Jeremy X
Abgesehen davon war ich schon immer der Ansicht, eine gewisse Zurückhaltung stärke den Charakter.«
»Das mag ja sein, aber ich glaube, was Hauptmann betrifft, ist da noch mehr im Spiel als bloße Selbstdisziplin« schnaubte Benjamin. »Sicher, ich gebe dir recht, was den Arschloch-Quotienten der Galaxis betrifft, aber Hauptmann ist ein Arschloch. Er hat oft genug bewiesen, dass er uns richtig Ärger machen kann. Und er stellt sich schon seit so langer Zeit Manpower offen entgegen, dass auf uns nicht der leiseste Verdacht fällt, wenn man ihn in einem Einsatz gegen Manpower aus dem Weg räumen lässt«
»Da hast du nicht unrecht«, bestätigte Albrecht deutlich ernsthafter. »Ich habe wirklich sehr ernstlich darüber nachgedacht, ihn beseitigen zu lassen, als er sich auf Verdant Vista so offen auf der Seite dieser Ballroom-Wahnsinnigen gestellt hat. Bedauerlicherweise hätten wir es danach mit seiner Tochter Stacey zu tun, und sie ist schon jetzt mindestens genauso schlimm wie er. Wenn ›Manpower‹ jetzt also hinginge und ihrem Daddy eins über den Schädel gäbe, dann würde sie bestimmt noch schlimmer. Ich glaube, sie würde auf ihrer Tagesordnung den Punkt ›uns Ärger machen‹ von Platz drei oder vier geradewegs auf Platz eins schieben. Und zwar mit Nachdruck. Und wenn man bedenkt, dass sie, sobald sie das Erbe ihres Vaters antritt, satte zweiundsechzig Prozent der Stimmrechte des Hauptmann-Kartells hält, dürften der Ärger, den sie uns machen könnte, regelrecht spektakulär ausfallen. Diese Vermessungsaktion und die Fregatten, die sie für den Ballroom bauen lassen, wären nur Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was sie dann tun würde.«
»Dann lass sie beide gleichzeitig aus dem Weg räumen«, schlug Benjamin vor. »Ich bin mir sicher, dass Isabel das hinbekäme, wenn sie sich entsprechend darauf vorbereitet. Stacey ist Hauptmanns einziges Kind, sie hat selbst noch keine eigenen Kinder, und damit bleiben als mögliche Erben nur ein paar ziemlich weit entfernte Cousins oder Cousinen übrig. Ich bezweifle, dass die alle genauso fest in der
Anti-Sklaverei-Denkweise von Stacey und ihrem Vater feststecken. Und selbst wenn dem so wäre, müsste das Hauptmann-Aktienpaket auf eine ganze Menge Erben verteilt werden. Und jeder von ihnen wird natürlich ganz eigene Pläne und Ideen haben. Ich könnte mir vorstellen, dass auf diese Weise der Familieneinfluss auf das Kartell deutlich geschwächt werden dürfte.«
»Nein«, gab Albrecht säuerlich zurück, »das würde es nicht.«
»Ach, nicht?« Benjamin war die Überraschung deutlich anzusehen.
»Oh, wenn man die beiden wirklich umbringen ließe, würde das natürlich den Einfluss der Familie Hauptmann vermindern. Bedauerlicherweise würde das den Einfluss auf das Kartell in die Hände einer anderen Familie bringen, die wir aus guten Gründen sogar noch deutlich weniger mögen.«
»Jetzt hast du mich abgehängt«, gestand Benjamin ein.
»Nur, weil Collin gerade etwas herausgefunden hat, wovon du noch nichts weißt. Es sieht ganz so aus, als wollten unser lieber Freund Klaus und seine Tochter Stacy nicht zulassen, dass ihre Opposition gegen den Sklavenhandel wegen so unbedeutender Dinge wie ihrem eigenen Ableben so einfach aufhört. Collin hat vor ein paar T-Monaten einen Blick auf sein Testament werfen können. Daddy hat natürlich alles seinem süßen kleinen Töchterlein vererbt, ziemlich genau so, wie wir uns das auch schon gedacht hatten ... aber für den Fall, dass sie vor ihm stirbt oder sie vor ihrem eigenen Tod kein eigenes Testament abgefasst hat, fallen alle ihre Anteile und dazu die ihres Vaters - und damit auch die zugehörigen Stimmrechte - an eine kleine Firma namens Skydomes of Grayson.«
»Du machst Witze!« Ungläubig starrte Benjamin seinen Vater an, und Albrecht schnaubte ohne jede Spur von Belustigung.
»Glaub's mir, ich wünschte, das wäre ein Scherz.«
»Aber Hauptmann und Harrington hassen einander doch bis aufs Blut«, protestierte Benjamin.
»Inzwischen wohl nicht mehr«, widersprach Albrecht. »Oh, alles, was wir bislang gesehen haben, lässt darauf schließen, dass er und Harrington einander wirklich nicht sonderlich mögen, aber sie haben doch sehr viele gemeinsame Interessen. Schlimmer noch, er weiß aus eigener, schmerzhafter Erfahrung, dass man sie nicht kaufen kann und dass sie sich nicht bluffen lässt. Schlimmer noch: Seine abgöttisch geliebte Tochter gehört zu Harringtons besten Freunden. Wenn man dann noch
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