Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar
hoch, ging den Gang entlang und klopfte an die Tür von Nummer 27. Ich rief Cossaks Namen. Niemand reagierte hinter der Tür.
Ich schob den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn. Es ging ohne jeden Widerstand. Kein Schlüssel steckte von der Innenseite. Ich stieß die Tür auf. Die Deckenbeleuchtung brannte, obwohl das Tageslicht hell durch das Fenster fiel.
Cossak lag auf dem Bett. Er trug den schwarzen Anzug, in dem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Aus einer Schläfenwunde war Blut über seine feisten Wangen gesickert und hatte eine rote, langst verkrustete Spur gezogen. Erst als ich näher herantrat, sah ich um seinen Hals die Drahtschlinge, mit der er umgebracht worden war.
***
Ich legte die Fingerspitzen an Cossaks Gesicht. Ich spürte die eisige Kälte. Der Mann war seit vielen Stunden tot. Es sah ganz so aus, als wäre er noch in der vergangenen Nacht umgebracht worden. Nichts deutete darauf hin, daß der Mörder das Zimmer durchsucht hätte. Der Schrank und alle Schubladen waren geschlossen.
Ich verließ den Raum, verschloß ihn und fuhr nach unten. Barbara wartete auf mich. Ich legte den Zentralschlüssel auf die Theke. »Kommen Sie!« sagte ich und nahm ihren Arm. »Cossak wurde ermordet.«
Sie schrak zusammen. »Liegt er in seinem Zimmer?« fragte sie leise.
Ich nickte. »Ich glaube, daß er schon in der vergangenen Nacht umgebracht wurde. Als Sie und Cossak allein im Hotel waren, Barbara, waren Sie während der ganzen Zeit meiner Abwesenheit zusammen?«
»Ja, mit Ausnahme der ersten zwei oder drei Minuten. Als Sie vom Balkon gesprungen waren, lief Cossak über die Treppe nach unten. Ich hingegen rannte zum Balkon und sah Ihnen nach genauer gesagt: Ich versuchte, Ihnen nachzusehen. Dann lief ich ebenfalls in die Halle zurück. Cossak stand am Ausgang. Wir sahen beide, wie Sie den Jaguar starteten. Danach sagte Cossak: Jetzt unternehmen wir besser nichts, bis der G-man zurückkommt.«
»Gut, Barbara! Ich werde jetzt das FBI informieren. Dann erst kann ich Sie nach Hause bringen. Warten Sie noch fünf Minuten!«
Ich ging nach oben in mein Zimmer. Das Telefon stand auf dem Nachttisch. Ich hatte den Apparat bisher nur für Gespräche innerhalb des Hotels benutzt. Mit einer gewissen Spannung nahm ich den Hörer ab und drückte den weißen Knopf auf dem Sockel. Der gleichmäßige Summton wechselte in das Freizeichen des öffentlichen Telefonnetzes. Man konnte also vom Zimmer aus ohne Zwischenschaltung der Hotelzentrale mit anderen Anschlüssen telefonieren.
Ich wählte die Nummer des Hauptquartiers in New York. Ich fragte die Einsatzleitung, ob sie eine Verbindung zu Phil unterhielten. Phil befand sich auf einem Stützpunkt der Küstenpolizei, um die nächtliche Bergung des Mannes in dem abgesoffenen Boot vorzubereiten. »Sagt ihm, daß ich ihn kurzfristig sprechen muß. Ich warte auf ihn am Meilenstein 40. Wir haben uns an diesem Platz heute schon einmal getroffen. Verbindet mich jetzt mit dem Chef!«
Wenige Sekunden später meldete sich Mr. High. »Ich bitte um Ihre Erlaubnis für einen besonderen Einsatz, Sir!«
»Geben Sie mir die Einzelheiten, Jerry!«
Ich setzte ihm auseinander, was ich zu unternehmen beabsichtigte. Er hörte schweigend zu. Als ich geendet hatte, fragte er: »Haben wir keine andere Möglichkeit?«
»Nur gegen einen Mann besitzen wir genug Verdachtsgründe, um eine Verhaftung zu rechtfertigen. Wenn ich weiterkommen will, darf diese Verhaftung nicht wie eine -Verhaftung aussehen.«
»Ich bin einverstanden, Jerry! Falls sich die anderen dadurch auch nicht aus der Reserve locken lassen, müssen wir versuchen, auf dem offiziellen Wege weiterzukommen.«
»Danke, Si.r!« Ich legte auf, ging hinunter. Barbara wartete.
Sie rauchte. Ihre Bewegungen waren fahrig und verrieten ihre Nervosität.
»In einigen Minuten wird die Polizei hiersein. Ich verschwinde vorher aus diesem Hotel.«
»Geben Sie sich immer noch nicht als FBI-Agent zu erkennen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, Barbara! Gravdale und Remac sollen glauben, ich hätte Cossak auf dem Gewissen.«
»Und wer hat ihn wirklich umgebracht?«
»Durch diese Geschichte geistert ein Mann, der allgemein der Boß genannt wird. Ich nehme an, daß Cossaks Tod allein auf sein Konto kommt. Er betrat das Hotel, als Sie und ich zu Ihrer Wohnung fuhren. Er muß Cossak gezwungen haben, auf sein Zimmer zu gehen, bevor der Nachtportier seinen Dienst antrat. Dort brachte er ihn um. Vermutlich verließ er nach der Tat das Haus über
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