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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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was ich an jenem Tag auf dem Friedhof gesehen hatte, nicht nur kein Traum gewesen war, sondern das eine, alles entscheidende Ereignis in meinem Leben. Zumindest, bis mein Herz aufhörte zu schlagen.
    »Geh nach draußen und spiel ein bisschen«, hatte Oma gesagt. »Deine Mom ist im Moment beschäftigt. Ich hole dich, wenn wir hier fertig sind.«
    Sie und Mom waren nach der Beerdigung ins Büro des Küsters gegangen, um dort die letzten Formulare für Opas Krypta zu unterschreiben, und es kann sein, dass ich ein bisschen zappelig war. Ich glaube, ich habe auf dem Schreibtisch des Küsters irgendetwas umgeschmissen. Würde mich zumindest nicht überraschen, wenn es so gewesen wäre. Wie mein Cousin Alex, der ebenfalls dabei gewesen war, hatte ich schon immer Probleme gehabt, mich zu konzentrieren. Aber im Gegensatz zu Alex wurde ich deshalb nur weniger beaufsichtigt, anstatt mehr. Schließlich war ich ein Mädchen, und was konnte ein Mädchen schon groß anstellen?
    Ich erinnere mich, wie Mom von dem Papierkram aufblickte, bei dessen Bewältigung sie Oma gerade half, und mich durch ihre Tränen hindurch anlächelte. »Schon okay, Kleines«, hatte sie gesagt. »Geh ruhig nach draußen. Aber bleib in der Nähe, dann kann nichts passieren.«
    Ich blieb in der Nähe. Damals tat ich immer, was meine Mutter sagte. Dann sah ich die Taube. Sie war kaum mehr als zehn Meter vom Büro des Küsters entfernt und humpelte über den asphaltierten Fahrweg zwischen den Mausoleen. Dabei zog sie einen Flügel hinter sich her, der offensichtlich gebrochen war. Ich rannte sofort los und wollte sie aufheben, weil ich wusste, wenn ich sie zu Mom brachte, würde sie ihr helfen können. Mom liebte Vögel. Aber damit machte ich alles nur noch schlimmer. Die Taube geriet in Panik, versuchte sich halb fliegend, halb hüpfend in die nächste Grabstatt zu retten, und krachte gegen die Mauer. Dann lag sie einfach nur da. Als ich endlich bei ihr war, merkte ich, dass sie tot war, und natürlich fing ich an zu weinen. Ich war ohnehin schon ziemlich traurig gewesen, denn schließlich hatte ich gerade die Beerdigung eines Großelternteils hinter mir, den ich nie kennengelernt hatte, und war dann wegen meines schlechten Benehmens aus dem Büro des Küsters geworfen worden. Und dann auch noch das.
    In dem Moment war der Mann den Weg entlanggekommen. Ich war damals gerade in der ersten Klasse, und er kam mir unglaublich groß vor, ein Riese fast, selbst nachdem er sich neben mich gekniet und mich gefragt hatte, warum ich weinte.
    Wenn ich jetzt zurückdenke, weiß ich, dass er damals gerade mal ein Teenager war und noch kein richtiger Mann. Aber er war groß und ganz in Schwarz gekleidet, weshalb er mir wesentlich älter erschien, als er tatsächlich war.
    »Ich … ich wollte dem Vogel nur helfen«, brachte ich zwischen meinen Schluchzern heraus und deutete auf die tote Taube. »Sie war verletzt. Aber dann hab ich sie erschreckt und alles nur noch schlimmer gemacht. Und jetzt, jetzt ist sie tot. Aber es war k-keine Absicht.«
    »Natürlich nicht«, antwortete er und hob den leblosen, zerbrechlichen Kadaver behutsam mit einer Hand vom Boden auf.
    »Ich will nicht in die Hölle kommen«, jammerte ich.
    »Wer sagt denn, dass du in die Hölle musst?«, fragte er irritiert zurück.
    »Da kommen Mörder doch hin«, erklärte ich ihm unter Tränen. »Meine Oma hat das gesagt.«
    »Du bist aber keine Mörderin«, versicherte er mir. »Und ich glaube, dir bleibt noch ein bisschen Zeit, bevor du dir Gedanken darüber machen musst, was nach deinem Tod kommt.«
    Ich sollte eigentlich nicht mit Fremden sprechen, das hatten mir meine Eltern immer eingeschärft. Aber dieser Fremde schien nett zu sein, und meine Mom war ja nur ein paar Meter weit weg in dem Büro. Ich war absolut sicher, dass mir nichts passieren konnte.
    »Sollen wir einen Sarg für sie suchen?«, fragte ich und deutete auf die Taube. Das neu erworbene Wissen, das ich erst am Nachmittag auf der Beerdigung angehäuft hatte, sprudelte nur so aus mir heraus. »Wenn wir sterben, werden wir in einen Sarg gelegt, und dann sieht uns keiner mehr.«
    »Manche von uns zumindest«, erwiderte der Fremde in trockenem Tonfall. »Nicht alle. Aber ich schätze, du hast recht. Wir könnten sie in einen Sarg legen. Oder sollen wir sie wieder lebendig machen? Was meinst du?«
    »Sie können sie nicht wieder lebendig machen«, antwortete ich und war so verwirrt über seine Frage, dass ich meine Tränen ganz

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