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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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sogleich einen schweren Kessel von dem Haken an der Wand. Er wollte nicht riskieren, dass die Bauersleute womöglich ihr Kind vor der Fremden versteckten.
    Kieran führte inzwischen Megan zum Rand des Waldes, der das Dorf umgab. An einem Bach angekommen, folgte sie dessen Lauf und sammelte dabei Kräuter und Wurzeln. Mit vollen Armen kehrte sie danach zu der Kate zurück und begann, die Pflanzenteile unter den Augen der Bauersleute zu einer Latwerge zu zerstampfen. Danach faltete sie die Heilsalbe in ein weiches Tuch ein, welches sie dem Kind auf die Brust legte.
    „Diese Latwerge wird die Giftstoffe herausziehen“, erläuterte sie.
    Das Wasser in den Kesseln, die man ebenfalls am Bach gefüllt hatte, begann zu brodeln, und bald stieg eine gewaltige Dampfwolke in der kleinen Kate auf. „Diese Kessel müssen ständig mit Wasser gefüllt und erhitzt werden. Der Dampf wird zur Heilung eurer Tochter beitragen.“
    Kieran und Hugh schienen recht froh zu sein, dass sie etwas Wichtiges zu tun hatten. Während Megan in den nächsten Stunden neben dem fiebernden Kind kniete und ihm immer wieder frische Heilkompressen auflegte, holten die Männer Wasser aus dem Bach und gossen es in die Kessel auf dem Herd.
    Bei der Arbeit betrachtete Kieran Megan, die neben dem Kind kniete und Stunde um Stunde ihre Heilkräuter einsetzte. Ihr ordentlicher Zopf hatte sich längst gelöst. Strähnchen waren herausgerutscht und kräuselten sich ihr jetzt feucht vom vielen Wasserdampf um Nacken und Wangen. Ihr Gewand war fleckig von den gesammelten Pflanzen.
    Als die Sonne des späten Nachmittags schräg durch das kleine Fenster hereinschien und die Schatten in der Kate länger wurden, spürte er Megans Müdigkeit. Doch sie arbeitete weder langsamer, noch ruhte sie sich einen Moment aus. Das war für ihn ein Grund mehr, sie zu lieben.
    Lieben.
    Er blieb stehen. Die Ärmel hatte er bis über die Ellbogen aufgerollt, und er trug zwei volle Wassereimer. Ja. Er vermochte es nicht länger zu leugnen. Er liebte sie.

16. KAPITEL
    Megan lag auf einem Strohsack neben dem Kind. Irgendwann nach einem hastigen Mahl aus kaltem Hammelfleisch und knusprigem Brot war sie eingeschlafen. Seit dem Frühstück an diesem Morgen hatte sie nichts mehr gegessen. Jetzt war es eine Stunde vor Mitternacht, und als sie aufwachte, schaute das Kind sie im Schein der Kerzen neugierig an.
    Megan hatte vorübergehend jede Orientierung verloren. Doch als sie wieder wusste, wo sie sich befand, legte sie dem Kind ihre Hand auf die Stirn. Das Fieber war verschwunden.
    „Wie fühlst du dich?“ erkundigte sie sich leise.
    „Ich habe Hunger.“
    Megan lachte und drückte die Kleine an sich. „Dann sollst du auch essen. Wie heißt du?“
    „Roanna, Mylady. Und wer seid Ihr?“
    „Ich bin Megan.“
    Das Kind fasste in Megans Haar. „Ich dachte, Ihr wärt ein Engel, Mylady, den der Himmel geschickt hat, um über mich zu wachen.“
    Ihre leisen Stimmen weckten die anderen in der Kate. Hugh und Kieran, die auf Strohsäcken unter dem Fenster lagen, setzten sich sofort auf und sahen, wie die Bauersleute zu ihrer kleinen Tochter liefen.
    „O mein Liebling!“ rief die Mutter. „Bist du wirklich zu uns zurückgekehrt?“
    „Ich war doch gar nicht fort.“ Die Kleine lächelte befangen.
    „So meinten wir das auch gar nicht. Für eine Weile fürchteten wir nur, du würdest in eine andere Welt gehen.“ Der Bauer schlang die Arme um Frau und Tochter und blickte dann Megan an. „Mylady, vergebt mir meinen törichten Argwohn. Ihr habt uns unsere Kleine zurückgegeben. Unsere bescheidene Kate gehört Euch wie auch alles andere, was wir besitzen.“
    Megans Lächeln spiegelte ihre Freude wider. „Die Genesung eu-rer Tochter ist der einzige Lohn, den ich begehre.“
    „Ihr habt Wunder gewirkt, Mylady.“ Die Mutter der Kleinen wischte sich die Freudentränen aus den Augen.
    „Das war kein Wunder. Ich bin dankbar dafür, dass ich die Heilkunst erlernt habe.“ Ihr kam eine Idee. „Ich könnte dich und die anderen Dorfbewohner alles über die Kräuter und Wurzeln lehren, welche ich für das Heilen verwende, und dieses Wissen könntet ihr dann an eure Kinder weitergeben.“
    „Dafür wären wir Euch sehr dankbar, Mylady.“
    „So sei es also. Ich werde es Lady Katherine überlassen, die Zeit und den Ort zu bestimmen.“
    Die dankbaren Eltern fielen auf die Knie und küssten ihr die Hand. Verlegen und auch gerührt von dem Beweis der Zuneigung hob Megan den Blick ihrer strahlenden

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