Jenseits des Meeres
einen versöhnlicheren Ton an. „Niemand darf davon erfahren. Es muss unser Geheimnis bleiben, Katherine. Habt Ihr verstanden?“
Als sie schwieg, fuhr er fort: „Zu viele Leute wussten von der Reise, die Kieran und Colin vorhatten, und genau deshalb gelang das Vorhaben nicht. Diesmal darf niemand etwas wissen. Versteht Ihr das?“
„Ja.“
Eine leichte Brise strich durch ihr Haar. Ohne nachzudenken, griff Hugh in die offenen Strähnen.
„Ich würde alles tun, um Euren Schmerz zu lindern, Katherine.“ Seiner belegten Stimme war die innere Bewegung anzuhören. „Mir bricht schier das Herz, Euch so unglücklich zu sehen.“
„Ihr wart immer ein so guter Freund, Hugh - für mich und meine Familie.“
Jetzt sprach er so leise, dass es wie das Wispern des Windes klang, der in den Blättern raschelte. „Wenn Ihr es nur zuließet, würde ich noch mehr sein als nur ein Freund.“
Seinen Worten folgten lange Momente des Schweigens.
Dann blickte Lady Katherine ihn erschüttert an. „Das hätte ich mir nie träumen lassen.“ Sie legte ihm die Hand an die Wange, und aufs Neue stiegen ihr Tränen in die Augen. „Ach Hugh, weshalb habt Ihr nur bis jetzt gewartet, ehe Ihr Euch mir anvertrautet?“ „Ich hatte nicht das Recht, mich früher zu äußern. Aus Achtung vor Sean O’Mara behielt ich meine Gefühle für mich, Katherine. Doch seit seinem Tod wachte ich stets über Euch und tat alles in meiner Macht Stehende, um Euch vor Unbill zu bewahren.“
„Ich war mir Eurer vielen Freundschaftsbeweise auch immer bewusst. Und ich bin dankbar dafür, Hugh.“
„Ich liebe Euch, Katherine. Ich habe Euch immer geliebt.“ Mit einem Finger strich er von ihrer Augenbraue zu ihrer Wange und dann zu ihren Lippen. „Ich wusste nicht, wie ich es Euch sagen sollte.“
„Großer Gott, und ich ..." Sie guckte zur Seite, als könnte sie dort die richtigen Worte finden. „An Euch lag mir ebenfalls sehr viel.“ Seine Augen begannen zu strahlen, und sie sprach weiter: „Mir gefiel Eure sanfte Natur und die Art, wie Ihr immer abseits standet und die anderen das Lob einheimsen ließet, während Ihr still und leise das tatet, was getan werden musste.“
Die Tränen liefen ihr nun über die Wangen, und sie wischte sie mit dem Handrücken fort. Als sie wieder sprach, klang es eher wie ein Aufschrei. „Hätte ich doch nur früher gewusst, was Ihr empfandet. Möglicherweise wäre dann alles anders gewesen.“
„Das verstehe ich nicht.“ Er hob ihr Kinn an, damit sie ihm jetzt sagte, was sie für ihn empfand.
„Ja, ich hege tiefe Gefühle für Euch.“
„Wenn es so ist, muss sich doch ein Weg ins Glück finden lassen, den wir gemeinsam gehen können, Katherine.“
„Glück.“ Sie wandte sich ab und barg das Gesicht in den Händen.
Überaus zärtlich zog er sie wieder in die Arme. „Erzählt mir, was Euch Kummer bereitet, meine liebste Katherine. Was es auch sein mag, wir werden es zusammen überwinden.“
„Zusammen.“ Neue Tränen standen in ihren Augen. „Wir dürfen jetzt nicht mehr zusammen sein, Hugh.“ Sie schaute zur Sonne, die gerade eben über den Horizont stieg. „Sir Cecil bereitet sich gerade auf eine Audienz beim Bischof vor.“
Tapfer unterdrückte sie die Tränen. Sie wollte nicht mehr wegen ihres Schmerzes weinen. Den Pakt mit dem Teufel hatte sie ja freiwillig abgeschlossen, und damit musste sie jetzt leben, koste es, was es wolle.
„Was hat denn Sir Cecils Audienz bei dem Bischof mit uns zu tun?“
„Es ist bereits alles arrangiert. Cecil wünscht nur noch den Segen des Bischofs ...“, sie atmete tief durch, für unsere Ehe
schließung.“
„Ihr und Cecil Kettering?“ Hugh Cleary schaute sie an, als traute er seinen Ohren nicht. Schmerz zeigte sich in seinem Gesicht und trübte seine dunklen Augen. Er ließ die Hände sinken und rückte von ihr ab.
„Vergebt mir meine Kühnheit, Mylady. Ich hatte nicht das Recht, mich so zu äußern. Wollt Ihr gütigerweise die Liebeserklärung eines alten Narren vergessen?“
„Alte Narren sind wir beide“, flüsterte sie und wandte den Blick ab, denn sie vermochte nichts mehr zu sagen.
Hugh nahm die Zügel, und schweigend fuhren sie zurück zum Kastell. Beide hingen ihren trüben Gedanken nach.
Bischof Seamus O’Mara war wütend. Trotz des schönen Morgens und der Großartigkeit der Messe, die er soeben gelesen hatte, vermochte er seinen Ärger nicht abzuschütteln.
Gestern Abend hatte er seinem Neffen und Cara O’Byrne eine Audienz
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