Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar
im schlimmsten Falle von den Schnüfflern kassieren lassen. So etwas nennt man einseitige Risikoverteilung.«
Er starrte mich noch dämlicher an als gewöhnlich. »Ich kann auch auf der Treppenstufe sitzen bleiben, aber ich würde es vorziehen, drinnen auf Paco zu warten.«
Brophy brauchte eine volle Minute, bis er einen Entschluß faßte, und während dieser Zeit hielt er den rechten Fuß hoch. Endlich setzte er ihn auf die Erde und gab den Eingang frei.
Ich zündete eine Camel an und suchte mir einen Sessel, der bequem aussah. »Okay! Warten wir also auf seinen dritten Anruf!«
Remacs dritter Anruf kam ungefähr eine Stunde später. Als das Telefon läutete, richtete sich Brophy, der eingeschlafen war, auf. Ich war schneller. »Hallo, Paco!« sagte ich sofort. »Ich sehe verdammt wenig Sinn darin, daß Sie sich verkriechen. Auf diese Weise sehen Sie nicht ein Stück von Ihrem Goldschatz wieder.«
»Sind Sie das, Cotton?«
»Haben Sie keine klügeren Fragen zu stellen?«
»Was sollen wir unternehmen?«
»Zunächst einmal kommen Sie her, zum Teufel!«
»Es ist gefährlich, Cotton. Cossak wurde umgebracht, und die Polizei läuft auf Hochtouren.«
»Für Sie nicht so gefährlich wie für mich. Die Schnüffler interessieren sich mehr für einen Mann, der aus dem Carlton Hotel verschwand, als für Sie, der Sie nur von Zeit zu Zeit in der Hotelbar auf tauchten. Wenn Sie das Gold holen wollen, so haben wir heute nacht unsere letzte Chance.«
»Ich werde kommen, Cotton!«
Er mußte von einer Telefonzelle in der Nähe angerufen haben, denn er tauchte schon nach knapp zehn Minuten auf. Er war unruhig wie ein Fuchs, dem die Witterung des Jägers in die Nase sticht.
»Haben Sie Cossak umgelegt?« fragte er.
»Kein Kommentar«, antwortete ich und grinste.
Er begann an den Nägeln seiner linken Hand zu kauen. »Ich sehe keinen Grund, warum Sie es dem Dicken besorgten«, knurrte er. »Eine halbe Kompanie Polizisten hat das Hotel durchschnüffelt.«
»Haben sie den Tresor gefunden?« Er zuckte die breiten Schultern. »Keine Ahnung!«
»Wenn sie ihn fanden,’ so haben sie ihn mit Sicherheit nicht geöffnet. Ich weiß Bescheid. Bis die Polizei die Erlaubnis erhält, einen Tresor gewaltsam zu öffnen, vergeht eine Woche.«
»Wir können ihn nicht ohne Gravdale öffnen«, sagte er mutlos. »Ich habe vergeblich versucht, ihn zu erreichen. In seiner Wohnung meldet sich niemand.«
»Ich sprach mit Gravdale«, sagte ich gelassen. Die Mitteilung riß Remac vom Stuhl.
»Wann?«
»Im Laufe des Nachmittags.«
»Und es gelang Ihnen, ihn zum Reden zu bringen?«
»Ja«, antwortete ich lakonisch.
Remac zögerte, bevor er die nächste Frage zu stellen wagte. »Wo ist Hall jetzt?«
Wieder grinste ich, so schön und teuflisch ich es konnte. »Kein Kommentar.« Paco Remac stieß die angehaltene Luft aus. »Damit wären Sie und ich Partner. Arbeiten Sie jetzt auf eigene Rechnung, oder betrachten Sie sich noch immer als Mann des Bosses?«
»Reden wir später über die Feinheiten!« lachte ich. »Zunächst einmal sollten wir die Goldmünzen holen. Im Carlton Hotel ist eure Beute nicht mehr sicher.«
»Einverstanden!« Er wandte sich an Brophy. »Hol den Wagen aus der Garage!«
Brophy torkelte aus dem Sessel hoch. Er hatte sich eine gehörige Portion Whisky einverleibt. »Halten Sie ihn für brauchbar?« fragte ich.
»Er verträgt viel! Sie werden sehen, daß er in wenigen Minuten wieder voll einsatzfähig ist.«
Brophy musterte seinen Chef und Komplicen aus zusammengekniffenen Augen. »Der New Yorker sagt, Paco, du hättest mich einfach der Polizei überlassen, falls die Bullen hier aufgetaucht wären«, sagte er mit schwerer Zunge.
»Es sind keine Bullen auf getaucht. Los, beeil dich!«
»Einseitige Risikoverteilung nannte er es«, grollte Brophy und verließ das Zimmer.
Paco Remac warf mir einen wütenden Blick aus seinen schrägstehenden Fuchsaugen zu. »Versuchen Sie nicht, meinen Mann gegen mich aufzuhetzen!«
»Nehmen Sie es nicht tragisch«, lachte ich. »Ich benutze meinen Wagen. Wo wollen wir uns treffen?«
»Hängen Sie sich an! Wir fahren in die Parkanlage auf der Rückseite des Hotels.«
Er löschte die Lichter. Wir verließen den kleinen Bungalow. Brophy hatte inzwischen den roten Sportwagen aus der Garage gefahren. Er beschäftigte sich damit, das Verdeck hochzuklappen.
»Waren Sie an dem Tag, an dem ich ankam, bestimmt nicht mit diesem Wagen in der Nähe des Hotels?« fragte ich.
»Nein, zum Teufel?
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