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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Ich sah mich um. Hier gab es noch zwei Räume. Eine Küche, und ein kleines Zimmer, dessen ganzer Boden mit Matratzen, Kissen, Decken und Lacken so voll war, dass der eigentliche Untergrund nur noch zu erahnen war. Keine Möbel, nur dieses Chaos, das an ein sehr großes Bett erinnerte.
    Domina hielt mich nicht auf, als ich mich langsam durch den Flur bewegte, die Umgebung in mich aufnahm, und auf die Treppe in die erste Etage zuhielt – sie folgte mir still. Es kam mir vor, als sei ich diesen Weg schon tausendmal gegangen, und doch konnte es nicht so gewesen sein. Diese Leute kannten mich nicht, also konnte ich folglich noch nie hier gewesen sein. Oder?
    Dennoch, alles war so vertraut, und völlig fremd zugleich. Ich kannte die Treppe, wusste dass die dritte Stufe knarrte, noch bevor ich einen Fuß daraufgesetzt hatte. Aber es war falsch. Alles hier war irgendwie falsch. Die Bilder an den Wänden, der Teppich auf den Stufen, die Topfpflanze auf dem Treppenabsatz. Ich wusste nicht genau was es war, einfach nur ein Gefühl, aber nichts hier schien richtig.
    Als ich die erste Etage betrat, verstärkte sich dieses Gefühl nur noch. Gleich die erste Tür. Sie sollte rosa lackiert sein, mit unzählbar vielen Aufklebern versehen, aber es war nur eine schlichte Holztür. Warum sah ich sie anders, als sie war?
    Meine Finger glitten über das glatte Holz, und wieder kam mir nur eine Gedanke: Falsch.
    Wurde ich verrückt? War ich es vielleicht schon gewesen, bevor sich meine Erinnerung verabschiedet hatte? Es würde zumindest so einiges Erklären.
    Domina war nichts als ein stiller Beobachter, der jede meiner Regungen genauestens unter die Lupe nahm.
    Ich ließ meinen Blick durch den Flur gleiten, und blieb zwei Türen weiter hängen. Das Badezimmer. Ich wusste nicht, woher ich dieses Wissen hatte, aber so sicher wie ich wusste, dass ich nichts wusste, wusste ich, das hinter dieser Tür, das Bad lag. Ganz schön kompliziert, was? Aber wirklich sicher konnte ich mir erst sein, nachdem ich nachgeschaut hatte. So schritt ich entschloss auf die Tür zu, um mir zu beweisen, dass ich recht hatte, und nicht gerade dabei war meinen Verstand zu verlieren. Mein lautloser Schatten blieb mir neugierig auf den Fersen, unternahm aber nichts.
    Ich riss die Tür auf, und … blieb abrupt stehen. Zwei gelbe Augen unter einem roten Schopf, blickten mich durch den Spiegel überrascht an. Der Kerl stand mit dem Rücken zu mir, war riesig, fast zwei Meter. Er überragte mich bestimmt weit über einen Kopf, was bei meiner Größe gar keine so leichte Aufgabe war. Eine Zahnbürste im Mund, ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, wartete er neugierig, dass ich etwas tat oder sagte. Hm, ich hätte vorher vielleicht klopfen sollen. Wenigstens stand er vor dem Spiegel, und saß nicht auf dem Klo. Das wäre wirklich peinlich geworden.
    Irgendwie war es seltsam, das Handtuch reichte ihm bis über die Knie, aber trotzdem kam  er mir nackter vor, als all die Leute hier mit ihren Lendenschurz – die ja mehr freiließen, als sie verdeckten. Oder Veiths schamlose Art.
    Nervös schaute ich von ihm zu Domina, und wieder zurück. Was sollte ich jetzt tun? Eine Entschuldigung mit anschließendem Rückzug wäre wohl die Richtige Lösung gewesen, aber mein Kopf war von all den Eindrücken so voll, dass ich gar nicht erst auf diese Idee kam.
    Er nahm die Zahnbürste aus dem Mund, drehte sich um, und neigte den Kopf zur Seite, als bekäme er so einen besseren Blick. „Kann ich vielleicht irgendwie helfen?“, fragte er mit einer sanften, melodischen Stimme, doch ich hörte ihn kaum. Meine Augen wanderten über die Einrichtung. Über die Toilette, die Badewanne, das Waschbecken, den Handtuchhalter, und wieder schrie alles in mir:
das ist nicht richtig!
    „Domina?“, fragte der Kerl. Sie bedeutete ihm ruhig zu sein, und beobachtete mich weiter. Naja, wahrscheinlich passte sie eher auf, dass ich nicht gleich durchdrehte.
    „Sie müssten grau sein.“ Da war ich mir sicher. Genau wie mit der rosa Tür, oder der Topfpflanze auf dem Treppenabsatz.
    „Was?“
    „Die Fliesen“, antwortete ich ihm. „Die Farbe ist falsch. Sie müssten grau marmoriert sein, und nicht weiß.“
    „Warum?“
    Eine einfache Frage. Und sie brachte mich völlig aus dem Konzept. Mehr als verwirrt dreinschauen war bei mir gerade nicht drin. „Wie warum?“
    „Warum müssten sie grau sein? Nicht das ich etwas gegen den Vorschlag hätte, aber bevor wir hier anfangen ohne Fangs Erlaubnis die

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