Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Café ohne ein weiteres Wort.
Kapitel 18
Fünf Frauen saßen im Kreis in der Garderobe der Tänzerin. Sie wirkten deplatziert. Tatsächlich sah nur die Tänzerin selbst so aus, als gehörte sei hierher. Sie trug ein knallrotes Tanzkleid, das um einiges zu kurz war, um den Anforderungen von Anstand und Sitte zu entsprechen. Das Mieder bestand hauptsächlich aus einem tiefen Ausschnitt. Als Kompensation für den fehlenden Stoff hatte sich die junge Frau eine feuerrote Federboa umgelegt; viel zu viel Schmuck baumelte und klimperte an ihr, wenn sie sich bewegte.
Ihr gegenüber saßen zwei Damen mittleren Alters in gleichen Kleidern, anscheinend Zwillinge. Sie balancierten auf dem Rand einer Bank und hielten die Häupter geneigt, damit ihre Hüte nicht an den Kostümen anstießen, die über ihnen hingen. Eine weitere Dame, deren Kleidung andeutete, dass sie das Etablissement hätte kaufen und sittlich reinigen können, wenn sie nur gewollt hätte, stand in einer Ecke und versuchte, nichts zu berühren. Was sie im hinteren Teil eines Tanzetablissements verloren hatte, das hauptsächlich von einer rein männlichen Klientel frequentiert wurde, die sich aus den niederen Rängen des Militärs rekrutierte, war etwas, was ein Uneingeweihter sich kaum je hätte erklären können. Glücklicherweise waren keine Uneingeweihten anwesend. Die einzige weitere Frau war eine dralle Krankenpflegerin, die auf einem knarzenden Stuhl saß.
„Ich habe nicht viel Zeit“, sagte letztere. „Ich muss zurück. Meine Patienten brauchen mich. Denen geht es gar nicht gut.“
„Du solltest vorsichtig sein!“, mahnten die Zwillinge. „All diese Männer mit ihrem übertriebenen Bedürfnis, alles bestimmen zu wollen. Sie sollten besser nichts über dich herausfinden.“
Die Pflegerin lächelte.
„Es sind Männer. Ich bin jenseits des Alters, in dem sie sich für mich interessieren. Solange ich die Patienten gut versorge und sauber halte und die Nachttöpfe still und fachkundig zu schwenken weiß, ohne den Mächtigen in die Quere zu kommen, werden sie mich in Ruhe lassen. Sie werden mich übersehen.“
„Glaubst du, dass der Zustand der Kranken mit dieser Sache zu tun hat?“
„Ja. Sie stopfen sich alle mit Macht und Energie so voll – wie hungrige Knaben mit Süßigkeiten, und jetzt leiden sie an Verstopfung der Seele.“
Alle Frauen lächelten.
„Also“, sagte die Tänzerin. „Dann fangen wir mal an. Wir wissen, irgendetwas geschieht. Ich habe Feuer am Himmel gesehen. Eine andere von uns hat von einem Feyon geträumt. Die Kräuter sagen auch etwas aus, und die Herren Zauberkünstler fallen um wie die Kegel. Irgendetwas ist im Gange.“
„Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig …“, murmelte die hochwohlgeborene Dame und klang weniger angeekelt als sie das offenbar wollte. Tatsächlich wirkte sie eher eifrig.
Alle in der Garderobe wandten sich ihr zu, und die Pflegerin stellte ihren Stuhl in die Mitte des Raumes und wischte ihn sorgfältig mit ihrer Schürze ab. Seide raschelte, als die edle Dame gewollt widerwillig vortat und sich auf dem Stuhl niederließ.
„So peinlich …“, beschwerte sie sich, als sei sie dabei, sich danebenzubenehmen. Sie schloss die Augen. Die Zwillinge nahmen ihre Position zu je einer Seite ein, die Pflegerin stand hinter ihr. Nur die Tänzerin lehnte sich mit einem eigentümlichen Lächeln auf ihrem eigenen Stuhl zurück und kratzte sich nachdenklich das hübsche und schockierend nackte Knie.
Nach einigen Augenblicken begann die Dame ein wenig zu zittern. Sie seufzte und stöhnte auf eine Art und Weise, die einen Lauscher vor der Tür hätte denken lassen, dass in diesem Raum dem Vergnügen gefrönt wurde, und zwar nicht allein.
„Mann bleibt nicht Mann, Frau nicht Frau, Mädchen nicht Mädchen. Die Katze setzt durch die Welt. Die Zeit ist reif für Veränderung und Neues, für Frühling und Liebe, für Tod und Geburt. Die Gedanken der Menschen sind von Schwingen berührt und drehen sich, knoten sich und werden zu …“
Sie sackte in sich zusammen, und die anderen Frauen hielten sie. Die Tänzerin stand auf, klappte einen Straußenfederfächer auf und fächelte der Orakeldame Luft zu. Als diese ihre Augen wieder öffnete, hielt ihr bereits jemand ein Glas Wein entgegen, das sie ohne Zögern annahm. Sie leerte es mit leichtem Schaudern und schien dann ihre Reaktion noch einmal zu überdenken.
„Der Tropfen“, lobte sie und sah dabei recht erstaunt aus, „ist
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