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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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blieb still, bis eine schlanke, schwarze Wölfin in den Raum getrottet kam. Sie hatte nur einen kurzen, abschätzenden Blick für mich übrig, bevor sie sich an Prisca wandte. „Die Drillinge sind bei dir im Haus. Sie wollen wissen …“
    Mit einer unwirschen Handbewegung schnitt Prisca der Wölfin das Wort ab. „Ich komme gleich. Sie sollen sich einen Moment gedulden.“
    Die Wölfin verdrehte die Augen, „Als wenn sie das je gekonnt hätten.“ Sie wandte sich wieder um, und verschwand aus dem Raum.
    Prisca strich sich das lange Haar aus dem Gesicht, und drehte sich dann zu mir um, nur um mich wieder mit diesem Blick zu malträtieren, als versuchte sie meine Seele selber zu ergründen. Dann schien sie eine Entscheidung getroffen zu haben. „Veith, du hast recht, ich kann sie so nicht einfach so gehen lassen. Bis ich genaueres über sie weiß, wird sie unserer Gast sein.“
    Was? Die wollten … Gast? Die wollten mich gefangen halten? Das durften sie doch nicht! Die konnten doch nicht einfach so über mich bestimmen! „Aber das könnt ihr nicht machen“, kam es schwach von mir. „Ihr könnt doch nicht einfach …“
    „Ich kann, und ich werde“, unterbrach Prisca mich grob. „Domina? Ich möchte dass du ein Auge auf sie hast. Sie darf sich im Lager bewegen, aber nicht alleine.“
    „Verstanden.“
    „Gut. Kümmere dich bitte auch darum, wo sie für die Nacht untergebracht wird. Und für dich, Talita, hoffe ich wirklich, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich lasse mich nämlich nicht gerne zum Narren halten.“
    Ich drückte mich noch enger an die Wand, versuchte förmlich mit ihr zu verschmelzen, in der Hoffnung, dass sie mich dann einfach vergessen würden. „Aber ich sage die Wahrheit“, beteuerte ich. Warum sollte ich auch lügen? Das ergab doch keinen Sinn.                                           
    „Wollen wir es hoffen.“ Und dann zog sie sich völlig ungeniert den Lendenschurz herunter, und wurde zu einem schwarzen Wolf mit weißen Stichelhärchen, der aus dem Raum trappte.
    Ich konnte wieder nur Wimmern. Ein Mann der sich in einen Wolf verwandelte, eine Frau, die sich in einen Wolf verwandelte, Menschen die sich in Wölfe verwandelten, als wären sie … so als … wie Werwölfe. Ich war umgeben von Monstern, eine Gefangene in ihrer Hand.
    Ich merkte kaum wie alle bis auf Domina aus dem Raum gingen, wie Veith mir noch einen kurzen Blick zuwarf. Er hatte mich gerettet, aber er hatte nichts als Verachtung für mich übrig.
    Warum passierte mir das? Ich hatte doch nichts getan. Ich wusste nicht wer diese Isla war, wer diese Menschen waren, oder was das für ein Ort war. Ich wusste gar nichts, bis auf die Tatsache, dass ich nicht hier sein wollte.
    Ich revidierte meine vorherige Aussage, das war kein Traum, das war ein Alptraum, aus dem ich einfach nicht erwachte.
     
    °°°
     
    Eine ganze Weile ließ mich Domina einfach in Ruhe. Ich durfte an der Wand hocken, bis meine Tränen getrocknet waren. Sie ließ mir Zeit, damit ich meine Gedanken ordnen konnte, doch das wollte mir einfach nicht gelingen. Werwölfe? Wurde ich jetzt verrückt? Vielleicht war ich das ja schon, und wusste es nur nicht. Vielleicht war ich ja auch Schizophren. Das würde so einiges Erklären. Einiges, aber nicht die Werwölfe.
    „Hier rumzusitzen ist ganz schön langweilig“, warf sie irgendwann in die Stille hinein.
    Bei ihrer Stimme zuckte ich zusammen, als hätte sie mir eins mit der Peitsche übergebraten.
    „Willst du nicht mal langsam aufstehen? Wir könnten ein bissen rumlaufen, in den Wald, oder runter zum Fluss.“
    Vorsichtig riskierte ich einen Blick zur Seite. Domina hatte sich auf die Couch auf den Rücken gefläzt, und warf immer und immer wieder einen kleinen Ball in die Luft, der gekonnt zurück in ihre offenen Hände fiel. Hoch, runter, hoch, runter.
    „Unterhältst du dich dann wenigstens mit mir?“ Als ich wieder nicht antwortete, seufzte sie, fing den Ball auf, und drehte sich so, dass sie mich im Auge hatte. „Wulf hat dich wirklich erschreckt, was?“
    Das würde ich mit keiner Antwort würdigen. Der böse Blick den sie bekam, musste ihr reichen.
    „Du darfst es ihm nicht übel nehmen.“
    Doch, das durfte ich, und wie ich das durfte. Und ich tat es auch. Naja, zumindest solange ich nicht vor Furcht zitterte. Ich konnte immer noch einen heißen Atem im Gesicht spüren. Diese Zähne. Gott, diese Zähne würde ich wahrscheinlich nie wieder vergessen

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