Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
das tun, aber ich will, dass Sie wissen, dass ich es nicht zulassen werde. Nennen Sie mir Ihre Sekundanten – ich bin sicher, Sie kennen jemanden, der Ihnen sekundieren wird.“
Der dunkle Mann seufzte und lachte dann. Seine Anthrazitaugen funkelten im Gaslicht.
„Mein Junge, ich wünschte, du wärst nicht gar so stur. Mich zu fordern ist nachgerade unintelligent. Wäre ich tatsächlich ein Erbschleicher, der es auf deiner Mutter Geld abgesehen hat, so würde mich die Möglichkeit, dir auf diese Weise den Garaus zu machen, vermutlich ausnehmend freuen. Sollte ich ein Krimineller sein, der vorhätte, deiner Mutter Ruf zu zerstören – aus welchen Gründen auch immer –, dann solltest du mich erst recht nicht fordern, denn es würde den Skandal nur größer machen, wenn du Ehrenhändel mit jemandem hättest, der so tief unter dir und deiner Mutter steht. Wenn ich Graf Arpad bin, ein ungarischer Adliger der ersten Gesellschaft – und neben vielen anderen Dingen bin ich tatsächlich auch das – kannst du mich nicht fordern, weil du rangmäßig zu weit unter mir stehst; was die menschliche Rangordnung angeht, versteht sich, nach der ich dir für meine Handlungsweise zu keiner Zeit Rechenschaft schulde. Da ich aber ein Feyon bin und dich in meiner Gewalt halten kann, wie ich das gerade tue, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren, solltest du einem Kampf mit mir wahrlich aus dem Wege gehen. Ich kann dich töten, bevor du ‚Schwert ‘ auch nur aussprechen kannst, und kann meiner Wege gehen, ohne dass mich irgendeiner sieht oder je gesehen hat. Doch warum sollte ich das tun wollen? Du bist mein Sohn. Du bist intelligent, talentiert und wohlgeraten. Ich bin stolz auf dich – oder wäre es zumindest, wenn du aufhören könntest, dich wie ein Narr zu benehmen.“
Thorolf merkte, dass ihm das Kinn heruntergesackt war. Der Mann vor ihm kontrollierte immer noch seinen Körper und seine Bewegungen, und die Intensität, mit der Thorolf die plötzliche Lähmung zu bekämpfen suchte, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.
Einen Augenblick später löste sich die seltsame Gefangenschaft, und fast wäre er in sich zusammengesackt.
„Reich mir deine Hände.“
Ehe er sich noch weigern konnte, hatte er die Hände schon ausgestreckt, und der Ungar nahm sie in seine, hielt sie auf eine viel zu intime Weise.
„Das ist alles sehr schwierig und vermutlich schockierend für dich. Dieses Jahrhundert ist allzu steif und wohlanständig. Schrecklich moralinsauer. Das vorige Jahrhundert war da ganz anders, sehr charmant, weißt du. Du hältst dich selbst für einen freidenkenden Künstler, doch das Konzept übernatürlicher Kräfte schockiert dich genauso wie der Gedanke, dass deine Mutter eine Frau von Fleisch und Blut ist und einmal einen Liebhaber gehabt hat. Mehr als das, sie hat mit ihrem ganzen, großen Herzen geliebt, mit allem, was sie zu geben hatte. Sie hätte dir lieber nichts davon erzählt, und ich begreife auch, dass du es gar nicht wissen willst, doch du musst über die Gefahren Bescheid wissen, die dich umgeben. Die meisten Menschen glauben nicht an die Sí. Doch die, die an uns glauben, neigen dazu, uns zu hassen; aus den unterschiedlichsten und unsinnigsten Gründen. Es gibt Menschen, die uns jagen und deren erklärtes Ziel es ist, uns auszurotten. Da sie gar nicht wissen, wer wir alle sind oder sein können, haben sie letztlich keine Chance, diesen Plan vollends in die Tat umzusetzen. Doch sie haben durchaus die Macht und das Wissen, jüngere Fey zu erjagen, jene unter uns, die nicht stark genug oder umsichtig genug sind. Das schließt Halbwesen ein. Ich kann diese Leute – eventuell – bekämpfen. Du nicht. Also musst du lernen, wie du bestimmten Gefahren aus dem Weg gehst. Du teilst dein Quartier mit dem jungen McMullen, und es sollte mich wundern, wenn er nicht längst erspürt hätte, was du bist. Akolythen des Arkanen werden dazu angehalten, all ihr Wissen mit ihrer Loge zu teilen. Also werden bald mehr Menschen über dich Bescheid wissen. Entsprechend musst du selbst das ebenfalls, und du musst Vorkehrungen treffen. Ich werde dir beibringen, was zu tun ist. In deiner trockenen Juristenwelt wärst du wohl sicherer gewesen. Doch du hast ein spannenderes Leben gewählt. Jede Entscheidung hat Folgen.“
Thorolfs Gedanken rasten. Nichts von dem, was er eben gehört hatte, konnte er glauben. Dennoch ergab es auf ganz eigentümliche Weise einen Sinn. Aber er wollte nicht darüber nachdenken, und schon gar
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