurichten. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie der Vampir und die beiden anderen Männer sich mühsam wieder auf die Beine brachten. Sie wirkten geradeso desorientiert wie die Damen, die ebenfalls dabei waren, wieder vom Boden aufzustehen.
„Aber bald.“
„Warum?“, fragte der Mann, den sie nicht kannte. „Sie sollten uns dankbar sein – wir haben dafür gesorgt, dass Ihr wahnwitziger Plan funktioniert hat. Das Mädchen allein wäre daran zu Grunde gegangen. Wir haben das wahrlich nicht für Sie getan, doch schließlich und endlich haben wir Ihnen geholfen. Sie lebt, und wir leben, und Sie leben auch – was manch einer bedauern mag. Die Energie, die Sie transportieren wollten, wurde transportiert. Sogar die werten Herren, deren kreative Seelen Sie verwerten wollten, scheinen es überlebt zu
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