Jenseits des Meeres
werdet sie so behandeln, als wäre sie Eure Königin.“
Auf der anderen Tischseite unterdrückte James Kettering mühsam seine Wut. Sein Vater wurde von diesem verräterischen Rebellen in aller Öffentlichkeit gemaßregelt.
„Ihr haltet den Mund“, meinte Sir Cecil scharf, „oder Ihr werdet unter meinem Dach nicht länger willkommen sein.“
„Unter Eurem Dach?“ Kieran ballte die Hände zu Fäusten.
Sanft legte Lady Katherine ihre Hand auf seinen Arm und wandte sich dann zu Sir Cecil um. „Das Kastell O’Mara wird immer Seans Söhnen gehören, Cecil. Ich dachte, das wäre Euch klar.“
„Klar ist mir nur, Mylady, dass Eure Söhne lernen müssen, wer der Herr von Killamara ist.“
Bestürzt wollte Megan Kieran ebenfalls die Hand auf den Arm legen, doch er stand vom Tisch auf und stürmte mit vor Zorn funkelnden Augen aus dem Raum.
Tavis Downey erhob sich ebenfalls, schaute sich in der Tischrunde um und wandte sich dann an Lady Katherine. „Ihr wart immer der Ansicht, Kieran habe das Temperament seines Vaters geerbt, Mylady. Wenn er sich wieder beruhigt hat, wird er zurückkehren und Euch um Vergebung bitten.“ Damit folgte er seinem Freund.
In der gespannten Stimmung, die nun herrschte, drehte sich Lady Katherine zu Megan um. „Sobald unsere Mahlzeit beendet ist, werde ich einen Dienstboten ins Dorf schicken, um die Bauersfrauen auf Euren Besuch vorzubereiten.“ Sie bedachte Sir Cecil noch mit einem schnellen Seitenblick und fügte dann hinzu: „Leider werde ich nicht in der Lage sein, Euch zu begleiten.“
Dass sich Lady Katherine Sir Cecils Wünschen derartig unterordnete, irritierte die meisten der anwesenden Gäste. Schließlich erhob Hugh Cleary die Stimme. „Mir wäre es ein Vergnügen, Euch ins Dorf zu begleiten, meine Liebe“, versicherte er Megan, und an die Tischrunde gewandt, fügte er hinzu: „Lady Megan ist nämlich eine überaus begabte Lehrerin, und ihre Fähigkeiten als Heilerin sind überaus groß.“
Megan warf ihm einen dankbaren Blick zu.
Auf der anderen Seite der Tafel kämpfte James Kettering innerlich noch immer mit seiner Wut. Wie er diesen Kieran O’Mara doch hasste. Dieser irische Abschaum hatte nicht einmal versucht, seine Gefühle zu verbergen. Ganz offensichtlich billigte er die Eheschließung seiner Mutter nicht. Man würde sich ihn gefügig machen müssen, und zwar bald. Oder alles wäre verloren.
James guckte zu der jungen Schottin hinüber, die seit Kierans Fortgang auffallend still geworden war. An der Art, wie Kieran zuvor ihren Teller gefüllt und sie stolz beim Reden beobachtet hatte, war ersichtlich, dass der Mann Anspruch auf sie erhob. Es war, als ob ... James wurde von Entsetzen gepackt. Natürlich. Jetzt zweifelte er nicht mehr daran: Die beiden waren ein Liebespaar. Es sah O’Mara ähnlich, den begehrten Preis allen anderen vor der Nase wegzuschnappen.
Jetzt wandte James sich an Sir Cecil, der mit finsterer Miene neben Lady Katherine saß. „Ich würde gern mit dir unter vier Augen reden, Vater. Es handelt sich um etwas Wichtiges.“ Damit stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Saal. Etwas später folgte sein Vater ihm.
Der Bischof beendete die Messe und ging über den Hof zum Eingang des Kastells. In römischen sowie in fast allen europäischen Kathedralen, so auch in Irland, hatte er Gottesdienste abgehalten. Doch diese schlichte Kapelle auf dem Gelände des Kastells war für ihn etwas ganz Besonderes.
Als junger Bursche hatte er sich hierher geflüchtet, weil im Kastell ständig über Krieg geredet worden war. Es war Segen und Fluch zugleich, dass er Generationen von Kriegern entstammte. Er verstand durchaus, was einen Mann dazu trieb, für eine Sache zu kämpfen. Auf der anderen Seite verabscheute er Gewalt zutiefst.
Als er später den Speisesaal betrat, schaute er sich um. „Wo ist Pater Malone?“ wollte er von den Gästen wissen, die an den Tischen saßen.
Die meisten blickten sich ratlos an. Einer der Anwesenden sagte: „Ich sah ihn betend in der Kapelle knien.“
Der Bischof entspannte sich. „Zweifellos betet er für eine sichere Heimreise.“
Lady Katherine war erleichtert, dass Sir Cecil und James den Saal verlassen hatten. Sie füllte den Kelch des Bischofs mit angewärmtem Würzwein. „Wann reist du ab?“ erkundigte sie sich.
„In drei Tagen. Sobald deine Trauung vollzogen ist, werde ich die Dienstboten anweisen, die notwendigen Vorräte auf unsere Pferde und Wagen zu laden, meine
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