Jenseits des Spiegels
wollten, ich würde sie nicht daran hindern.
Wütend stapfte ich den Flur entlang zu meinem Zimmer, wo ich ein weiteres Mal eine Tür knallen ließ. Als mir das nicht reichte, um meinem Frust zu befriedigen, öffnete ich sie noch einmal, nur um sie erneut zuzuschlagen. Dann stampfte ich zu meinem Bett, und ließ mich verärgert darauf in den Schneidersitz fallen.
Diese dummen, sturen, total verblödeten Lykaner! Warum hatte ich mir eigentlich die Mühe gemacht ihnen zu helfen? Lykaner lebten nur für sich, sie wollten keine Hilfe von außerhalb, sie mochten niemand, der nicht so war wie sie. Wie also hatte ich so blöd sein können zu glauben, dass es bei mir anders sein könnte? Ich war ins Rudel reingerutscht? Den Teufel war ich! Ich gehörte nicht zu ihnen, und würde es wohl auch niemals tun. Es war einfach nur dumm von mir zu glauben, dass sich etwa geändert hatte. Veith Worte waren egal, was sie alle gesagt hatten, war egal. Reden konnte man viel, wenn der Tag lang war, nur Taten zählten wirklich, und was diese Hirnis taten veranschaulicht deutlich, dass ich nichts weiter als ein Endringlig war, der nur an ihrer Seite geduldet wurde.
Und für diese Idioten hatte ich wirklich überlegt, den einzigen Weg, der mich in die Heimat bringen könnte zu ignorieren? Ich war wirklich dümmer als dumm. Zwar verlangte es mich immer noch nicht sonderlich an meinen Geburtsort zurückzukehren, weil ich einfach nicht wusste, was mich dort erwarten würde, aber ich würde mit Sicherheit nicht wegen diesen Ignoranten hier bleiben. Niemals!
In diesem Moment wurde mir klarer als jemals zuvor, dass ich nicht hier hergehörte, und es auch niemals tun würde. Ich war ein Mensch, und Menschen gehörten in eine Welt ohne Magie. Das hier war nichts weiter als ein Zwischenstopp auf meinem Weg, und die Lykaner würden in meiner Zukunft keine Rolle mehr spielen. Klar, es gab eine Menge Dinge – oder besser gesagt Personen –, die mich hier halten könnten, aber keine davon wollte es.
Ich war ihnen egal.
Beschlossen, bei der ersten sich bietenden Möglichkeit würde ich durch ein Portal gehen, und dass alles hier einfach vergessen. Im Vergessen hatte ich schließlich genug Erfahrung, und dann konnten sich diese störrischen Hunde alleine mit ihren Problemen beschäftigen. Das war es schließlich auch, was sie wollten, ich würde den Teufel tun, und sie weiter daran hindern. Nein, nicht mit mir, ich war mit diesen Schwachmaten fertig. Sollten sie doch in ihrer eigenen Suppe kochen, schließlich brockten sie sie sich mit ihrem Verhalten ja auch selber ein.
Ich verbot mir die aufsteigenden Schuldgefühle bei diesen Gedanken. Sie wollten es schließlich so, und ich war nicht dazu fähig, daran etwas zu ändern. Das machten sie mir jeden Tag aufs neue deutlich.
Ich köchelte immer noch wütend vor mich hin, als eine halbe Stunde später die Tür zu meinem Zimmer aufging.
„Raus!“, donnerte ich, bevor ich überhaupt sah, wer da war. Es war mir auch egal, sollten sie doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs!
Natürlich wurde ich von meinem Besucher nicht beachtet. Veith trat in den Raum, schloss die Tür leise hinter sich, und kam dann zu mir ans Bett. Als er sich darauf setzten wollte, drohte ich mit Blicken, die ihn eigentlich hätten tot umfallen lassen müssen, doch auch die wurden einfach ignoriert. Die Matratze senkte sich leicht unter seinem Gewicht, und mir blieb nichts anders übrig, als ans andere Ende des Bettes zu rutschen, um wenigstens etwas Abstand zu wahren.
„Wir gehen nicht“, sagte er ganz direkt.
„Mir doch egal“, erwiderte ich, und verfluchte mein pochendes Herz, das es bei den drei Worten vor Freude einen Hüpfer machte – ja fast einen Salto schlug. Ich wagte es nicht den Blick zu heben, wollte mich nicht von seinem Anblick besänftigen lassen, und spielte stattdessen an einem losen Faden an meiner Decke herum, den ich in meiner Wut einfach ausrupfte.
„Ich habe mit Papá gesprochen, und wir haben entschlossen, dass wir uns an Anwars Fersen hängen werden, denn du hast Recht. Wir können deine Argumente nicht einfach ignorieren, nur weil es im Moment den Anschein hat, dass Anwar aus dem Schneider ist.“
„Schön für euch.“ Sollten sie doch machen was sie wollten, ich würde mich da nicht mehr mit reinziehen lassen.
„Hör auf damit.“
„Womit?“ Ich riss den Faden in zwei Teile. Dummes Ding, hielt das denn gar nichts aus?
„So zu tun, als würde dich das nicht interessieren.“
Als wenn ich
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