Jenseits des Spiegels
wusste ich, woher Veith das hatte. „Du musst einsehen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass Anwar etwas mit den Entführungen zu tun hat. Von Anfang an hatten wir nur deine Aussage, die uns hier her brachte, keine Beweise, keine …“
„Glaubst du etwa, dass ich mir das Ganze nur ausgedacht habe um euch herzulocken?“, fragte ich empört. Das konnte ich kaum glauben. „Warum sollte ich sowas tun?“
„Nein, das denke ich nicht“, sagte er, ohne auf meine zweite Frage einzugehen. „Ich glaube dass du von deinen Ansichten überzeugt bist, und teilweise waren sie ja auch stimmig, sonst wären wie niemals hier her gekommen, aber du musst langsam einsehen, dass du dich getäuscht haben könntest.“
Gar nichts musste ich einsehen. Ich wusste, dass ich Recht hatte. „Anwar hasst die Lykaner aus tiefster Seele, und würde nichts lieber tun, als euch alle abzuknallen. Du weißt dass es stimmt, was für Beweise brauchst du noch?“
„Und was ist mit dem getigerten Wolf? Was ist mit den Spuren, die wir gefunden haben, mit dem Katzengeruch. Nichts davon könnte Anwar zustande bringen.“
„Natürlich kann er. Er ist ein Magier, und Magie ist sein Spezialgebiet. Damit kann man eine Menge anstellen.“
„Aber damit kann er sich nicht in etwas verwandeln, das er nicht ist“, versuchte er mich von seinen Ansichten zu überzeugen.
Ich wollte das nicht hören, er hatte Unrecht. „Vielleicht hat der Tigerwolf ja gar nichts damit zu tun“, konterte ich. „Das einzige was wir sicher wissen, ist, dass es da wo die Lykaner verschwunden sind stark nach Katze gerochen hat, und einen Geruch kann es sehr wohl manipulieren. Das habt ihr selber bereits getan, als wir in Anwars Büro eingebrochen sind. Wir haben nach Blümchen gerochen, warum also sollte es Anwar nicht gelingen, einen Fleck im Wald nach Katze riechen zu lassen?“
Tyge kniff die Lippen zusammen. „Das ist natürlich möglich, aber …“
„Oder wie erklärst du es dir sonst, dass er alles in seiner Macht stehende versucht, damit ihr nicht erfahrt, dass es da noch mehr verschwundene Lykaner gibt?“, quatschte ich dazwischen, ohne ihn ausreden zu lassen. Ich wollte seine Argumente nicht hören, weil ich wusste, dass ich Recht hatte. Ich wusste es einfach, und musste ihn dazu bringen mir zu glauben.
„Sie hat recht, Papá“, kam es von Veith. Er sah mich nicht an, und trotzdem konnte ich mich nicht des Gefühls erwehren, dass er mir um meiner Willen zustimmte. Vielleicht unterlag ich aber auch einfach schon wieder nur Wunschträumen. „Wir dürfen ihre Augmente nicht außer Acht lassen, nur weil im Moment alles darauf hindeutet, dass Anwar unbeteiligt ist.“
Oh, vielen Dank auch. Das hieß dann wohl, dass er auch nicht mehr an meine Theorie glaubte. Naja, genaugenommen hatte er das von Anfang an nicht getan. Was hatte er noch gesagt, als ich vor Prisca gestanden hatte, um ihr meine Vermutung mitzuteilen?
Es ist unstimmig.
Scheinbar hatte sich an seiner Einstellung bis heute nichts geändert.
„Anwar ist nicht unbeteiligt“, beharrte ich. „Keine Ahnung wie er es macht, aber ich weiß, dass er damit zu tun hat, ich habe es einfach im Gefühl.“
„Aber könnte es denn nicht auch sein, dass du dich irrst?“
Das kam zu meiner Überraschung von Pal. Mit vielem hätte ich gerechnet, aber nicht damit, dass er mir in den Rücken fallen würde. Dieser Einwand hatte mich so sprachlos gemacht, dass ich zwar den Mund aufklappte, aber mir kein Wort über die Lippen kommen wollte. Wie kam es nur, dass plötzlich alle glaubten, dass ich eine überaus ausgefallene Phantasie hatte? Ich machte das doch nicht, weil ich nichts Besseres zu tun hatte, oder das Leben eines unschuldigen Mannes zerstören wollte, nur weil mir seine Nase nicht passte. Ich
wusste
einfach, dass Anwar daran beteiligt war. Er musste es sein, es war nicht möglich, dass ich mich die ganze Zeit geirrt hatte, und einem Gespenst hinterhergerannt war.
Wirklich nicht?
Scheiße!
„Okay, wie ihr meint.“ Ich rutschte von Pals Schoß, und funkelte ihn böse an, als er mich nicht loslassen wollte. Sie wollten dass ich Unrecht hatte? Bitte, von mir aus. Mit erhobener Nase richtete ich mich auf, und stolzierte zur Tür. „Ihr wollt gehen und gar nicht mehr die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Anwar etwas damit zu tun haben könnte? Dann bitte, ich werde euch sicher nicht aufhalten.“ Ich riss die Tür auf, und knallte sie hinter mir wieder ins Schloss. Wenn sie sich verpissen
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