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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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vorbehalten bleiben. Andererseits saß ich hier ja mit Tieren, mit einem Haufen Wölfen, und einer Löwin.
    Der Mann bemerkte dass ich ihn beobachtete, und zeigte mir seine Zähne. „Was guckst du so? Kümmere dich um deinen Kram!“
    „Ich …“ Mein Blick senkten sich hastig auf meinen Teller.
Gib ihm keinen Grund dich zu fressen, tu einfach was er sagt.
„Entschuldigung.“
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Pal unter dem Tisch nach dem Mann trat. Der guckte ihn zwar böse an, kümmerte sich aber nicht weiter darum. „Du darfst ihnen nicht zeigen, dass du Angst hast“, versuchte es der Rotschopf in meine Richtung.
    „Ich habe aber Angst“, flüsterte ich, und war selber überrascht, dass ich ihm dieses Einverständnis gab.
    „Warum?“
    Ich biss mir auf die Lippen, um meinen Mund ihm Zaun zu halten. Sonst hätte ich ihn vielleicht angeschrien, oder wäre hysterisch geworden. Warum fragte er? Es war doch offensichtlich! Die hatten Zähne und Krallen. Ich hatte gerade mal Beine, mit denen ich mich aus dem Staub machen konnte. Das waren Tiere in Menschengestallt, und ich saß mitten unter ihnen, und wusste nicht, was sie mit mir vorhatten.
    „Komm mal mit, ich will dir was zeigen.“ Pal rutschte von der Bank, und hielt mir die Hand hin. Dabei hatte er seinen Kopf zur Seite gelegt, als versuchte er kleiner und unschuldiger zu wirken. Es half nicht wirklich, ich sah den Wolf in seinen Augen. Der war allgegenwärtig. „Keine Angst, ich beiße nicht.“ Er grinste. „Kleiner Scherz.“
    Den ich in dieser Situation überhaupt nicht witzig fand.
    Unsicher sah ich zu Domina. „Ich soll aber bei ihr bleiben, das hat Prisca gesagt.“ Und mit der wollte ich mich ganz sicher nicht anlegen. Mich schauderte es immer noch, wenn ich an diese seltsame Aura dachte, die sie umgab.
    „Das geht schon in Ordnung, oder?“
    Domina zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du sie verlierst, werde ich dir den Hintern zerkratzen, und Prisca anschließend mit einem freundlichen Lächeln in deine Richtung verweisen.“
    „Ich hab dich auch lieb, mein Schatz.“
    Domina grinste ihn auf eine Art an, die mich eher an ein wildes Zähnefletschen erinnerte. Ich zögerte noch, sollte ich wirklich gehen?
    Als der Mann mit der Narbe an der Augenbraue über den Tisch setzte, weil der kleine Wolf nun von der anderen Seite versuchte, an sein Essen zu kommen, sprang ich vor Schreck von der Bank. Dabei riss der Kerl einen Großteil von dem Geschirr um. Ein paar knurrten, andere beschwerten sich, was den Mann nicht interessierte. Er hatte den kleinen Wolf im Nacken gepackt, und hielt ihn nun eine Standpauke auf Wolfsart: Er schüttelte ihn ordentlich durch.
    Ich war … entsetzt war wohl der falsche Ausdruck. Eher überrascht, verängstig. Eben Unsicher, was ich davon halten sollte.
    „Kinder müssen gemaßregelt werden, sonst würde sich das hier sehr bald in ein Tollhaus entwickeln“, sagte Pal mit noch immer erhobener Hand. Ich ergriff sie nicht, ließ mich aber von ihm nach draußen bringen. Hier wollte ich nicht länger bleiben.
     
    °°°
     
    Das Lager war so ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Nun ja, eigentlich hatte ich mir gar nichts vorgestellt, ich war einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen.
    Das hier war ein kleines Dorf. Inmitten des Waldes stand es, und verschmolz perfekt mit der Natur. Also, es stand nicht auf einer Lichtung, oder so, nein, die Häuser standen zwischen den Bäumen. Es gab ein paar Trampelpfade, und in der Mitte des Lagers war eine größere, freie Fläche für Feste– das hatte Pal mir erklärt – aber ansonsten standen hier überall Bäume. Riesige Bäume, mit einem sehr dichten Blätterdach, das nur spärlich die Sonne durchließ.
    Die Häuser sahen im Großen und Ganzen so aus wie kleine Blockhüte, die aus dem zusammengezimmert waren, was der Wald so her gab. Es gab nur drei Gebäude, die sich von den anderen unterschieden. Das eine war das Haus von Fang, in dem ich erwacht war – zwei Mal schon, und das am selben Tag. Es war sehr groß. Nicht wie eine Villa, aber da kamen schon ein paar Zimmer zusammen. Laut Pal wohnten dort ja auch zwölf Personen, und die brauchten halt ´ne Menge Platz. Neben Fang gehörten er und Veith auch zu den Bewohnern. Veith und Pal waren Cousins, und Fang Pals Vater. Er nannte ihn Papá, irgendwie fremd ausgesprochen. Wer die anderen neun waren, hatte ich noch nicht ermittelt, und ganz ehrlich, für den Anfang reichten mir die drei Namen erst

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