Jenseits des Meeres
Lieblingspredigt an. Cecil Ketterings Gattin war nunmehr seit fast zwanzig Jahren tot, und ihm war zu Ohren gekommen, dass Sir Cecil - wie auch dessen Sohn - zu einer Art Lebemann bei Hofe geworden war. Eine Gattin mochte genau das Richtige für ihn sein, damit er fortan endlich das angemessene Leben eines Edelmanns führte.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, begann der Bischof.
„Da bin ich durchaus Eurer Meinung. Und ich war schon viel zu lange allein.“
„Ich verstehe nur nicht ganz, weshalb Ihr meinen Segen benötigt, Sir Cecil. Ihr seid schließlich nicht unseres Glaubens, und da Euer Leben in England keinerlei Auswirkungen auf uns hier in Irland hat, sehe ich eigentlich keinen Grund für diese Audienz.“
„Meine Eheschließung wird sich sehr wohl auf Euch wie auch auf alle anderen hier in Killamara auswirken, Euer Exzellenz.“
Bischof O’Mara zog überrascht die Brauen hoch.
„Ich habe Lady Katherine einen Heiratsantrag gemacht.“ Über den Gesichtsausdruck des Bischofs hätte Sir Cecil beinahe laut gelacht. „Und sie hat ihn gütigst angenommen.“
„Eine solche Verbindung vermag ich nicht zu segnen“, erklärte der Bischof, nachdem er seine Sprache wieder gefunden hatte. „Ihr habt beide nicht unseren Glauben.“
„Solche Ehen werden sehr oft zugelassen, und es liegt durchaus innerhalb Eurer Befugnis, es zu tun. Im Übrigen glaube ich, dass Ihr, nachdem ich Euch erläutert habe, was ich als Gegenleistung für Euren Segen zu tun bereit bin, den Nutzen erkennen werdet.“
Sir Cecil sprach sehr forsch. Er genoss es zu sehen, wie unbehaglich dem Bischof zu Mute wurde, und er bezweifelte nicht, dass er erreichen würde, was er wollte.
Megan ging in ihrem Gemach hin und her. Sie kam sich wie ein Vogel im Käfig vor. Im ganzen Kastell redete man nur von Lady Katherines Verlobung mit Sir Cecil. Beim Frühstück hatte sich James mit den Plänen seines Vaters gebrüstet, noch ehe Lady Katherine die Möglichkeit erhielt, diese Neuigkeit ihren Söhnen mitzuteilen.
Die Nachricht begeisterte die beiden offenbar nicht gerade. Colin war vom Tisch aufgestanden und aus dem Kastell geeilt. Terence O’Byrne hatte vermeldet, dass seine Tochter Cara ebenfalls abgängig sei. Seitdem hatte man weder Colin noch Cara wieder gesehen.
Kieran schloss sich in der Bibliothek ein und sprach mit niemandem mehr.
Es hieß, der Bischof würde sich auf seine Rückkehr in das Kloster zu Donegal vorbereiten, sobald die Trauungszeremonie vollzogen wäre. Der Verlobung habe er bereits seinen Segen erteilt.
Da Sir Cecil darauf bestand, die schlichte Trauung unverzüglich vorzunehmen, fand die Zeremonie, bei der nur die Priester sowie die nächsten Angehörigen des Paares und die persönliche Dienerschaft der Lady anwesend sein sollten, in der Kapelle statt.
Wie alle anderen Dienstboten hatte auch Aileen, Megans Zofe, ihr Lächeln verloren. Es schien, als hätte sich im Kastell ein Todesfall ereignet.
Von ihrem Söller aus beobachtete Megan nun, wie Lady Katherine und Hugh Cleary aufsaßen. Sir Cecil und James kamen lachend um die Ecke. Sir Cecils Lächeln erstarb.
Seine zornig erhobene Stimme schallte bis zu Megan herauf: „Was soll das? Hat meine Braut etwa vor, in Gesellschaft eines anderen Mannes auszureiten?“
„Wir reiten ins Dorf, Cecil.“
„Das lässt sich leicht sagen! Woher soll ich wissen, dass dies kein heimliches Stelldichein wird?“
Lady Katherine errötete.
Hugh beugte sich aus dem Sattel zu ihm hinunter und packte
Sir Cecil an der Schulter.
Sofort guckte Lady Katherine Hugh flehentlich an, der den englischen Edelmann daraufhin losließ.
„Im Dorf befindet sich ein sehr krankes Kind, Cecil, das ich versorgen muss“, erläuterte Lady Katherine.
Cecil strich sich seinen Umhang glatt, nahm dem alten Padraig die Zügel aus der Hand und warf einen hinterhältigen Blick auf Hugh. „Ich mag es nicht, dass meine Braut sich wie irgendeine niedere Magd benimmt.“
„Cecil, ich habe mich schon immer um die kranken und armen Leute gekümmert. Das erwartet man von mir.“
Er verhehlte seine Abscheu nicht. „Dann müssen die Menschen eben lernen, dass sich die Dinge jetzt ändern“, erklärte er scharf, zog sie aus dem Sattel und packte sie am Arm. „Ihr werdet eine Eurer Dienerinnen schicken, meine Liebe.“
„Das kann doch nicht Euer Ernst sein, Cecil.“
Sir Cecil drehte sich zu Hugh um. „Schwebt das Kind in Lebensgefahr?“ fragte er Unheil verkündend
Weitere Kostenlose Bücher