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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Geht das? Nein? Sobald ich merke, dass du nachgibst, lasse ich dich los. Nein? Nun, wie du meinst. Ich hatte gehofft, wir würden diese Situation mit etwas mehr Gelassenheit meistern, doch ich verstehe deine Sorge. Tatsächlich würde ich dich beinahe dafür loben, zeigt sie doch, dass dir das Schicksal deiner Mutter nicht gleichgültig ist. Bitte glaube mir, das Letzte, was ich will, ist, ihr wehzutun. Du bist also ganz sicher.“
    Thorolfs Herz schlug bis zum Hals. Er fragte sich, ob er um Hilfe rufen sollte, und wusste im gleichen Moment, dass die Situation viel zu prekär dazu war. Wer auch immer sie beobachten mochte, sah nichts außer zwei ruhig dasitzenden Herren, die sich unterhielten. Nach Gefahr sah das nicht aus. Dennoch fühlte er sich in einem Maße bedroht, in dem er das noch nie gespürt hatte. Er war allerdings auch wütend und ärgerlich. Wenn er nur könnte, würde er den Kerl nehmen und ihm für seine Unverschämtheit eine Tracht Prügel versetzen. Er selbst glaubte nicht, dass er so einen Kampf verlieren würde. Er war überraschend stark, das war er immer gewesen. Raufereien hatte er zwar nie besonders gemocht, doch wann immer er der Sache nicht ausgekommen war, hatte er allenthalben recht akzeptable Resultate erzielt.
    „Thorolf. Menschen altern“, fuhr der Mann fort und klang ruhig und höflich. „Die Sí tun es nicht – zumindest nicht im selben Maße. Ich habe ausnehmend lange gelebt – nach menschlichen Maßstäben, und vor siebenunddreißig Jahren, als ich deine Mutter kennenlernte, sah ich nicht anders aus als heute. Vor hundert Jahren auch nicht, und nicht vor fünfhundert.“
    „Ich glaube nicht …“
    „Du glaubst nicht an die Fey, ich weiß. Sophie hat es mir geschrieben.“ Er seufzte. „Du glaubst auch nicht an arkane Mächte, und doch teilst du dein Quartier mit einem besonderen jungen Mann, dessen Wahrnehmung sehr viel weiter reicht als deine eigene. Ich weiß, dass es in diesem Zeitalter modern ist, nicht an die Existenz meiner Art zu glauben. Ich begrüße das – um meiner eigenen Sicherheit willen. Die meisten Menschen begegnen ohnehin nie einem Abkömmling der Sí, und so sie es tun, merken sie es gemeinhin nicht. Doch deine Meinung wirst du leider revidieren müssen. Ich existiere, und ich bin genau das, was ich behaupte zu sein. Als ich deine Mutter kennenlernte – da war sie noch keine zwanzig –, habe ich mich in sie verliebt, und sie hat diese Liebe erwidert. Sie ist eine mutige und wundervolle Frau, und wir sind ein Stück des Lebensweges zusammen gegangen. Über zehn Jahre lang. Es waren glückliche Jahre, mein Junge, auch wenn die Anstandsregeln deines Zeitalters unsere Beziehung nicht nur als unmoralisch, sondern als lasterhaft und sündig angesehen hätten. Sie entschloss sich, ein ehrbares Leben zu leben, als es ihr immer schwerer fiel zu ignorieren, dass sie älter wurde und ich nicht. Wir haben ihr einen guten Ehemann ausgesucht, Herrn Treynstern, den Richter. Es war eine vernünftige Ehe, passend und vorteilhaft. Sie hat ihn geheiratet und war ihm eine gute Frau. Niemand hat je etwas über ihre Zeit außerhalb der moralischen Werte der guten Gesellschaft erfahren. Sie wandte sich einem achtbaren Leben und den Werten einer Familie zu, und unsere Freundschaft lebte lediglich in Briefen weiter.“
    „Ich glaube kein einziges Wort …“
    „Du musst es aber glauben. Denn das ist noch nicht alles. Herr Treynstern war kein junger Mann mehr, als er deine Mutter heiratete. Sophie wollte ein Kind. Ich bin ... eingesprungen.“
    „Sie sind was?“
    „Du bist mein Sohn. Du bist mein und Sophies Sohn. Vermutlich hätten wir das nicht tun sollen, aber sie wünschte es sich so sehr, und ich konnte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Ich habe nicht allzu viel Einfluss darauf, meine Nachkommenschaft nach meinen Wünschen zu formen, doch was immer an entsprechender Macht mir gegeben war – und ist –, habe ich genutzt, um dich so menschlich, so wenig feyonartig wie nur möglich zu machen.“
    „Wollen Sie behaupten …“
    „Ich verstehe, dass das ein Schock für dich ist.“
    „Ich weigere mich, ein einziges Wort …“
    „Du wiederholst dich. Beruhige dich erst einmal und denke darüber nach. Es ergibt durchaus einen Sinn. Nach einer Weile wirst du das auch einsehen. Sieh mir ins Gesicht. Einige der Züge darin sind auch in deinem Gesicht zu finden, auch wenn du mehr nach deiner Mutter kommst.“
    „Sie beleidigen meine Mutter! Ich begreife nicht, warum Sie

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