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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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Hand auf meinem ausgestreckten Arm spürte. Ich versuchte, mich loszureißen, aber die Hand hielt mich fest und zog mich schließlich aus dem dunklen Wageninneren auf die schwach beleuchtete Straße hinaus.
    Eine vertraute Stimme sagte: »Ellie, keine Angst, ich bin’s nur.«
    Ich dachte, Michael wäre endlich aufgetaucht. Keine Sekunde zu früh.
    Falsch gedacht.
    Es war Rafe.

Achtzehn

    W as machst du denn hier?«
    Das waren die ersten Worte, die mir über die Lippen kamen. Kaum waren sie draußen, hätte ich sie am liebsten wieder heruntergeschluckt. Es schien ein bisschen unfair, ihn so anzugehen, wenn ich doch in Wahrheit unsagbar froh war, nach dem Schreck ein vertrautes – menschliches – Gesicht zu sehen.
    Aber dann musterte ich Rafe genauer. Aus unerfindlichen Gründen war er die Ruhe in Person. Er lächelte sogar. Das machte mich stutzig. Wann war er dazugekommen? Ich musste davon ausgehen, dass er einen Teil des Luftkampfs mitbekommen hatte – warum also flippte er nicht aus?
    Als er mir antwortete, war seine Stimme genauso gelassen wie seine Miene. »Ich könnte behaupten, dass es reiner Zufall war. Dass ich nach dem Spiel noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen bin in der Hoffnung, dass wir uns vielleicht begegnen. Und dass ich dabei rein zufällig mitbekommen habe, wie du überfallen wurdest.«
    Er machte ein unschuldiges Gesicht, aber sein ruhiger Tonfall hatte etwas Unheimliches an sich. Etwas Unheimliches, das ich gut kannte und bei dem es mir kalt den Rücken herunterlief. Er war garantiert nicht zufällig vorbeigekommen. Welche Rolle hatte er bei dem Angriff gespielt?
    »Aber das wäre nicht die Wahrheit, oder?«, krächzte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
    »Nein, Ellspeth. Das wäre nicht die Wahrheit. Es wäre eine Lüge, und ich glaube, du weißt, was ich von Lügen halte.«
    Ellspeth . Warum nannte Rafe mich Ellspeth? Er kannte mich doch nur als Ellie. Dass ich mich jemandem mit meinem vollen Namen vorstellte, kam so gut wie nie vor.
    Langsam fügten sich die Teile zu einem Ganzen zusammen, und meine Angst wuchs. War ich einer Gefahr entronnen, nur um gleich in die nächste zu stolpern? Ich begann, langsam vor ihm zurückzuweichen.
    »Gehörst du zu denen?« Im Stillen betete ich, dass Rafe nicht auch einer der Gefallenen war, sondern bloß ein ganz stinknormaler Stalker. Mit einem Stalker würde ich schon fertig werden.
    »Zu wem?«, fragte er.
    Rafe kam mir genauso langsam hinterher.
    »Zu den Gefallenen«, sagte ich, während ich mich weiter zurückzog.
    »Ich bin nicht gefallen, Ellspeth.«
    Plötzlich blieb er stehen und schüttelte sich kaum merklich. Das kam so unerwartet und sah so merkwürdig aus, dass ich ebenfalls stehen blieb, um zu sehen, was passieren würde. Was um alles in der Welt machte er da?
    Eine Wolke schimmernder Teilchen stieg von seinem Körper auf. Als sie sich langsam verflüchtigte, kam darunter ein ganz anderer Rafe zum Vorschein. Es war, als hätte er all seine zerzauste Wildheit – alles Menschliche, sozusagen – abgeschüttelt. Seine Haare waren immer noch kastanienbraun, seine Gesichtszüge waren dieselben, und seine Augen waren immer noch fast schwarz. Und trotzdem erkannte ich ihn kaum wieder. Sein Gesicht war so viel schöner als zuvor, geradezu bildschön. Alterslos und göttergleich.
    Dann lächelte er sein schiefes Lächeln, und ich sah den Rafe, den ich kannte.
    »Wer bist du? Oder vielmehr was?«, fragte ich, nachdem ich den Mund wieder zugeklappt hatte.
    »Ich bin ein Engel. Mein richtiger Name lautet Raphael.«
    »Ein echter Engel? Aus dem Himmel?« Mir kam es unsagbar albern vor, so etwas laut auszusprechen.
    »Ein Engel des Angesichts, um genau zu sein«, antwortete er, als fände er meine Frage lustig. »Ich bin einer der wenigen Engel, denen es erlaubt ist, vor Ihn hinzutreten.«
    In meinem Kopf drehte es sich viel zu heftig, als dass ich ihn über die hochtrabende Bezeichnung »Engel des Angesichts« hätte ausfragen können. Aber eins musste ich doch ganz genau wissen. »Was ist mit Kael?«
    »Er ist fort, Ellspeth.«
    »Fort im Sinne von abgehauen oder fort im Sinne von … fort?«
    »Fort im Sinne von fort.«
    »Hast du ihn umgebracht?«, fragte ich erschrocken. Ich ärgerte mich maßlos über mich selbst, weil ich um ein Haar auf Kaels Gerede, dass wir uns zusammentun und gemeinsam die Menschheit retten sollten, reingefallen wäre, und seine miesen Tricks waren einfach nur verachtenswert. Trotzdem erschien es mir etwas

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