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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Werwölfen in einem großen Speisesaal, beim Mittagessen.
    Domina hatte mir meinen Teller mit etwas vollgehauen, das mich entfernt an Hühnerfrikassee erinnerte, doch davon abgesehen, dass ich nicht glaubte, dass mein Magen Essen im Moment vertrug, vertraute ich der ganzen Sache auch nicht wirklich. Außerdem wurde mir von dem Geruch schlecht. Nein, essen war im Augenblick wirklich keine gute Idee. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich es lange bei mir behalten würde, so wie mein Magen sich ständig zusammenkrampfte.
    Die restlichen knapp zwanzig Teilnehmer an dieser Mahlzeit hatten nicht mit solchen Problem wie ich zu kämpfen. Es wurde geredet, gelacht, und verputzt was das Zeug hielt.
    Ich fühlte mich völlig fehl am Platz.
    Der rothaarige Typ – wie war noch mal sein Name? Scheiße, was war nur mit meiner Erinnerung los? – musterte mich sehr intensiv. „Schwer Tag, hm?“
    Ich schaffte es nicht mal, ihm ein höfliches Lächeln für seine Aufmerksamkeit zu schenken, nachdem ich die Hände zurück in den Schoß hatte fallen lassen. Nachher glaubte er noch ich fletschte die Zähne, und nahm es als Entschuldigung die Speisekarte doch noch etwas abzuändern. Oh mein Gott, mit was für Gedanken ich mich rumschlagen musste!
    „Du scheinst ein wenig angespannt zu sein.“
    Ich starrte ihn an. „Natürlich bin ich angespannt. Ich sitze mit einem Haufen Werwölfen an einem Tisch, die nicht besonders erfreut über meine Anwesenheit scheinen. Verdammt, hör doch nur mal was ich hier rede: Werwölfe! So was gibt es nur im Märchen!“
    Domina, mir gegenüber, verfolgte unser Gespräch interessiert, ließ sich davon aber nicht beim Essen stören. Sie hatte sich bereits ihre dritte Portion genommen, während meine erste schon etwas angetrocknet aussah.
    Der Typ mit Namen –  irgendwas mit P, oder? – runzelte die Stirn. „Was sind Werwölfe.“
    Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass er nicht gerade versuchte mich zu verarschen, sondern die Frage ernst meinte. „Du, die anderen, alle hier.“ Naja, bis auf Domina. Die war eindeutig kein Werwolf. Zumindest wenn es stimmte, was sie behauptete. Oh Gott, ich war definitiv im falschen Film gelandet.
    „Wir sind Lykaner, keine Werwölfe.“ Er schob seinen noch leeren Teller ein Stück zurück. Ich war wohl gerade interessanter, als das Essen.
    „Andere Bezeichnung, gleiche Bedeutung“, erwiderte ich nur. „Da wo ich herkomme, nennt man solche Wesen wie euch Werwölfe, oder auch Lykanthropen.“
    „Du kannst dich also wieder erinnern?“
    Ich zuckte erneut zusammen, als am Ende des Tisches eine Frau laut auflachte. „Nein, das nicht. Es ist komisch. Irgendwie kann ich mich an Sachen erinnern die … ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll. Dinge die mich nicht betreffen weiß ich, alltägliche Dinge, Allgemeinwissen. Ich weiß was eine Straße ist, wie eine Rose riecht, oder wie unser aktueller Bundeskanzler heißt, aber alles was mit mir selbst zu tun hat, ist wie weggeblasen. Einfach verschwunden.“ Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. „Doch was ich ganz sicher weiß ist, dass es Wesen wie euch nicht gibt, dass meine Phantasie mir einen üblen Streich spielt.“ Warum war ich nur plötzlich so redselig? Das musste mit dem Kerl zu tun haben. Vielleicht weil er hier der erste war, der mir ein wenig freundlich entgegengekommen war. Gut, Domina war auch nicht gerade die Grausamkeit in Person, aber sie guckte mich immer so seltsam an, das mochte ich nicht. Wenn ich etwas von dem Essen zu mir genommen hätte, würde ich fast vermuten, dass sie mir etwas darunter gemischt hatten, aber dem war ja nicht so. „Und außerdem ist hier alles irgendwie verdreht. Ich kenne dieses Haus, das weiß ich, aber es ist unstimmig, nicht richtig, verstehst du?“
    Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, nicht wirklich.“
    „Natürlich nicht.“ Pal, so hieß der Kerl. Na wenigstens schien meine Erinnerung jetzt ein wenig in die Gänge zu kommen. Die Frage war nur wie lange sich dieser Zustand anhielt. „Vielleicht träume ich ja auch nur. Wenn ich aufwache ist alles vorbei.“ Hoffentlich. Oh bitte, wach doch auf, bitte.
    Auf der anderen Seite des Tisches knurrte ein Mann, mit einer üblen Narbe an der Augenbraue, einen kleinen Wolf an, der versuchte ihm sein Fleisch vom Teller zu stibitzen. Ich versteifte mich. Gruselig traf es nicht mal annähernd. Eine menschliche Kehle war nicht dazu gedacht, solche Geräusche von sich zu geben, das sollte allein den Tieren

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