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Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Titel: Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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schönste Frau, die er kannte. Sie war blond und hatte riesengroße bernsteinfarbene Augen. Die Lippen waren voll. Wie gut kannte er dieses Gesicht. Er wußte seit langem, daß diese berückende Frau eine Unzahl von Fehlern verbarg. Aber er wußte erst seit letzter Nacht, daß dieses Engelsgesicht einer Mörderin gehörte.
    Vivian fühlte sich unbehaglich unter seinen Blicken. Es war, als sei sie völlig unvorbereitet unter das Skalpell eines Arztes geraten. Sie durchquerte rasch das Zimmer und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Vivian war fassungslos. Wie sollte es weitergehen?
    »Die Polizei?« fragte sie verwirrt. »Was sollte sie hier wollen?«
    Chapman setzte sich auf das Fußende des Bettes. »Sie kommt wegen der Bombenexplosion. Und wegen des toten Fulham. Ich wette, man wird ein paar Fragen an dich stellen. Der Portier wird sich erinnern, daß er kurz vor dem großen Bums das Gespräch aus New York auf mein Zimmer legte. Man wird wissen wollen, weshalb du mich angerufen hast.«
    Vivian war leichenblaß. »Ich habe dich nicht angerufen!« sagte sie schnell.
    Chapman lächelte müde. »Ich kenne deine Stimme, Vivian.«
    Warum schlägt er mich nicht? dachte sie. Das hätte alles viel leichter gemacht! »Also gut… was soll jetzt werden?« fragte sie und starrte an ihm vorbei ins Leere.
    »Das wird sich finden. Du mußt dir lediglich etwas einfallen lassen, was sich mit der Wirklichkeit verträgt. Die Polizei wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen, glaube ich. Dieser Fulham ist — pardon, war! — ein prominenter New Yorker Gangster. Man will wissen, warum er mir an den Kragen wollte.«
    Vivian schluckte. Ihr Hals war trocken. Das Sprechen fiel ihr schwer. »Du wirst ihnen die Wahrheit sagen?« flüsterte sie kaum hörbar.
    Chapman erhob sich. Er starrte das Brandloch in der Steppdecke an. »Nein«, sagte er.
    Vivian hob das Kinn. Sie konnte keine Dankbarkeit empfinden. »Damit willst du mich nur demütigen!« sagte sie gequält.
    Er sah sie nicht an. »Demütigen?« fragte er. »Nein. Ich will und ich werde dich töten, Vivian. Aber diesen Job überlasse ich keinem anderen!«
    Vivian war sprachlos. So hatte sie Rex noch nie erlebt. In ihren Augen war er immer nur ein weichlicher Spinner gewesen. »Du willst nur den starken Mann spielen! Du bist beleidigt. Du willst es mir heimzahlen, nicht wahr? Gib dir keine Mühe, Rex Chapman! Du könntest nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun.«
    »Das mit der Fliege mag stimmen«, nickte er und schaute Vivian voll an. »Weshalb sollte ich ein unschuldiges Wesen töten? Mit dir ist das etwas anderes! Weißt du übrigens, daß ich mir in dem Hotel das Leben nehmen wollte? Ohne deinen Plan wäre ich jetzt ein toter Mann und du hättest eine halbe Million. Der Kerl, der mich aus dem Wege räumen sollte, wurde von der Bombe getötet, die ich mir selbst zugedacht hatte. Überrascht, mein Engel?«
    Vivian starrte ihn fassungslos an. »Du lügst!« sagte sie heiser.
    »Es ist die Wahrheit. Sie ist nur für dich bestimmt. Sieh zu, wie du damit fertig wirst! Außerdem wird die Polizei bald hier sein«, sagte Rex Chapman ruhig. »Ich werde ihnen auf machen, wenn sie kommen. Du hast mich heute nacht nur angerufen, um über Kopfschmerzen zu klagen. Klar? Es ist besser, wenn wir unsere Aussagen aufeinander abstimmen!«
    »Wer ist es?« fragte Chapman unvermittelt.
    »Was heißt das?«
    »Wer ist dein Freund«, sagte er. »Dein Liebhaber! Ich will es wissen!«
    Vivian ordnete ihr Haar.
    »Du wirst ihn kennenlernen!« sagte sie. »Er wird wiedergutmachen, was Fulham verpfuscht hat!«
    ***
    Big Riggers wischte die Morgenzeitung mit einer wütenden Handbewegung vom Tisch. »Wo steckt Hank?« fragte er grunzend. Seine kleinen, dunklen Augen funkelten drohend.
    Der Mann, der neben der Tür saß und in einem Magazin las, sprang eilfertig auf. Wenn der Boß in diesem Ton sprach, mußte man schnell spuren. »In der Garage, glaube ich. Er bastelt an dem Chevy herum!«
    »Ich will ihn sprechen!« sagte Big Riggers barsch.
    Der Mann an der Tür huschte aus dem Zimmer. Big Riggers stand auf. Er hatte das Frühstück kaum angerührt, obschon gut essen seine Leidenschaft war. Er aß täglich fünfmal ausgiebig, ganz zu schweigen von den kleineren Snacks, die er sich zwischendurch gönnte. Riggers war mit seinen zweiundfünfzig Jahren nicht mehr eitel. Er hatte gelernt, daß es im Leben nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, wenn man Geld und Macht besitzt. Er hatte beides und setzte es ebenso

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