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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Gedanke an Veith etwas Weiches zu finden so absurd, dass er aus einem anderen Universum zu stammen schien, und Kraulen war nun mal mit einer gewissen Sanftmut verbunden.
    „Für irgendwas müssen große Brüder ja gut sein“, kam es von Kovu.
    Verdutz sah ich zu dem Kleinen runter. „Ihr seid Brüder?“ Wirklich? Die beiden sahen sich so gar nicht ähnlich. Veith hatte überall Kanten, und Kovu war einfach nur weich. Veith war unfreundlich, und Kovu schien alle und jeden sofort in sein Herz zu schließen. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und nach, nur die Haarfarbe war gleich, und die Tatsache, dass sie sich in Wölfe verwandeln konnten, aber dass traf in diesem Lager auf jeden zu. Naja, mich und Domina einmal ausgeschlossen.
    Veith brummte nur etwas, dass man als Zustimmung werten konnte.
    „Sieht man doch“, war Kovus Kommentar.
    „Ja, weil ihr beide euch so unglaublich ähnlich seht.“ Ob sie Sarkasmus verstanden? So wie Kovu grinste, war das ein definitives Ja.
    „Aber jetzt genug von uns“, kam es dann von dem Kleinen, „das kenne ich alles schon, das ist langweilig. Du wolltest mir gerade erzählen, wie du deine Erinnerungen gefunden hast, und was das für welche sind.“
    Wollte? Ich sollte ihm wohl mal erklären, was dieses Wort bedeutete, weil das hier ja schon fast eine Nötigung war, und mit wollen nicht viel zu tun hatte. „Ich habe mich hypnotisieren lassen, und bis so in den Korridor meiner Erinnerungen gekommen, in meinem Unterbewusstsein.“ Ich tippte mir mit der freien Hand gegen den Kopf. „Da hängen ganz viele Bilder, und … das ist schwer zu erklären“, endete ich etwas lahm, auf Kovus verständnislosen Blick.
    „Du hast einen Korridor in deinem Kopf?“
    „Nein, natürlich nicht, es ist Bildlich gesprochen, aber doch irgendwie real, verstehst du?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, keinen blassen Schimmer.“
    Ich gab ein leicht frustriertes Geräusch von mir. „Wie schon gesagt, ist nicht so einfach zu erklären. Man muss es sehen, um es zu verstehen.“
    Sein Gesicht hellte sich auf. „Na dann ist es doch ganz einfach.“ Aus dem Liegen sprang er auf die Beine, riss mich an den Händen hoch, und dann wurde ich wieder quer durch das Haus geschliffen. Dabei beachtete er meine Proteste gar nicht, und auch nicht, dass ich mich auf der Treppe fast lang legte, als er zu hastig um die Ecke schoss.
    Wir blieben in der ersten Etage, wo ich vor eine schlichte Tür gezogen wurde, genau gegenüber von dem Bad, in dem ich Pal kennengelernt hatte. Aber Kovu blieb hier nicht stehen, er riss die Tür auf, zog mich in den Raum, und schubste mich dann praktisch auf das schmale Bett an der Wand – okay, so schlimm war es dann doch nicht, er drückte mich einfach darauf, bis ich auf dem Hintern saß.
    Dann ließ er mich einfach sitzen, eilte zu einem Regal, auf das er fast raufkletterte, als er nicht gleich fand was er suchte. Mit einem „A-ha!“ sprang er zurück, und hielt triumphierend etwas Kleines, Schwarzes in die Luft, dass er mir ohne lange zu fackeln in die Hand drückte. Ein etwa handgroßes, schwarzes Holzstück in einer Ovalen Form, mit einem aus Metall eingelassenen Muster. Eine Azalee. Als ich mich im Raum umsah, entdeckte ich auch ein Flimmerglas an der Wand gegenüber dem Bett. Nicht annähernd so groß, wie das aus dem Rudelhaus, eher so wie ein normaler Fernseher.
    Ich sah mich weiter in dem kleinen Zimmer um, während Kovu weiter in dem Regal stöberte, und als er da nicht fand, was er suchte zu der Kommode unter dem Flimmerglas über ging. „Ich weiß genau, dass er noch welche hat, ich hab ihn heute Morgen damit gesehen, aber er versteckt sie immer vor mir.“
    Der Raum war schlicht und freundlich, alles aus Holz, leicht rustikal, aber nicht hässlich. „Wem gehört das Zimmer?“, hörte ich mich fragten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es von Kovu war, bei ihm stellte ich mir eher etwas Chaotisches vor. Hier war es einfach zu ordentlich.
    „Mir“, sagte Veith, und betrat den Raum, direkt Richtung Kovu.
    Das war Veiths Zimmer? Oh man, mir blieb auch gar nichts erspart. Irgendwie begann ich mich plötzlich leicht unwohl zu fühlen. Ich saß hier in Veiths Zimmer, in Veiths Bett, mit Veiths Azalee in der Hand. Schluck. Hoffentlich würde er mich dafür nicht gleich auffressen.
    Aber er schien ganz anderes im Sinn zu haben, strafte mich mal wieder mit Nichtbeachtung – warum auch immer –, und packte Kovu nachdrücklich an seinem Zopf, um ihn von seiner

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