Jenseits des Meeres
allmählich verrauchte. „Alles andere darfst du mich fragen, meine kleine Kriegerin. Doch über die Verlobung meiner Mutter mit Sir Cecil kann ich nicht sprechen. Verstehst du das?“
Megan nickte und zog ihn an sich. Um seinen Schmerz zu lindern, küsste sie ihn. Sie beschloss, Lady Katherine und Sir Cecil nicht mehr zu erwähnen, das Paar jedoch weiter zu beobachten und zu belauschen.
Während Kieran sich zum Abendessen umkleidete, hörte er die Tür im Nebenraum aufgehen. Er spähte hinaus und sah die kleine Bridget in Megans Arme stürzen. Gemeinsam bürsteten sie und Aileen die dichten, wirren Strähnen der Kleinen, und nach deren Kichern zu urteilen, genoss sie es ungemein, von allen Seiten verwöhnt zu werden.
Kieran freute sich sehr darüber, dass seit langem wieder Gelächter in den Gängen von Kastell O’Mara zu hören war. Dann dachte er an die bevorstehende Trauung seiner Mutter und befürchtete, dass eines baldigen Tages dieses Lachen wieder ersterben würde, und diesmal für immer.
Auf seinem Ritt über Killamaras Hügel hatte er heute über vieles nachgedacht. Obwohl er es seiner Mutter in seiner Jugend nie anvertraute, hatte er in den Diensten der Königin viel Abstoßendes gehört und gesehen. So hatte er beispielsweise erlebt, auf welche hinterlistige Art und Weise Sir Cecil zu Reichtum, Titel und Privilegien durch seinen Einfluss auf Elizabeth gekommen war.
Wenn der Mann mehr Güter und Titel als jeder andere im Reich haben wollte, pflegte er höchst rücksichtslos vorzugehen: Er betrog Freunde wie Feinde, um deren Besitztümer zu übernehmen.
Kieran würde Sir Cecil niemals als Gatten seiner Mutter akzeptieren können. Es würde ihm immer einen schmerzlichen Stich geben zu sehen, wie dieser Mensch den Platz seines Vaters in Killamara einnahm. Auf seinem Ritt hatte Kieran daher einen Beschluss gefasst. Ihm blieb nur eines übrig: Er musste hier fortgehen und irgendwo anders neu anfangen, irgendwo weit fort von dem Ort, den er liebte wie das Leben selbst.
Kieran spähte wieder in das Wohngemach hinüber und fühlte, wie sich sein Herz über den Schmerz erhob. Killamara zu verlassen war zwar das Schwerste, das er je tun würde, doch es gab etwas, das es erträglich machte. Heute Nacht, wenn sie sich in ihr Schlafgemach zurückzogen, wollte er Megan bitten, ihn zu heiraten.
Er nahm sich vor, sie nach Schottland zu bringen, um dort nach ihren Leuten zu suchen. Selbst wenn ihr Gedächtnis nicht zurückkehrte, würden sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Und er wollte seine ganze Kraft darauf verwenden, Megan glücklich zu machen.
Lächelnd trat er aus seinem Gemach. Ihr Anblick raubte ihm den Atem. Megan trug ein Gewand aus scharlachroter Seide, welches sich an ihre hohen, festen Brüste und an ihre schmale Taille schmiegte und dann in anmutigen Falten herabfiel. Man hatte ihr langes Haar gebürstet, bis es schimmerte, und scharlachrote Seidenbänder sowie winzige rote Röschen hineingeflochten.
„O Megan“, flüsterte er ehrfürchtig. „Du siehst hinreißend aus.“ Liebevoll blickte sie ihn an, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Und du, Kieran, bist der Grund, weshalb ich heute Abend einen solchen Aufwand mit meinem Erscheinungsbild habe betreiben lassen. Ich wollte, dass du nur mich siehst.“
„Ihr werde immer nur dich sehen, Megan.“
Die beiden verließen das Gemach, und Bridget folgte ihnen kichernd.
Als Megan und Kieran in den großen Saal traten, verstummten dort alle Stimmen. James, der mit seinem Leben in London geprahlt hatte, vermochte den Blick nicht von der Frau an Kierans Seite zu wenden. Sie ist in der Tat eine Schönheit, dachte er, und bald wird sie mir gehören. Bei dieser Erkenntnis verachtete er die anderen Männer umso mehr.
Kieran blickte sich um. „Wo ist meine Mutter?“
„Sie und mein Vater sind noch nicht heruntergekommen. Möglicherweise können sie nicht so lange warten, bis sie übermorgen ihr Ehegelöbnis ablegen.“
„Das ist unschicklich, James“, tadelte Hugh Cleary verärgert, „und ungehörig im Haus von Lady Katherine.“
„Nicht ungehöriger als Euer Verbleib unter diesem Dach bis zur Trauung“, versetzte James.
„Ich befinde mich hier auf Wunsch von Lady Katherine.“
„Ihr seid hier, weil Ihr die Lady für Euch selbst begehrt“, entgegnete James höhnisch. „Und weil Ihr so töricht seid zu hoffen, sie könnte es sich noch anders überlegen und Euch das Jawort geben. Schlagt es Euch aus dem Kopf, der Herr
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