Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
exzellent.“
„Schwester“, entgegnete die Tänzerin, die ein selbstgefälliges Feixen nicht unterdrücken konnte, „du hast doch hoffentlich nicht angenommen, ich würde dir minderwertigen Wein anbieten, wo ich selbst darauf achte, immer nur das Beste zu trinken.“
„Schwester“, gab die Dame spitz zurück, „was du für das Beste hältst, mag mit meinem Geschmack nicht einmal entfernt konform gehen. Erfahrungsgemäß ist es meist so.“
„Das mag ja sein“, unterbrach die Pflegerin. „Hat irgendjemand hier eine Deutung für das eben Gesagte? Es schien mir allzu wirr.“
„Ich weiß nie, was es bedeutet. Das ist eure Aufgabe.“ Die Dame stand auf und schüttelte imaginären Staub von ihrem Rock. „Ich muss fort. Wir haben Opernkarten. Wagner.“
„Da kann man dich ja bedauern“, sagte die Tänzerin.
„Gewiss nicht!“, rief die Dame aus, und die Zwillinge seufzten begeistert.
„Wagner! Wie göttlich!“
„Habt ihr schon einmal versucht, auf das bombastische Zeug zu tanzen?“, widersprach die Tänzerin.
„Gewiss nicht!“, wiederholte die Dame, öffnete die Tür und verließ die Gruppe mit einem indignierten Kopfnicken und einem gemurmelten „Wir werden uns wieder treffen.“
„Das wird auch nicht einfacher“, bemerkte die Pflegerin, als die Tür sich hinter der Dame geschlossen hatte.
„Gewiss nicht!“, äffte die Tänzerin die andere nach.
Die Zwillinge nahmen ihre ununterscheidbaren Mäntel auf.
„Wir werden“, sagten sie, „es den Kreisen berichten.“
„Mann bleibt nicht Mann“, wiederholte die Pflegerin grüblerisch. „Das wäre ja mal ganz was anderes. Meiner Erfahrung nach würde ich eher sagen: Mann bleibt Mann. Traurig, aber wahr.“
Kapitel 19
Catrin hatte die Ausfahrt nur bedingt genossen. Die Spannung in Lord Edmonds offenem Wagen war zu irritierend gewesen, als dass man sich hätte entspannen und einfach nur des Lebens freuen können. Ihr Lächeln gefror ihr schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, und so war sie schließlich nur dagesessen, hatte gelächelt und gelegentlich Gemeinplätze ausgetauscht.
„Ein gut gefederter Wagen“, bemerkte ihre Stiefmutter.
„Ich habe ihn für die Dauer meines Aufenthaltes gemietet. Er ist nett, nicht wahr? Die Pferde sind recht brauchbar“, sagte Lord Edmond. „Der Fahrer ist ein zuverlässiger Kerl. Sie brauchen also nicht zu befürchten, dass ich Sie gar in den Graben fahren lasse.“
„Das war auch nicht meine primäre Befürchtung, mein lieber Lord Edmond“, lächelte Lucilla.
„Es freut mich, dass Sie mir vertrauen.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Du lieber Himmel, Sie sind ja wirklich kritisch. Was habe ich nur getan, um Ihr Missfallen zu erregen, Frau Lybratte? Bitte sagen Sie es mir doch! Ich werde mich selbstverständlich bemühen, es nie wieder zu tun. Ihre gute Meinung ist mir außerordentlich wichtig.“
Das Lächeln der Stiefmutter schien allzu viele Zähne zu zeigen. Catrin schauderte ob der Intensität.
„Ist Ihnen kalt?“, fragte der junge Mann besorgt. „Hier ist eine Decke. Erlauben Sie mir, sie über Sie zu breiten.“
„Das ist nicht nötig. Sie sind zu freundlich“, antwortete sie. „Es ist doch recht warm für die Jahreszeit.“ Das Wetter als Thema erschien ihr unverfänglich. Da würde sie nicht allzu viele Fehler machen, und vielleicht war es so ja möglich, eine Unterhaltung zu führen, die ausnahmsweise nicht in dem Ungehaltensein ihrer Stiefmutter gipfelte. Immer vorausgesetzt, das war grundsätzlich überhaupt jemals eine Möglichkeit.
Sein Zylinder saß frech und unmodisch schräg auf seinem Kopf, das weiße Haar leuchtete in extremem Kontrast zu der dunkelgrauen Kopfbedeckung. Die Schwarz- und Grautöne seiner Kleidung akzentuierten seine grauen Augen. Sie wusste, dass es ungehörig war, ihn immer wieder anzustarren, doch er sah so unglaublich gut aus, dass sie sich einfach nicht bremsen konnte. Ihn anzusehen war, als würde man das Eine anblicken, das einem im Leben gefehlt hatte. Es schien ihr, als hätte es in ihrer Seele einen leeren Fleck gegeben, den er nun ausfüllte. Ob das Liebe war, wusste sie nicht zu sagen. Sie war noch nie verliebt gewesen, und sie hatte nicht gewusst, dass das Gefühl dem Schmerz an Intensität so ähnlich war.
Sie sollte sich besser nicht in einen britischen Aristokraten verlieben. Ihre Hintergründe waren zu weit voneinander entfernt. Es war nicht anzunehmen, dass er jemals eine … wie auch immer.
Sie merkte, dass ihre
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