Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Titel: Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
skrupellos wie geschickt ein.
    Hank Ryder betrat das große, elegant eingerichtete Wohnzimmer. Ryder war ein fünfunddreißig jähriger Rotschopf mit blasser Haut und vielen Sommersprossen. Er trug einen blauen Overall und hatte einen Lappen in der Hand, mit dem er sich die Finger abwischte. »Hallo, Boß«, sagte er. »Es ist wegen Roger, nicht wahr?«
    Riggers setzte sich. »Ja, es ist wegen Roger«, bestätigte er. »Was ist das für eine Geschichte mit diesem Chapman?«
    »Keine Ahnung, Boß!«
    Riggers rührte sich nicht. Er hatte einen kurzen, gedrungenen Hals und einen runden kahlen Schädel. Seine Züge waren durchaus auffallend. Vor wenigen Jahren hatte er eine kleine Filmrolle gespielt. Darauf war er heute noch stolz. »Du wohnst mit Roger zusammen«, sagte er. »Du warst sein Freund. Er muß dir doch erklärt haben, was er in Chicago wollte!«
    »Er erwähnte irgend etwas von einer Puppe, für die er sich interessiert. Das ist alles.«
    »Hatte er etwas mit dieser Chapman?«
    »Roger? Bestimmt nicht, Boß. Du weißt, daß Roger gern mit seinen Eroberungen prahlte. Von einer Vivian Chapman hat er nie gesprochen.«
    Riggers Augen wurden schmal. »Woher weißt du, daß sie Vivian heißt?«
    »Das steht doch in den Zeitungen?«
    »Waren die Bullen schon bei dir?«
    »Noch nicht.«
    »Sie werden die Wohnung filzen. Hat Roger irgend etwas zu Hause liegen, was uns gefährlich werden könnte?«
    »Nein.«
    Riggers stand auf. Er baute sich dicht vor Ryder auf. »Strenge doch dein Köpfchen mal ein bißchen an, Hank!« sagte er weich und mit schleimiger Freundlichkeit. »Es betrifft doch uns alle, nicht wahr? Du wirst dir denken können, was uns jetzt erwartet! Die Polypen werden glauben, daß ich den Mist inszeniert habe. Sie werden uns einmal wieder unter die Lupe nehmen, dich, mich, uns alle! Reizende Aussichten, was?«
    Ryders Mundwinkel zuckten kaum merklich. Er war kein Feigling, aber vor seinem Boß hatte er Angst. Vor allem dann, wenn Riggers diese falsche Freundlichkeit gebrauchte. »Roger hat offenbar eine kleine Nebenarbeit angenommen, und die ist ihm zum Verhängnis geworden«, sagte Ryder. Er stopfte den Lappen in die Tasche und legte die Hände auf den Rücken.
    Riggers nickte. »Eine kleine Nebenarbeit!« sagte er schnaufend. »Natürlich, die hatte er bitter nötig, nicht wahr? Von mir bekam er ja nur zweitausend Dollar im Monat, ganz zu schweigen von den Sonderprämien! Er mußte sich noch etwas dazuverdienen. Wozu? Wofür brauchte er das Geld? Wem mußte oder wollte er einen Gefallen tun?«
    »Ich weiß.es nicht, Boß.«
    »Wer war zuletzt seine Favoritin?«
    »Rita«, sagte Ryder rasch. »Rita Felloni.«
    »Die Sängerin?«
    »Ja. Sie tritt im ,Kingston’ auf.«
    »Was wollte Roger von diesem Chapman?« bohrte Riggers. »Weshalb der faule Zauber mit dem Seil? Ich verstehe das nicht!«
    »Ich auch nicht, Boß, aber…«
    Riggers Hand landete schwer und ziemlich schmerzhaft auf Ryders Mund. Für einen Mann seiner Größe, seines Umfanges und seines Alters war Riggers verblüffend beweglich.
    Ryder hatte den Schlag nicht einmal kommen sehen. Er schluckte seinen Zorn hinunter. Es war sinnlos und gefährlich, dem Boß gegenüber Wut zu zeigen. Es gab Dinge, die man als Syndikatsmitglied akzeptieren mußte.
    »Das wird deinem Gedächtnis auf die Beine helfen«, sagte Riggers mit gespielter Freundlichkeit. »Mit diesem guten alten Hausmittel habe ich schon die besten Erfahrungen gemacht.«
    Ryder schluckte. Er schaute Riggers voll an. »Ich sage die Wahrheit, Boß!« Riggers erwiderte den Blick seines Untergebenen. Sekundenlang war es völlig still im Zimmer. Riggers ließ die massigen Schultern langsam sinken. »Okay, ich glaube dir«, sagte er. »Du weißt, was dir passiert, wenn ich entdecken sollte, daß du gelogen hast. Wir müssen ab sofort kurztreten. Sage das den anderen. Wir dürfen den Bullen nicht die kleinste Angriffsfläche bieten, verstanden? Wir wissen nicht, was Roger in Chicago wollte.« Er lachte kurz und lustlos. »Das ist sogar die verdammte Wahrheit! Also: immer hübsch auf die legale Tour. Kapiert?«
    »Kapiert!« sagten Ryder und der Mann an der Tür wie aus einem Munde.
    ***
    Ich lenkte meinen roten Flitzer in eine Parklücke und blieb sitzen, um mir das Haus auf der anderen Straßenseite anzusehen. Es war alt, verwahrlost und grau. Seine Bewohner schienen eine Absprache getroffen zu haben, die Fenster nur noch vom Regen waschen zu lassen. Ich wunderte mich, daß Hitchcock diese

Weitere Kostenlose Bücher