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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Wände einzureißen, sollten wir doch erst mal diese Frage klären.“
    Aha, ein Klugscheißer. Und trotzdem. „Da stimme ich dir zu.“
    Sein Mundwinkel verzog sich zu einem halben Lächeln. „Das freut mich. Also, warum grau?“
    Ja, gute Frage. „Ich weiß nicht.“
    „Oh.“ Der Typ schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich glaube nicht, dass dies eine Antwort ist, mit der Fang sich zufriedengeben wird.“
    Nein, das würde er mit Sicherheit nicht. Erst recht nicht, nachdem er mich hatte einfach davonjagen wollen. Meine Anwesenheit störte ihn, und ich konnte nicht mal sagen warum. Okay, vielleicht doch. Ich war eine Fremde, und hatte auf seinem Dachboden ein Nickerchen gehalten. Wäre es andersherum gewesen, würde seine Anwesenheit bei mir auch nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgen.
    „So nachdenklich?“ Der Klang seiner Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, sie war … schön, tröstend.
    „Ich, nein, ich … tut mir leid.“ Für was entschuldigte ich mich hier eigentlich? Ich hatte nichts falsch gemacht. Naja, wenn man mal von der Tatsache absah, dass ich unangemeldet einfach ins Bad geplatzt war. Ich rieb mir mit den Händen übers Gesicht. Langsam wurde das ganze echt lächerlich.
    „Schlimmer Tag, hm?“
    Er hatte ja keine Ahnung. Obwohl, vielleicht ja doch. Über meine Ankunft schienen hier verdammt viele Leute Bescheid zu wissen.
    „Ich bin übrigens Pal.“ Er lehnte am Waschtisch, völlig entspannt, und hielt mir die Hand hin, als würde er täglich von fremden Weibern im Bad überrascht werden.
    Ich starrte ihn an, starrte seine Hand an, und wusste nicht so recht was ich damit anfangen sollte. Es wiederstrebte mir sie zu nehmen, gleichzeitig war es aber auch unhöflich sie einfach zu ignorieren.
Rede einfach, na los, dann kommt schon alles in Ordnung.
„Ich bin …“ Was stand noch gleich in meinem Ausweis? Ach ja: „Talita. Mein Name ist Talita Kleiber. Ich bin zwanzig Jahre, und einen Meter und achtundsiebzig. Und ich wohne in … ich wohne in … verdammt!“ Ich konnte mich nicht erinnern. So wenig Informationen, und ich vergaß jetzt schon die Hälfte.
    „München“, half mir Domina. „Du wohnst in München.“
    Ach ja, stimmt ja, wie konnte ich das nur vergessen? „Ja, ich wohne in München. Ich komme aus einer Stadt namens München. München, da komme ich her.“ Wenn ich es nur oft genug wiederholte, konnte ich es nicht wieder vergessen, oder?
    „München?“ Pal blickte nachdenklich. „Sollte ich das …“
    „Braucht ihr noch lange für euer Plauderstündchen? Andere wollen nämlich auch mal den Feuchtraum benutzen.“
    Da war er wieder, Veith, mein Retter, und er hatte noch immer keine Klamotten gefunden.
    Ich trat so schnell zur Seite, dass ich über meine eigenen Füße stolperte, und mit einem ordentlichen Rums im Flur auf den Hintern knallte. A-ua, das tut weh!
    Domina schmunzelte, Veith hatte nur einen abschätzenden Blick für mich übrig, und Pals roter Schopf schaute zur Tür heraus. „Alles okay mit dir?“
    „Ich … es … tut mir leid.“ Hastig rappelte ich mich wieder auf die Füße, und streifte dabei wieder Veiths nackten Körper. Verdammt, konnte der sich keine Klamotten leisten? Oder wenigstens hässlich aussehen? Da kam man dann wenigstens nicht in Versuchung ihn anzustarren. „Ich wollte nicht stören“, sagte ich eilig, und sah dann zu, dass ich das Weite suchte.
    Gott, das war echt peinlich gewesen.
     
    °°°
     
     
    Als ich angestoßen wurde, zuckte ich so heftig zusammen, dass ich mit dem Knie gegen den Tisch knallte.
    „Oh, das hat bestimmt wehgetan.“
    Das halbe Lächeln von dem Typ, der sich neben mich auf die Bank gequetscht hatte, kam mir bekannt vor. Ich braucht einen Moment, um ihn unter all den neuen Gesichtern die ich heute gesehen hatte, als den auszumachen, den ich im Bad überrascht hatte. Wie hieß der noch mal? Wulf? Nein. Wulf war der Kerl der versucht hatte mich zu fressen. „Oh Gott!“ Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Wie war es geschehen, dass ich mit Fabelwesen zu Mittag aß? Wobei ich noch froh sein konnte, dass ich
mit
ihnen essen durfte, und nicht selber das Tagesmenü war.
    Nach meinem überaus eleganten Abgang auf dem Flur, hatte ich mich wieder nach unten in das Büro an meine Wand verkrümelt, und da einfach nur die nächsten Stunden gesessen, und nahgedacht. Zusammenfassung meiner Gedanken: Ich war voll am Arsch. Ich wusste nicht wer ich war, wo ich war, und saß jetzt mit einem Haufen

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