Jenseits des Meeres
gewährt. Er hatte sich genau überlegt, was er zu den beiden sagen wollte, wenn sie zerknirscht vor ihm standen. Dass die junge Frau überstürzt ihr Nonnenkloster verlassen hatte, war ihm bekannt, und er dachte, dass Colins Verhaftung in England der Grund dafür wäre. Er hatte gehofft, dass sein Neffe das Mädchen überreden würde, zu dem geheiligten Leben zurückzukehren, aus dem es geflohen war.
Colin hatte ein gutes Herz. Und er war schon immer tief religiös gewesen. Das alles sagte sich der Bischof und kam sehr rasch auf den Grund, weshalb Colin nun diese Besprechung nicht einhielt. Es lag an dem Mädchen. Möglicherweise sah Colin es als seine Mission an, die Seele der jungen Frau zu retten, bevor er ins Kloster zurückkehrte. Das wäre zwar ein nobles Ziel, das jedoch Colins Rückkehr ins Kloster nicht behindern sollte.
Der Bischof wollte den beiden strenge Vorhaltungen machen und klarstellen, dass sie wesentlich mehr Disziplin zeigen mussten, bevor er seinen Segen zu dem klösterlichen Leben gab, für das sie sich entschieden hatten.
Als die beiden schließlich gesenkten Hauptes und mit gefalteten Händen vor ihm erschienen und er mit seinem Vortrag anfing, ahnte er noch nichts Böses. Erst nachdem er seine Rede beendet und Colin und Cara aufgefordert hatte niederzuknien und seinen Segen entgegenzunehmen, brach Colin sein Schweigen. Er informierte ihn, dass sie nicht beabsichtigten, das Leben im Dienste der Kirche wieder aufzunehmen, sondern dass sie zu heiraten gedachten.
Bischof O’Mara hatte es mit seiner berühmten Überzeugungskraft versucht und, nachdem diese Methode versagte, an den Glauben der beiden appelliert. Als sie auch dann noch an ihrer Entscheidung festhielten, hatte er die Fassung verloren und erklärt, vor dem Vollzug ihrer Ehe müssten sie ein ganzes Jahr getrennt leben, falls sie auf ihrer törichten Heiratsabsicht bestünden.
Doch auch das konnte sie nicht zu einem Sinneswandel veranlassen, und so hatte er sich gezwungen gesehen, ihren Wünschen nachzugeben. Falls ihre Liebe nach Ablauf eines Jahres noch Bestand haben sollte, würde er die Trauung seines Neffen vornehmen, eine Trauung, die er für eine Katastrophe sowohl für Colin als auch für die Kirche hielt.
Der Bischof hatte sich beeilt, darauf hinzuweisen, dass ein schwacher, kränklicher Mann niemals ein guter Gatte werden konnte, besonders nicht für eine so starrsinnige Person wie Cara O’Byrne. Dagegen hätte Colins rasche Auffassungsgabe, was Religion und Sprachen betraf, aus ihm einen geachteten Kirchenmann gemacht, möglicherweise einen Bischof oder Kardinal. Oder sogar den ersten Papst, der aus ihrem armen Land stammte. Alles das hatte das Paar jedoch nicht beeindruckt.
Bischof O’Mara legte den ganzen Weg von der Kapelle zum Kastell mit geballten Fäusten zurück. Es war es nicht gewohnt zu verlieren.
In seinen Gemächern stellte er zu seiner Freude fest, dass Mistress Peake ihm Speisen bereitgestellt hatte. Er aß langsam und genoss das ausgezeichnete Mahl. Mistress Peakes Kochkünste würden ihm sehr fehlen, wenn er wieder ins Kloster zurückkehrte.
Gerade hatte er sein Mahl beendet, als Malone, sein Sekretär, hereinkam.
„Sir Cecil wünscht eine Audienz.“
„Ja. Schickt ihn herein.“ Stirnrunzelnd trat der Bischof an den Kamin, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und blieb so vor dem Feuer stehen.
Bischof O’Mara hatte die Freundschaft mit Cecil Kettering, dem
Landsmann seiner Schwägerin, sorgsam gepflegt. Dieser Edelmann war schließlich ein enger Vertrauter der Königin, und der Bischof wusste, falls Sir Cecil Frieden zwischen Irland und England stiftete, würden Roms Oberen ihn, den Bischof, nicht länger ignorieren können.
Er bezweifelte nicht, dass Sir Cecil die Freundschaft mit ihm aus ähnlichen Gründen pflegte. Königin Elizabeth würde nur zu gern diese lästige Insel unterdrücken, die ständig den Frieden ihres Reiches bedrohte.
„Euer Exzellenz.“ Sir Cecil trat forsch ein, neigte den Kopf leicht und nahm dann in dem hochlehnigen Stuhl Platz, auf den Malone deutete.
Der Sekretär des Bischofs zog sich daraufhin zurück.
„Ihr informiertet meinen Sekretär, dass Euer Anliegen äußerst dringlich sei, Sir Cecil. Was wünscht Ihr?“
„Euren Segen, Exzellenz.“ Sir Cecil lächelte selbstgefällig.
„Meinen Segen? Und was soll ich segnen?“
„Meine Verlobung. “
„Ihr wollt also wieder heiraten. Das ist gut“, meinte der Bischof und setzte zu seiner
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