Jenseits des Meeres
Liebe.“
„Möchtest du wirklich nicht noch länger bei uns zu verweilen? Es wäre mir eine große Freude, wenn du noch ein wenig länger auf Kastell O’Mara bliebest. Die Dörfler würden deine Anwesenheit sehr begrüßen. Und ich würde Seans Bruder an meiner Seite ebenfalls schätzen.“ Ganz besonders jetzt, da Sir Cecil mir einen neuen Charakterzug gezeigt hat, fügte sie im Stillen hinzu.
Der Bischof ließ sich nichts anmerken. Er hatte einen Handel mit Sir Cecil geschlossen: Als Gegenleistung dafür, dass er die Ehe segnete, sollten den unschuldigen Dörflern von Killamara die Schrecken eines Krieges erspart bleiben. Der Geistliche bewunderte seine Schwägerin dafür, dass sie bereit war, das Opfer ihren Leuten zuliebe auf sich zu nehmen. Allerdings wollte er nicht hier bleiben und zusehen, wie der Besitz seiner Familie unter die Herrschaft dieses Scheusals fiel.
„Ich bin meinen Pflichten bereits zu lange ferngeblieben und wage es nicht, mich noch länger dem Müßiggang hinzugeben. Nach deiner Trauung muss ich so bald wie möglich abreisen.“ Der Bischof schaute sich um. „Ich habe Colin heute Morgen nicht bei der Messe gesehen“, stellte er fest. „Ebenso wenig sehe ich ihn jetzt.“ Lady Katherine, die mit anderen Dingen zu beschäftigt gewesen war, merkte erst jetzt, dass Colin überhaupt nicht anwesend war. Verstört meinte sie: „Wo steckt Colin denn.“ Sie guckte zu Terence O’Byrne, der neben seinem Sohn saß. Die beiden Männer waren ungewöhnlich schweigsam. „Seid Ihr heute Morgen Colin begegnet?“ „Ich nicht.“ Terence O’Byrne wandte sich an seinen Sohn. „Conor, wo ist Colin?“
„Wahrscheinlich noch im Bett.“ Conor senkte den Kopf und aß weiter.
„Ja“, sagte der Bischof, „er war ja schon immer recht kränklich.“ Megan bemerkte Conors leicht gerötete Wangen. Der junge Mann schien etwas zu verbergen.
Conor dachte an das, was Colin ihm anvertraut hatte. Obwohl sie sich seit frühester Kindheit kannten, hatte sein Bekenntnis ihn doch ziemlich erschüttert. Ihm war klar, dass er irgendjemanden von Colins Vorhaben informieren sollte, doch er brachte es nicht über sich, ihn zu verraten. Außerdem freute er sich insgeheim.
Nachdem das Morgenmahl beendet war, gingen Megan und Bridget, um ihre warmen Reiseumhänge zu holen. Als sie am Salon vorbeikamen, sah Megan dort Sir Cecil und seinen Sohn ernsthaft in ein Gespräch vertieft mit gesenkten Köpfen vor dem Kamin stehen.
Ohne noch einen weiteren Blick an die beiden Männer zu verschwenden, fasste Megan die kleine Bridget bei der Hand und eilte mit ihr fort.
„Wie konntest du diesem Hund erlauben, auf diese Weise mit dir zu reden?“ fragte James noch immer wütend. „Ich hätte ihm am liebsten die Zunge herausgeschnitten.“
„Das kannst du auch tun.“ Sir Cecil sprach gefährlich leise. „Und zwar sehr bald. Dieser Narr ahnt nicht, dass er wieder einmal von jemandem verraten wird, der sich sein guter Freund nennt.“ „Ja. Doch können wir sicher sein, dass dieser ... Freund uns gegenüber loyal bleibt? Oder wird er uns in den Rücken fallen, wie er es bei O’Mara tat?“
„Wir befinden uns im Vorteil. Wir trauen niemandem. Wenn dies vorbei ist, wird er zusammen mit den O’Maras sterben, und keiner außer uns wird je etwas erfahren.“
James lächelte einen Moment, doch sogleich verdüsterte sich seine Miene wieder. „Und was ist mit der Schottin? Du hast doch gesehen, wie O’Mara sie behandelte. Ich sage dir, er hat sie bereits zu der Seinen gemacht.“ James begann vor dem Kamin ärgerlich auf und ab zu gehen.
„Umso besser.“
James fuhr zu seinem Vater herum. „Bist du verrückt? Wenn sie den Akt mit ihm vollzogen hat, wird sie O’Mara nicht freiwillig für einen anderen Mann aufgeben, so zwingend die Gründe dafür auch sein mögen.“
„Wir werden ihr eben keine Wahl lassen.“ Sir Cecil lachte böse auf. „Verstehst du nicht? Es dürfte noch einfacher werden, Kieran O’Mara zu überwältigen, wenn er sich um die junge Dame sorgt. Und wenn er von ihrem Schicksal erfährt, wird er vollends wahnsinnig.“ Sir Cecil klatschte in die Hände. „Oh, es könnte gar nicht besser sein.“ Er legte seinem Sohn den Arm um die Schultern. „Die
Fische sind uns allesamt ins Netz gegangen. Nun brauchen wir sie nur noch an Land zu ziehen und zuzuschauen, wie sie nach Luft schnappen und dabei langsam verenden.“
Er brachte seinen Sohn zur Tür. „Lass den Mann kommen, der die Schottin kennt. Es
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