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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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getrost allen Winden offenstehen möge. Farah fuhr mich langsam, im Schritttempo eines Reitkamels um die Kurve des Weges, bis wo das Haus dem Blick entschwand.
    Als wir zu dem Teich kamen, fragte ich Mohr, ob wir nicht noch Zeit hätten, einen Augenblick zu halten, und wir stiegen aus und rauchten am Damm eine Zigarette. Wir sahen Fische im Wasser, die nun von Menschen würden gefangen und verspeist werden, die den alten Knudsen nicht kannten und nichts von dem Wert der Fische wußten. Hier gesellte sich Sirunga zu uns, meines Squatters Kaninu kleiner Enkel, der epileptisch war, und wollte mir zum letztenmal Lebewohl sagen. Er war seit Tagen ohne Unterlaß ums Haus herumgestrichen, um das nicht zu verpassen. Als wir wieder in die Autos stiegen und abfuhren, fing er an, so rasch er konnte, hinterdreinzurennen, als würde er vom Wind im Staube mitgewirbelt, das kleine Kerlchen – wie ein letzter Funke meines Feuers. Er rannte die ganze Strecke mit, bis wo der Farmweg auf die Straße stieß, und ich fürchtete, er möchte uns auch auf der Straße noch nachrennen; das wäre mir so gewesen, als stürze die ganze Farm zusammen und stiebe in lauter Funken auseinander. Aber er blieb an der Ecke stehen, er gehörte eben doch zur Farm. Er stand da und stierte uns nach, solang ich noch die Abzweigung des Farmwegs erkennen konnte.
    Auf der Straße nach Nairobi sahen wir ein paar Heuschrecken im Gras und auf der Straße, einige wirbelten ins Auto herein, es sah aus, als sollten sie wieder das Land überziehen.
    Viele meiner Freunde waren auf den Bahnhof gekommen, um mich zu begleiten. Hugh Martin war da, in all seiner Gewichtigkeit und Gelassenheit; als er zu mir trat und Lebewohl sagte, stand der Doktor Pangloß meiner Farm vor mir, als ein sehr einsamer, ja, als ein heroischer Mensch, der seine Einsamkeit mit allem erkauft hatte, was er besaß, als ein Symbol von Afrika gewissermaßen. Wir nahmen herzlich Abschied, wir hatten viel Spaß miteinander gehabt und viele weise Gespräche. Lord Delamere war etwas älter, etwas weißhaariger und etwas kürzer geschoren als beim Nachmittagstee im Massaireservat, in der Zeit, da ich es im Anfang des Krieges mit meinen Ochsentransporten durchzog; aber ausgesucht und aufrichtig höflich und liebenswürdig war er jetzt wie damals. Die Mehrzahl der Somali von Nairobi war auf dem Bahnsteig versammelt. Der alte Viehhändler Abdallah trat auf mich zu und schenkte mir einen silbernen Ring mit einem Türkis, der mir Glück bringen sollte. Bilea, Denys’ Diener, bat mich mit ernster Miene, ihn dem Bruder seines Herrn in England zu empfehlen, in dessen Haus er einst gewohnt hatte. Die Somalifrauen waren, wie mir Farah unterwegs im Zuge erzählte, in Rikschas am Bahnhof erschienen; als sie aber so viele Somalimänner auf einmal erblickten, hatte sie der Mut verlassen, und sie waren rasch wieder heimgefahren.
    Gustav Mohr und ich schüttelten uns die Hand, als ich schon im Zug war. Jetzt, da der Zug sich in Bewegung setzen sollte, schon anfuhr, fand er sein Gleichgewicht wieder. Er wünschte so von Herzen, mir Mut einzuflößen, daß er tief errötete; sein Gesicht glühte, und seine hellen Augen strahlten mich an.
    Auf einem Bahnhof im Samburugebiet stieg ich aus, während die Lokomotive Wasser nahm, und ging mit Farah den Bahnsteig entlang.
    Von da sah ich im Südwesten die Ngongberge liegen. In edlem Schwung erhob sich das Gebirge luftig-blau über das umliegende Flachland, doch war es so fern, daß die vier Gipfel ganz klein erschienen, kaum unterscheidbar und anders geformt, als man sie von der Farm aus sah. Der Umriß des Gebirges war von der sänftigenden Hand der Ferne geglättet, wie ich ihn von der Farm aus sich hatte glätten sehen unter den streichelnden Fingern der Nacht.

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