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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eben nicht darum zu bitten. Baumkatzen waren sehr viel direkter, sie hatten nur eine begrenzte Geduld mit einigen der für sie deutlich alberneren sozialen Begriffe der Menschheit. Und um ganz ehrlich zu sein, Dschingis hatte deutlich weniger Schwierigkeiten damit, die Einstellung des Ballroom zu akzeptieren und gutzuheißen, als Judson selbst. Doch Dschingis begriff auch, wie wichtig Torch nicht nur für seine Person war, sondern auch für all die anderen Zwei-Beine rings um ihn, und dass sehr viel Hoffnung eben darauf beruhte, sämtliche Personen zu identifizieren, deren Handeln die Zukunft Torchs zu gefährden drohte. Und nicht nur das, Torch war jetzt auch seine Heimat, und Baumkatzen verstanden genau, was es mit der Verantwortung dem Clan und dem Lager gegenüber auf sich hatte.
    Doch das führte auch nicht dazu, dass die beiden nun sonderlich fröhlich gewesen wären.
    »Der da.« Plötzlich zuckten Dschingis' Finger.
    »Was?«
    Judson zuckte zusammen. Bislang, und trotz der unausweichlichen emotionalen Erschöpfung, gehörten dem heutigen Transport nur wenige ›Problemkinder‹ an, und Van Hale war in eine Art Autopilot-Modus verfallen, während er die Neuankömmlinge beobachtete und dabei aufmerksam ihren Antworten lauschte, die sie bei der Einreisebefragung gaben.
    ›Der da‹, wiederholten Dschingis' Finger. ›Der Große in dem braunen Overall, vor der linken Aufzugsgruppe. Mit dunklem Haar.‹
    »Hab ihn«, sagte Judson einen Moment darauf, auch wenn an diesem Neuankömmling äußerlich nichts in irgendeiner Weise Auffälliges war. Er entstammte offensichtlich einer Gen-Linie für allgemeine Verwendung. »Was ist mit ihm?«
    »Weiß nicht genau«, erwiderte Dschingis, und seine Finger bewegten sich ungewöhnlich langsam. »Er ist ... nervös. Irgendetwas beunruhigt ihn.«
    »›Beunruhigt‹«, wiederholte Judson. Er hob die Hand und streichelte Dschingis sanft über den Rücken. »Viele Zwei-Beine sind wegen vielerlei Dinge beunruhigt, O Geißel der Chipmunks«, sagte er. »Was ist an dem so besonders?«
    »Er ... schmeckt einfach falsch.« Offenkundig suchte Dschingis nach einer Möglichkeit, etwas zu beschreiben, was er selbst nicht ganz begriff, wie Judson bemerkte. Er war nervös, als er aus dem Fahrstuhl herausgetreten war, aber danach war er noch viel nervöser.
    Judson legte die Stirn in Falten und fragte sich, was er davon halten solle. Dann hob der Neuankömmling den Kopf, und nun erzitterten auch Judsons eigene mentale Antennen.
    Der Mann in dem braunen Overall versuchte nach Kräften, es sich nicht anmerken zu lassen, doch er betrachtete nicht einfach nur den Menschenauflauf im Ankunftsbereich. Nein, er blickte geradewegs Judson Van Hale und Dschingis an ... und versuchte es dabei so wirken zu lassen, als wäre es nicht so.
    »Glaubst du, es hat ihn beunruhigt, dich zu sehen, Dschingis?«, fragte er leise. Dschingis neigte den Kopf zur Seite, dachte offensichtlich angestrengt nach, und dann zuckte seine rechte Echthand kurz hoch und zeigte das Zeichen für 'J'. Dazu nickte Dschingis bestätigend.
    Na, das ist interessant, dachte Judson und blieb genau dort, wo er gerade stand, und versuchte, sich nicht das Interesse an Mr. Brauner-Overall anmerken zu lassen. Natürlich heißt das wahrscheinlich gar nichts. Jeder hat das Recht, bei seiner Ankunft auf einem gänzlich neuen Planeten nervös zu sein - vor allem solche Leute, wie sie Tag für Tag auf Torch eintreffen! Und wenn er Berichte über die 'Katzen gehört hat - oder noch schlimmer: irgendwelche Gerüchte -, dann glaubt er vielleicht, Dschingis könne geradewegs in seinen Kopf hineinschauen und mir alles erzählen, was er denkt oder fühlt. Wir sind weiß Gott genug Leuten begegnet, die es eigentlich besser wissen sollten, und ich kann es niemandem verdenken, diese Vorstellung nicht sonderlich zu mögen. Aber trotzdem ...
    Seine rechte Hand zuckte kaum merklich über die virtuelle Tastatur, die nur er sehen konnte; er aktivierte die Sicherheitskamera, die ein Bild von dem Mann im braunen Overall aufnahm, während dieser sich in den Sessel vor einem der Sachbearbeiter des Einwanderungsdienstes sinken ließ. So nervös der Neuankömmling auch sein mochte, es gelang ihm immerhin, recht selbstsicher zu wirken, als er die Fragen des Sachbearbeiters beantwortete und kurz seinen bisherigen Werdegang schilderte. Er blickte nicht einmal mehr zu Judson und Dschingis hinüber und schaffte es sogar, kurz zu lächeln, als er den Mund öffnete und die

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