Jenseits des Meeres
Cecil?“
Sein Lächeln vertiefte sich. Es war ja so einfach. „Elizabeth hört auf mich. Sie ist eine höchst wohlwollende Herrscherin. Ich muss nur um etwas bitten, und schon erhalte ich es.“ Er führte sich Lady Katherines Finger an die Lippen. „Ihr braucht nur einzuwilligen, und wir geloben einander die Treue. Und der Frieden sowie die Sicherheit, an der Euch immer so viel lag, soll Euer sein.“
Mit angehaltenem Atem guckte sie Sir Cecil an. Sie liebte ihn nicht. Gott wusste, dass dies niemals der Fall sein würde. Doch wenn das der von Gott verlangte Preis für die Sicherheit ihrer Söhne und für den Frieden für ihr Volk war, würde sie ihn zahlen.
Sir Cecil nahm ihre Hand in seine. „Wollt Ihr mich heiraten, Katherine, und damit das Leben aller Eurer Lieben retten?“
Vor Lady Katherines geistigem Auge tauchte das Bild eines kühnen, gut aussehenden Kriegers auf, den sie einst geliebt hatte. Sie fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, und unterdrückte sie tapfer.
Und dann dachte sie an die kleine Bridget, die ihrer geliebten Fiona so ähnlich sah. Dieses Kind hatte das Recht, in Frieden aufzuwachsen und zu leben.
Stolz hob sie den Kopf und sagte mit klarer, fester Stimme: „Ja, ich will.“
Sir Cecil küsste sie, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht zurückzuzucken. Doch während er sie umarmte, hatte sie das Gefühl, zu einem Eisblock zu erstarren.
15. KAPITEL
„Mylady.“
Lady Katherine merkte, dass jemand an ihrem Ärmel zupfte. Sie war sofort wach. Ihre Zofe hatte sich über sie gebeugt und hielt eine Kerze hoch.
„Was gibt es denn? Was ist geschehen?“
„Es handelt sich um einen der Dörfler, Mylady. Seine kleine Tochter hat hohes Fieber. Seine Frau schickte ihn zum Kastell herauf, um Euren Rat zu erbitten.“
„Gib ihm Brot und Bier, während ich mich ankleide.“ Schon war sie aus dem Bett und schlüpfte in einen Hausmantel, welchen ihr eine zweite Zofe hinhielt.
Wenige Minuten später war sie fertig angezogen und in einen warmen Umhang gehüllt. Als sie den Fuß der Treppe erreichte, wartete dort zu ihrem Erstaunen Hugh Cleary auf sie.
Sie lächelte ihm herzlich zu. „Hugh, was macht Ihr denn hier zu dieser Stunde?“
„Ich hörte die Ankunft eines Pferdes sowie das Geräusch der Eingangstür. Ich befragte einen Dienstboten und erfuhr, dass Ihr ins Dorf fahren wolltet, um einem fiebernden Kind zu helfen. “
„Das stimmt, doch was hat das mit Euch zu tun?“
„Ich möchte Euch begleiten, Mylady. Ihr solltet nicht allein zu dieser Stunde unterwegs sein.“
„Der Vater des Kindes ist doch hier. Er wird für meine Sicherheit sorgen.“
„Schon möglich, doch tut mir den Gefallen, Mylady. Ich würde mich wesentlich besser fühlen, wenn Ihr mir erlaubtet, Euch zu begleiten.“
Sie ergriff seinen Arm und lächelte Hugh Cleary an. „Ich wäre höchst erfreut über Eure Gesellschaft, Hugh.“
Weil sie sich danach abwandte, sah sie nicht mehr, welches Vergnügen ihm ihre Worte bereitet hatten.
Der Morgen begann gerade zu dämmern. Der alte Padraig hielt die Zügel des Einspänners, während die beiden in die Kutsche stiegen. Wenig später fuhren sie die Straße zum Dorf hinunter.
Die kleine und ordentliche Bauernkate am Ende der Straße hatte ein Strohdach und gemauerte Wände. Drinnen brannte ein Torffeuer im Herd, das den einzigen Raum in ein weiches Licht tauchte.
Lady Katherine legte Umhang sowie Handschuhe ab und schaute sich dann um. Die Kleine lag auf einem Strohsack in einer Ecke des Raums. Ihre dunklen Augen erschienen viel zu groß für das kleine, bleiche Gesicht. Feuchte Haarsträhnen klebten an ihrem Hals.
Lady Katherine kniete sich vor den Strohsack, fasste an die Stirn des Mädchens und fand bestätigt, was sie schon wusste: Das Kind hatte hohes Fieber, und seine beängstigend bleiche Haut glänzte feucht.
Behutsam tastete Lady Katherine die Kehle des Mädchens ab und suchte auch hinter den Ohren nach eventuellen Schwellungen. Da sie jedoch keine fand, drückte sie ihr Ohr an die Brust des Kindes und lauschte ein paar Momente dem schweren Atemgeräusch. Deutlich hörte sie das Rasseln.
Sie wandte sich an den Bauern. „Ich benötige kaltes Wasser, um deine Tochter zu waschen.“
Unverzüglich hob der Mann einen Eimer vom Haken und eilte aus der Kate. Nach seiner Rückkehr tauchte Lady Katherine einen sauberen Lappen in das Wasser und begann, den Körper des Mädchens abzureiben.
„Du musst deine Tochter mehrmals am Tage so
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