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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Daunenfedern, äußerlich ganz seines Vaters Sohn war.
    »Nun?«
    »Lord ... Lord Raglans Ritt war eine Tat heldenhaften Mutes, Colonel Sir«, gab Stephen gehorsam das wieder, was sein Vater ihn gelehrt hatte.
    »Weshalb?«
    »Weil ...« Stephens Stimme versagte, und jeglicher Gedanke, den er sich zuvor zurechtgelegt hatte, zerfaserte unter dem strengen Blick des Colonels und löste sich in einer weißen Wattigkeit auf, bis sein Kopf wie leergefegt war.
    Die Art, wie der Colonel durch die Nase Luft holte, verriet ihm, dass dessen Geduld bereits erschöpft, aber auch, dass er gnädig entlassen war. Mit einem tiefen Ausatmen setzte sich Stephen. Und mit einem elenden Gefühl in der Magengrube.
    »Da Sie offenbar ein solch großes Mitteilungsbedürfnis besitzen, Kadett Danvers«, richtete Colonel Norbury das Wort an Stephens Banknachbarn, der noch immer mit erhobener Hand dasaß, »sind wir natürlich äußerst gespannt, was Sie zu sagen haben.«
    »Danke, Colonel Sir.« Ohne übergroße Eile stand Jeremy Danvers auf und nahm seine bevorzugte Haltung ein, Schultern straff, Kinn hochgereckt und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Meiner Ansicht nach ist der Erkundungsritt von Lord Raglan nicht anders als fahrlässig und leichtfertig zu bezeichnen.«
    Irgendwo in den hinteren Reihen zischelte jemand missbilligend, und eine Braue des Colonels schnellte hoch. »Tatsächlich? Was lässt Sie zu diesem Schluss kommen?«
    »Lord Raglan nahm nicht nur in Kauf, selbst getötet zu werden – er hat auch die Mitglieder seines Stabes in Gefahr gebracht.Das Risiko, dass der Truppenverband von einem Augenblick zum anderen ohne Führung dastehen würde, war beträchtlich. Die einzelnen Divisionen wieder unter einheitlichem Kommando zu versammeln hätte kostbare Zeit verstreichen lassen. Ein Umstand, den der Feind zu seinem Vorteil hätte nutzen können. Im ungünstigsten Fall wäre eine vernichtende Niederlage unserer Truppen die Folge gewesen.«
    Colonel Norbury musterte den Kadetten einige Augenblicke lang, als könnte er ergründen, was hinter dessen ebenholzdunklen Augen vor sich ging. Jeremys Gesicht mit den starken Brauen blieb unbewegt; allenfalls sein Mund, schmal und flach wie ein Einschnitt, ließ auf eine gewisse Anspannung schließen.
    »Dann«, begann der Colonel langsam, »würde mich doch sehr Ihr Urteil über General Gough interessieren, der am zweiten Tag der Schlacht von Ferozeshah in seinem weißen Mantel vorausritt, um das feindliche Feuer von seinen Soldaten abzulenken.«
    Einen Herzschlag lang war es totenstill im Raum.
    »Es steht mir nicht zu, über die Person General Goughs ein Urteil zu fällen, Colonel Sir«, kam Danvers’ Antwort ohne langes Zögern. Seine tiefe, wie aufgeraute Stimme klang ruhig, blieb sicher. »Schließlich war ich damals nicht vor Ort – im Gegensatz zu Ihnen, Colonel Sir. Aus rein taktischer Sicht jedoch war auch dies ein unnötiges und äußerst leichtfertiges Manöver. Zugegebenermaßen wirkungsvoll, aber ohne großen Nutzen für den Ausgang der Schlacht.«
    Die Augen des Colonels verengten sich, wirkten stählern. »Verstehe ich Sie richtig, Mr Danvers: Sie stellen also die kühne These auf, wir unterlägen alle einem Irrtum, wenn wir sowohl Lord Raglan als auch General Gough für ihren Heldenmut bewundern?«
    »Plebejischer Nestbeschmutzer«, zischte es aus der letzten Reihe.
    Nicht einmal ein Wimpernzucken ließ erkennen, ob Jeremy Danvers es gehört hatte. Der Colonel indes hatte ein Ziel gefunden, an dem sich seine Verärgerung entladen konnte. »Sie, Highmore, halten den Mund! Es sei denn, ich fordere Sie dazu auf oder Sie wissen etwas Sinnvolles beizutragen!«
    »Jawohl, Colonel Sir«, presste Freddie Highmore zwischen den Zähnen hervor und verkroch sich hinter dem Rücken des Offiziersanwärters, der vor ihm saß.
    Wie ein Raubvogel, der auf seine Beute hinabstößt, wandte sich Colonel Norbury wieder Jeremy Danvers zu. »Habe ich Sie richtig verstanden, Mr Danvers?!«
    In einem unausgesprochenen Kräftemessen sahen sich der Colonel und der Kadett in die Augen.
    »Nein, Colonel Sir. Meine Aussagen bezogen sich lediglich darauf, dass sowohl Lord Raglan als auch General Gough ein großes Risiko eingingen und dabei die Verantwortung für die ihnen unterstellten Truppen vernachlässigten. Das Ziel eines jeden Krieges muss sein, den Feind zu schlagen und dabei die eigenen Verluste so gering wie möglich zu halten.«
    »Aber beide hatten doch Erfolg, nicht wahr?« Die

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